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Stirb für mich: Thriller

Stirb für mich: Thriller

Titel: Stirb für mich: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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aber stattdessen Mercy. Ihr Vater war ein leitender Polizeibeamter und brutaler Disziplinfanatiker. Ein Freund in Accra hatte mich mit ihm bekannt gemacht, und ich durfte in seinem Haus wohnen, während ich meinen Vater suchte. Er behandelte seine fünf Kinder wie Diener. Sie schlichen stumm und mit gesenktem Kopf durchs Haus und wagten es in seiner Gegenwart nicht, mir in die Augen zu sehen. Er schlug sie. Es war eine traurige, verdüsterte Familie, und ich half Mercy, ihr zu entfliehen. Sie kam mit mir nach England. Ich ging zur Armee und sie aufs College. Dann begann der erste Golfkrieg, und wir haben uns ein paar Jahre lang kaum gesehen, blieben jedoch sehr enge Freunde, und dann wurde sie schwanger. Und als sie Amy zur Welt brachte, war es schon wieder vorbei.«
    Schweigen. Sie küsste seine Hand auf ihrer Schulter. Dann schliefen sie ein.
    Um sechs Uhr wachten sie auf.
    »Das Telefon«, sagte Isabel. »Es ist das Telefon.«
    Und für den Bruchteil einer Sekunde war es bloß das. Die beiden Liebenden wollten die Störung ignorieren. Dann sprang sie jäh aus dem Bett und rannte durch die Tür und die Treppe hinunter, dicht gefolgt von Boxer.
    »Es ist Alyshias Handy«, sagte sie, als sie nackt in ihrem Schlafzimmer stehend auf das Display blickte.
    »Du musst rangehen«, sagte Boxer. »Du bist gerade aufgewacht, noch benommen von einer Schlaftablette. Lass dir Zeit, klar im Kopf zu werden.«
    Er holte rasch Stift, Block und den Laptop, setzte sich neben sie aufs Bett, um mithören zu können, und nickte.
    »Hallo?«, sagte Isabel mit kratziger Stimme. »Ich … hallo? Wer ist da?«
    »Isabel Marks?«
    »Ja.«
    »Hier ist Jordan. Tut mir leid, dass ich Sie so früh anrufe, aber Ihrer Tochter geht es nicht gut.«
    »Was? Was haben Sie gesagt? Alyshia … was ist los?«
    »Ja, ich dachte mir, dass Sie das wach machen würde. Sie sind der Typ Frau, nicht wahr, Mrs Marks?«
    Boxer blickte zu dem Laptop und sah, dass Alyshias Handy auf dem Online-Tracking-System von Pavis geortet worden war. Es fuhr über die M4 Richtung Reading.
    »Was ist mit Alyshia?«
    »Sehen Sie, das meine ich. Sie sind anders als Chico …«
    »Chico? Woher wissen Sie, dass ich ihn so nenne?«
    »Sie sind auch anders als Alyshia.«
    »Wovon reden Sie? Sagen Sie mir einfach, was ihr fehlt.«
    »Ihr fehlt gar nichts«, sagte die Stimme. »Sie hält den Druck gut aus.«
    »Lassen Sie mich mit ihr sprechen.«
    »Ich fürchte, das ist immer noch nicht möglich.«
    Boxer hielt eine vorbereitete Karte mit der Aufschrift LEBENSBEWEIS hoch.
    »Dann müssen Sie mir einen Beweis liefern, dass sie …«
    »Sie werden mir einfach glauben müssen, Mrs Marks.«
    »Ich finde, dass das nicht besonders fair ist«, sagte Isabel adrenalingesteuert. »Wie können Sie erwarten, dass wir guten Glaubens weiterreden, wenn Sie nicht bereit sind …«
    »Hören Sie auf mit dem Mist, Mrs Marks. Das Leben ist nicht fair.«
    »Nein, ich höre nicht auf mit dem Mist. Sie haben meine Tochter in Ihrer Gewalt. Wenn Sie wollen, dass wir dieses Gespräch fortsetzen, möchte ich einen Beweis, dass sie lebt.«
    »Machen Sie mich nicht wütend, Mrs Marks. Sie wissen, was passieren kann.«
    Isabel schwieg.
    »Ja, genau. Ich lasse es einfach an Alyshia aus«, sagte die Stimme. »Ich drehe die Heizung in ihrem Zimmer ab. Fessle sie für einen Tag ans Bett. Lasse sie in ihrem Kot und ihrer Pisse liegen. Verpasse ihr ein paar Ohrfeigen. Kein bleibender Schaden, aber überaus unangenehm.«
    Isabel blickte auf das, was Boxer aufgeschrieben hatte, sagte jedoch nichts.
    »Was glauben Sie, woher ich weiß, dass Sie Ihren Exmann Chico nennen?«, fragte Jordan. »Genau. Da haben Sie Ihren Lebensbeweis.«
    »Das ist kein …«, sagte Isabel, und ihre Beine zitterten unkontrolliert. »Das ist kein Lebensbeweis.«
    »Fürs Erste muss es reichen.«
    Boxer zuckte die Achseln und wies auf seine Notiz.
    »Was wollen Sie?«, fragte Isabel. »Sie haben gesagt, es geht nicht um Geld, also worum dann? Wenn es komplizierter ist als Geld, brauchen wir Zeit. Sagen Sie uns, was Sie wollen, damit wir …«
    »Was? Verhandeln?«, fragte die Stimme. »Ist es das? Ich wette, Frank hat einen Profi für Sie organisiert: einen Un-ter-händ-ler. Nichts würde ihm besser gefallen. Wahrscheinlich sitzt der Typ neben Ihnen und schreibt auf, was Sie sagen sollen. Aber so wird das nicht laufen. Ich werde keine materiellen Forderungen stellen. Das brauche ich gar nicht. Was glauben Sie, woher ich weiß, dass Sie wegen Ihres

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