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Stirb leise, mein Engel

Stirb leise, mein Engel

Titel: Stirb leise, mein Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Götz
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die überall zitiert wurden.
    »Aber die Mädchen … Natalie … Das hat er doch getan …?«
    »Lass uns von was anderem reden, Sascha. Ich will heute nichts mehr davon hören. Erzähl lieber, was bei dir den ganzen Tag so los war.«
    Während er einen Löffel Suppe nahm, dachte er: Ich wurde von Joy geküsst, aber ich weiß nicht, was es bedeutet.

[zurück]
     
    ES IST ZU mir zurückgekehrt. Alinas Glitzerherz. Von ihr ist es zu Natalie, von Natalie zu Sascha gewandert. Und jetzt ist es also bei mir. Schicksal? Bestimmung? Ach, was.
    Blödes Plastikding. Warum kann ich nicht aufhören, dich anzusehen?
    Wie konnte ich auch nur eine Sekunde lang glauben, dass mit Sascha alles anders wird?
    Spanien. Italien. Lächerlich.
    Er ist genau wie Joachim. Tut die ganze Zeit nett und freundlich und alles, aber wenn’s drauf ankommt, ist ihm jede billige Schlampe lieber als ich. Wahrscheinlich lacht er jetzt über mich, die schräge Tussi ohne Titten und Arsch, und fragt sich, wie so eine ihn, den tollen Sascha, den Mädchenschwarm überhaupt –
    Ich hasse dich, Sascha!
    Ich werfe das Herz in die Ecke. Aber es lässt mich nicht los. Ich starre hin, und es wirkt so, als würde es von dort drüben, wo es liegt, zurückstarren.
    Schluss jetzt!
    Ich drehe dem Ding den Rücken zu und starre an die Wand.
    Typisch. Wenn ich jemanden will, muss es so enden.
    Ich kann ja verstehen, dass du dich nicht gleich in jemanden wie mich verliebst, Sascha. Ich würde mich auch nicht in mich verlieben. So auf den ersten Blick. Dabei bin ich ganz anders, in mir drin. Ich dachte, du würdest das sehen. Hast du aber nicht.
    Und das verzeihe ich dir nicht. Nie!
    Wenn ich bloß daran denke, dass ich ihn geküsst hab, könnte ich kotzen. Ich hab mich total zum Idioten gemacht. Und noch mehr kotzen könnte ich, wenn ich mir vorstelle, er hätte mich angefasst und dazu gebracht, dass ich ihn anfasse. Ohne ernsthaft was von mir zu wollen.
     
    ES KLOPFT. DIE Alte Schlampe. Sie schleicht schon den ganzen Vormittag durchs Haus. Was will sie? Sie soll mich in Ruhe lassen.
    »Mareike?«
    »Geh weg!«
    »Rauchst du wieder? Man riecht es bis in den Flur.«
    »Warum fragst du dann, wenn du es riechst.«
    »Da ist jemand, der dich sprechen will.«
    Ich zucke zusammen.
    »Mich?«
    Wer könnte das sein? Sascha?
    Woher weiß er, wo ich wohne?
    Also war die Negerfotze vorgestern doch diese Joy. Aber wie hat sie mich erkannt, unter dem Helm? Oder es war überhaupt kein Zufall, dass sie hier langgelaufen ist, und sie wusste genau, wessen Haus das ist? Schnüffelt sie mir nach? Steckt vielleicht sogar Sascha dahinter?
    »Mareike?«
    »Ja!«
    Wieso sagt die Alte Schlampe nicht endlich, wer da ist! Das macht sie mit Absicht. Sie treibt mich noch in den Wahnsinn.
    »Wer ist denn da?!«
    »Polizei«, flüstert sie durch die Tür. »Hast du wieder was angestellt? Muss ich Papa anrufen?«
    »Nein. Sag einfach, dass ich nicht da bin.«
    »Das geht nicht mehr.«
    Dumme Kuh.
    Was soll ich tun? Abhauen?
    Nein. Cool bleiben. Vielleicht ist alles ganz harmlos.
    »Ich komme.«
    Ich drücke die Zigarette im Aschenbecher aus. Beim Aufstehen spüre ich die Brandwunde auf meinem Oberschenkel. Scheiße, hat das wehgetan. Die Glut von der Kippe hat sich so tief ins Fleisch gefressen, dass ich sie fast nicht mehr weggekriegt hab. Aber so ein Kick. Und der Druck war weg.
    Ich öffne die Tür, und da steht sie vor mir, die Alte Schlampe, und schaut mich vorwurfsvoll an aus ihren kalten Fischaugen. Ich schließe die Tür meines Zimmers hinter mir ab und stecke den Schlüssel in die Hosentasche. Dann gehe ich nach oben. Allein.
    Die beiden Bullen warten im Wohnzimmer. Einer von ihnen streckt mir die Hand hin.
    »Hauptkommissar Konrad Falterer.«
    Ich ergreife die klobige Hand, den Ausweis, den er mir mit der anderen vorzeigt, ignoriere ich. Der andere behält seine Hand bei sich und nuschelt seinen Namen nur, ich kann ihn nicht verstehen, egal. Ich biete ihnen keinen Platz an und schon gar nichts zu trinken. Dann dauert es nicht so lange.
    »Es geht um Ihren Freund Mirko Engelhart«, sagt Falterer.
    Scheiße. Jetzt cool bleiben. Bloß nichts anmerken lassen.
    Die stehen ganz lässig da. Nicht so, als hätten sie vor, mich gleich zu verhaften und abzuführen.
    »Er ist kein Freund. Nur ein Bekannter.«
    »Sie wissen, dass er tot ist?«
    Meine Arme wollen sich vor der Brust verschränken, doch ich lasse sie besser an der Seite hängen, die Daumen in den Gürtelschlaufen. Das sieht locker und

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