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Stirb für mich: Thriller

Stirb für mich: Thriller

Titel: Stirb für mich: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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spüren.
    »Ray will lediglich sagen, dass Jordan eine Lage mit allen Merkmalen einer Entführung geschaffen hat, es jedoch gleichzeitig eine Reihe von Merkwürdigkeiten gibt, die die Situation unklar machen«, erklärte er.
    »Ich würde mir gern anhören, was auf dem Handy Ihrer Tochter ist«, sagte Moss. »Zunächst werden es die Kriminaltechniker untersuchen wollen. Danach telefonieren wir wieder.«
    »Danke, Ray«, sagte Boxer, schaltete die Mithörfunktion aus und hielt das Telefon ans Ohr.
    »Sie sollte das nicht alleine durchstehen«, sagte Moss.
    »Wir arbeiten dran.«
    »Er wird sie umbringen … am Ende. Daran habe ich keinen Zweifel«, sagte Moss. »Dieses Hinhalten ist nur Teil der Folter. Ich würde sofort die Met auf den Fall ansetzen, egal was dieser Wichser von Jordan sagt.«
    Der Anruf von Simon Deacon hatte Roger Clayton einen vollen Arbeitstag beschert, wie er ihn nicht gewohnt war, schon gar nicht bei der scheußlichen Luftfeuchtigkeit im März, die die heißen, trockenen Winde aus Gujarat abgelöst hatte. Der Anruf hatte drei Treffen in verschiedenen Teilen der Stadt nach sich gezogen, die aus irgendeinem verrückten Grund Los Angeles als Muster modernen urbanen Lebens gewählt hatte. Ihre Ausdehnung war gewaltig, und man konnte die verschiedenen Viertel nur mit dem Auto erreichen, zusammen mit zehn Millionen anderen Verkehrsteilnehmern in Mumbai. Er schätzte, dass sich allein die Fahrzeiten für diesen Tag auf neun Stunden beliefen.
    Rajiv Tandon war Deputy Central Intelligence Officer beim indischen Inlandsnachrichtendienst IB , kurz für Intelligence Bureau. Sie hatten sich an einem der Orte verabredet, die Clayton in Mumbai am meisten hasste, im High Street Phoenix Shopping Center in Lower Parel, einem Neubau, für den lediglich die Schornsteine der alten Textilfabriken als dekoratives Element stehen gelassen worden waren und der nur wenige Meilen südlich von seinem Büro im Bandra Kurla Complex lag. Tandon ging gerne einkaufen, und weil Clayton nichts anzubieten hatte, was Tandon gegenüber seinen Vorgesetzten glänzen lassen würde, und Simon Deacon schon klargemacht hatte, dass er nicht wollte, dass die Entführung von D’Cruz’ Tochter im IB bekannt wurde, wusste Clayton, was er zu tun hatte: im richtigen Moment die Kreditkarte zücken. Das gefiel ihm nicht, nicht weil es sich wie Korruption oder Bestechung anfühlte, sondern weil er mit seiner eigenen Karte bezahlen und den Betrag auf seine Spesenabrechnung setzen musste, deren Bearbeitung früher sechs Wochen gedauert hatte, sich bei den Sparmaßnahmen der Regierung Ihrer Majestät jedoch inzwischen bis zu zehn Wochen hinziehen konnte. Zum Glück war Tandon nicht exzessiv gierig, und Ralph-Lauren-Klamotten im Wert von dreihundertfünfzig Pfund führten bereits zum Ziel.
    Sie setzten sich an einen Tisch bei Costa Coffee, wofür er dankbar war. Sonst ging Tandon gern zu McDonald’s, sodass Clayton schon einen Rettungsring aus Big Macs um die Hüfte hatte. Tandon behielt seine Persol-Sonnenbrille mit Goldfassung auf, in deren Gläsern sich das Bohnen-Logo von Costa und Claytons gelassene Miene spiegelten, hinter der er seine Gereiztheit verbarg. Gedämpfter Jubel aus dem Fernseher, in dem eine Wiederholung der Twenty20-Cricket-Spiele der indischen Premier League lief, kämpfte mit dem Milchschäumer der Kaffeemaschine um die Lärmhoheit.
    »Wir sind also hier, um über Goldfinger zu sprechen«, verwendete Tandon den hochkreativen Codenamen, den sie Frank D’Cruz gegeben hatten. »Und Sie wollen nicht nur aktuelle, sondern auch historische Informationen.«
    »Wir müssen wissen, ob es in seiner Vergangenheit irgendeine hässliche Begebenheit gibt, die etwas mit der Situation in London zu tun haben könnte«, erklärte Clayton.
    »Ich habe Ihnen gesagt, dass das nicht leicht für mich wird«, erwiderte Tandon. »Wir reden hier von Material aus der Prä-Computer-Ära. Nichts, was aus der Zeit vor 1992 stammt, ist bisher digitalisiert worden. Ich versuche immer noch herauszufinden, wo seine Papierakte aufbewahrt wird, aber ich war in der Lage, mit einigen Leuten zu sprechen.«
    »Über Goldfingers Interessen?«
    »Ja, und ich hatte Glück, weil sein Name in unserem Büro ganz natürlich zur Sprache kam.«
    »Wie das?«
    Tandon neigte den Kopf, sodass sich der Fernsehbildschirm in seiner Sonnenbrille spiegelte.
    »Die indische Premier League?«, fragte Clayton, amüsiert von Tandons routinierter Coolness. »Und was ist mit der IPL ? Ich

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