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Stirb für mich: Thriller

Stirb für mich: Thriller

Titel: Stirb für mich: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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gehören Sie?«
    »Zur weißen Arbeiterklasse«, sagte Nelson und wischte sich ein paar Krümel vom Hemd. »Wenn man heute da rausgeht, gibt es Polen und Ukrainer, Litauer und Bulgaren, Chinesen und Jamaikaner, Pandschabis und Paschtunen. Wir wissen nicht mehr, wer wir sind. Aber hier drinnen weiß ich zumindest: Ich bin Engländer, und ich gehöre hierher.«
    »Obwohl Nev Italiener ist«, sagte Mercy. »Sie haben übrigens die Ghanaer vergessen. Ich bin gekränkt.«
    »Sie sind keine Ghanaerin, Mercy. Sie sind verdammt englisch«, erwiderte Nelson und wies mit der Gabel auf sie. »Und wissen Sie was? Nev weiß nicht mal, was ein Latte ist.«
    Das hielt Mercy für unwahrscheinlich, widersprach jedoch nicht.
    »Der Laden steht unter Denkmalschutz«, fuhr Nelson fort und ließ seinen Blick über die Holztäfelung und die bunten Glasfenster wandern. »So englisch ist er. Er ist Teil unseres Erbes geworden, eine Institution.«
    »Und Sie mittendrin«, sagte Mercy. »Worauf wollen Sie hinaus, Nelson?«
    »Kidnapping ist kein englisches Verbrechen«, sagte er.
    »Sie vergessen möglicherweise, dass der Typ, der den Inder in East Ham entführt hat, Danny Gibney hieß.«
    »Ein Ire«, sagte Nelson und wog seine Gabel in der Hand. »Die meisten Entführungen, von denen ich höre, werden von Jamaikanern begangen, die sich die Schwester von irgendwem schnappen, weil der seine Drogen nicht bezahlt hat. Oder von Ukrainern, die illegale Mädchen abgreifen und in Bordelle stecken.«
    »Reizend«, sagte Mercy und aß den letzten Bissen ihrer Bohnen. »Aber was ich meine, ist etwas anders.«
    »Ich habe schon verstanden, was Sie meinen.«
    In diesem Moment wusste Mercy, dass Nelson auf jeden Fall etwas hatte und nur noch über den Preis feilschen wollte. Oder er hatte etwas über jemanden, der nicht weit genug weg war, um sich sicher zu fühlen.
    »Sorgen bereitet uns an dieser Entführung auch, dass wir nicht davon überzeugt sind, dass die Kidnapper auf ein Lösegeld aus sind«, sagte sie. »Wir glauben, sie werden uns hinhalten, das Opfer quälen und töten. Sie wollen doch nicht, dass Leute mit so was davonkommen, oder, Admiral? Nicht bei einer jungen Frau.«
    »Wie jung?«, fragte Nelson, schob seinen Teller von sich und säuberte mit der Zungenspitze seine Zahnlücken.
    »Mitte zwanzig.«
    »Nationalität?«
    »Halb englisch, halb indisch.«
    »Das Problem ist bloß«, sagte Nelson und trommelte mit den Fingern auf die Tischkante, »der Tipp lässt sich zu leicht zu mir zurückverfolgen. Wenn ich es Ihnen erzähle, müssen Sie einen anderen Weg reinfinden. Das müssen Sie mir versprechen.«
    »Ich weiß nicht, ob das so leicht gehen wird.«
    »Das werden Sie sehen, wenn ich es Ihnen erzähle.«
    »Also gut. Ich garantiere es«, sagte Mercy und neigte den Kopf zur Seite. »Allem Anschein nach ist da noch was, Nelson.«
    »Es ist teurer als sonst.«
    »Wieso?«
    »Ich gehe ein größeres Risiko ein.«
    »Ist es ein Freund von Ihnen?«
    »Für was für einen Menschen halten Sie mich?«
    »Und wo liegt dann das Problem?«
    »Er hat Beziehungen. Ich könnte mit zertrümmerten Kniescheiben bezahlen.«
    »Wie viel?«
    »Eins fünf.«
    »Jetzt muss ich in die Kälte raus und telefonieren«, sagte Mercy und schob verärgert ihren Stuhl zurück.
    Sie lief vor der alten Glasfassade des Cafés auf und ab, während sie mit Makepeace telefonierte und ihm erklärte, dass Nelson fünfzehnhundert Pfund für seine schmutzige kleine Information haben wollte.
    »Das ist reichlich übertrieben«, sagte Makepeace. »Liest der Mann keine Zeitung? Stellenkürzungen bei der Polizei, Einsparungen im öffentlichen Sektor, Einfrieren von Löhnen …«
    »Das haben wir alles schon erörtert«, erwiderte Mercy müde.
    »Sagen Sie ihm, wir gehen die Überwachungsbilder vom Ort der Entführung durch und haben auch eine ungefähre Zeit, sodass wir es früher oder später auch ohne seine teure Information herauskriegen. Maximal fünfhundert oder, wenn wir schnell sind, gar nichts.«
    Mercy ging zurück ins Café. Nelson döste wohlig satt vor sich hin. Nev räumte die Teller ab.
    »Kann ich sonst noch was bringen?«, fragte er.
    »Ich hätte gern einen Latte, bitte«, sagte Mercy.
    Nev sah sie ratlos an.
    »Na gut, dann einen Kaffee mit Milch«, brummte sie und setzte sich.
    »Ich hab’s Ihnen ja gesagt«, meinte Nelson.
    »Quatsch«, erwiderte Mercy. »Sie haben ihn vorgewarnt.«
    »Haben wir einen Deal?«
    »Wir sind auch aus eigener Kraft kurz vor dem

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