Stirb für mich: Thriller
Ziel«, sagte Mercy. »Wir überprüfen gerade die Aufnahmen der Sicherheitskameras rund um Covent Garden, wo das Mädchen zuletzt gesehen wurde. Der Chef hat gesagt, Sie können dreihundert haben – oder einen Scheißdreck, wenn er mich anruft, bevor Sie es ausspucken.«
Nelson rutschte verärgert auf seinem Stuhl hin und her, und sie wusste, dass sie auf der richtigen Spur war.
»Wenn Sie fünfhundert draus machen, kriegen Sie alles.«
»Dreihundert ist das Maximum.«
»Verdammt noch mal, Mercy.«
»Ich hab es sogar dabei.«
»Haben Sie schon mal was von dem Taxifahrer gehört?«
»Nein.«
»Er ist kein richtiger Taxifahrer, er fährt nur ein schwarzes Londoner Taxi. Er hat eine ganz legale Firma für den An- und Verkauf von Büromöbeln in einer Seitenstraße der Violet Road in Bromley. Außerdem beschäftigt er illegale Einwanderer frisch aus Calais und zahlt ihnen einen Hungerlohn. Sie sind in Schlafsälen über dem Möbellager untergebracht, und er verpachtet sie als billige Arbeitskräfte.«
»Wie heißt der Mann?«
»Jack Auber«, antwortete Nelson. »Aber Mord, so was macht Jack nicht.«
»Er beutet nur Menschen aus«, sagte Mercy.
»Ja, schon gut«, erwiderte Nelson. »Ich sag ja nur, dass er keine Leute umbringt.«
»Also, was hat er getan, und woher wissen Sie es?«
»In Stepney gibt es einen Bauunternehmer namens Fred Scully. Der Baubranche geht es zurzeit echt dreckig. Wenn Fred Arbeit bekommt, muss sie sich auch lohnen.«
»Also setzt er Jacks billige Arbeitskräfte ein.«
»Fred beschäftigt gerade zwei von Jacks Jungs. Der eine hat im letzten Jahr schon öfter für ihn gearbeitet, und er hat ihn gut ausgebildet. Freitagnachmittag bittet Jack Fred, die beiden Jungs zu seinem Haus in der Grange Road zu schicken, die Hausnummer weiß ich nicht, aber auf der Rückseite hat man einen Blick auf den Friedhof von East London, und es ist das einzige Haus mit Garage. Fred kennt das Haus, weil er dort seine Ausrüstung lagern darf. Er sagt, sie müssten länger arbeiten und er könne die beiden erst nach neun bei Jack absetzen. Egal, sagt Jack, solange es vor Mitternacht ist.«
»Und wann hat Fred die Jungs abgesetzt?«
»Kurz nach halb zehn.«
»Hat er Jack dort gesehen?«
»Ja, das Taxi parkt vor dem Haus. Jack lässt sie rein, macht Kaffee für alle. Er trägt den beiden Arbeitern auf, die Gerüstteile aus der Garage zu räumen, damit er sein Taxi darin parken kann. Danach sollen sie im Haus warten, bis er zurückkommt. Fred verabschiedet sich. Am nächsten Tag erscheinen die Jungs nicht zur Arbeit. Als Fred anruft, sagt Jack: ›Kein Problem, Fred. Ich schick dir zwei andere. Sie sind in einer Stunde bei dir.‹ Fred will wissen, was mit seinen beiden Jungs passiert ist, und Jack sagt, es hat einen Unfall gegeben. Stell keine Fragen.«
»Wann kommt der Teil mit der Entführung?«, fragte Mercy leicht ungeduldig.
»Hören Sie, ich erzähl Ihnen nur, woher ich weiß, dass Jack in die Sache verwickelt ist«, sagte Nelson. »Jacks Tochter Cheryl und Freds Sohn Vic haben was miteinander. Jack sieht Vic als seinen zukünftigen Schwiegersohn. Also bittet Fred Vic herauszufinden, was mit den beiden Jungs passiert ist. Das ist die Geschichte, mit der er zurückkommt: Als Jack eine halbe Stunde nach Mitternacht in der Grange Road auftaucht, parkt er sein Taxi in der Garage, weil auf der Rückbank jemand schläft. Er geht ins Haus und wartet zusammen mit den Jungs. Eine halbe Stunde später hört er Schreien und Kreischen aus seinem Taxi und schickt die beiden Jungs los, das Mädchen zu betäuben und ins Haus zu bringen.«
»Das Mädchen? Welches Mädchen?«
»Eine Inderin, Mitte zwanzig und ein echter Knaller«, sagte Nelson. »Die Jungs bringen sie ins Schlafzimmer auf der Rückseite des Hauses. Und dann warten sie wieder. Eine halbe Stunde später kreuzen zwei Typen mit Masken auf. Jack hat sie erwartet, aber nicht das, was sie als Nächstes tun, nämlich die beiden illegalen Arbeiter erwürgen. Sie haben die Leichen und das betäubte Mädchen in ihren Transporter geladen und sind abgehauen. Jack war total geschockt. Ist einfach nicht drüber weggekommen, deshalb hat er Vic alles erzählt und ihn gebeten, er solle es niemandem sagen, nicht einmal Fred, aber Sie wissen ja, wie das ist …«
»Sie und ich, Admiral, wir beide machen jetzt einen kleinen Spaziergang«, sagte Mercy.
VIERZEHN
Montag, 12. März 2012, 13.30 Uhr (Londoner Zeit),
18.00 Uhr (Ortszeit), Bandra Kurla Complex, Mumbai,
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