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Stirb leise, mein Engel

Stirb leise, mein Engel

Titel: Stirb leise, mein Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Götz
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warst bei meiner Mutter? Hat sie mir gar nicht erzählt.«
    »Weil ich sie drum gebeten hab. Ich wollte es dir selbst sagen.« Sie forschte in Saschas Gesicht nach Anzeichen, ob er sauer auf sie war. Doch seine Miene blieb undurchdringlich. Einen Moment überlegte sie, ob sie ihm jetzt endlich auch von ihren Nachforschungen über Mareike erzählen sollte, ließ es dann aber bleiben. Ein Geständnis pro Tag war genug. Deshalb fragte sie nur noch: »Alles okay bei dir?«
    Er setzte ein Lächeln auf, das nicht echt wirkte. »Klar.«
    Ihr war, als wollte er noch etwas sagen. Doch es kam nichts, außer: »Ich muss dann jetzt.«
    Er wollte sich schon abwenden, um die Tür aufzuschließen, als sie die Hand auf seinen Unterarm legte. »Warte.« Sie trat einen halben Schritt an ihn heran, so nah, dass sie seinen Atem auf ihrem Gesicht zu spüren glaubte. »Danke, dass du mich eben gerettet hast«, sagte sie. »Du bist mein Held.« Dann neigte sie sich zu ihm, um ihn auf die Wange zu küssen, doch gerade da bewegte er den Kopf, und so traf sie halb den Mund. Sie erschrak. Aber sie ließ ihre Lippen dort, wo sie waren, einen, zwei, drei Herzschläge lang.
     
    KAUM WAR DIE Tür in seinem Rücken zugefallen, spürte Sascha erst, wie heftig seine Knie zitterten. Hatte Joy ihn wirklich geküsst? Er schloss die Augen, betastete seine Lippen dort, wo sie eben noch die ihren berührt hatten. Als das Hämmern in seiner Brust endlich schwächer wurde, öffnete er die Augen wieder. Bilde dir bloß nichts ein!, rief ihm da eine innere Stimme zu. Es war überhaupt kein richtiger Kuss, nur ein verrutschtes Küsschen. Oder? Dann erinnerte er sich daran, was Bruno eben über sie gesagt hatte: Dass sie mit allen nur rumspielte. Bleibt sie deshalb nie lange bei einem ihrer Typen?, dachte er. Und warum hat sie außer mir eigentlich keine echten Freunde?
    Um sich auf andere Gedanken zu bringen, setzte er sich an den Laptop. Vielleicht gab es etwas Neues zu den Ermittlungen. Die Meldung, auf die er gleich als Erstes stieß, traf ihn wie ein Faustschlag in die Magengrube.
    MYSTERIÖSER LEICHENFUND !
IST DER ZYANKALI - MÖRDER TOT ?
    München – Am Morgen wurde in einer derzeit gesperrten Unterführung im Münchner Westen die Leiche eines jungen Mannes gefunden. Ersten Verlautbarungen der Polizei zufolge handelt es sich um den gesuchten Mirko E. Mirko E. wurde in Verbindung mit dem Tod mehrerer junger Mädchen als dringend tatverdächtig gesucht. Allem Anschein nach hat er sich selbst getötet: mit Zyankali, demselben Gift, an dem auch seine Opfer starben. Wie die Polizei in einer Presseerklärung mitteilte, wurde auf seinem Handy eine Abschiedsbotschaft an seine Mutter gefunden, die er jedoch nicht abgeschickt hat. Darin bekennt er sich zu den Morden. Der Verbleib seines Vaters Joachim A. bleibt weiter ungeklärt.
    Unglaublich! Mirko war tot! Das musste er sofort Joy erzählen. Er hatte ihre Nummer schon gewählt, doch dann legte er wieder auf. Nein, er konnte jetzt nicht mit ihr sprechen. Noch nicht.
     
    IHRE MUTTER SASS über den Korrekturen von Klassenarbeiten. Immer wieder schüttelte sie den Kopf und murmelte dann etwas wie: »Sophie, Sophie, wann lernst du das endlich.« Oder sie nickte, und dann kam ein: »Sehr schön, Marco, du machst dich.«
    »Kann ich dir bei irgendwas helfen, Liebes?«, fragte sie plötzlich, während sie mit Lineal und Rotstift einen ganzen Absatz durchstrich.
    »Mir? Nee. Wieso?«
    »Ich meine nur. Weil du die ganze Zeit schon so um mich rumschleichst, mit deinem angebissenen Apfel in der Hand.«
    Erwischt! Sie nahm sofort einen zweiten, viel zu großen Bissen, ließ sich aufs Sofa sinken und blätterte kauend in einer aufgeschlagenen Zeitschrift herum. Die sie natürlich kein bisschen interessierte.
    »Es ist nur …«, setzte sie etwas später an, kam aber erst mal nicht weiter. Wie sollte sie es sagen? Was überhaupt? »Woher weiß man eigentlich, dass man jemanden … Na ja … Du weißt schon.«
    »Nein, weiß ich nicht. Woher weiß man was?«
    »Na, dass man jemanden … liebt?«
    Ihre Mutter blickte auf, schaute sie über ihre Lesebrille auf der Nasenspitze hinweg an, nahm die Brille dann ab und meinte: »Ich dachte nicht, dass das dein Problem wäre. So oft, wie du verliebt bist.«
    Sie schlug die Zeitschrift endgültig zu. »Das ist es ja. Es fängt immer groß an und hört dann … ganz klein auf. Vielleicht, dachte ich, kann es auch mal andersrum sein.«
    »Ja, das gibt es auch.«
    »Hast du so was schon

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