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Stirb leise, mein Engel

Stirb leise, mein Engel

Titel: Stirb leise, mein Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Götz
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Fingern durch die Haare. »Na, weil hier sowieso jemand dringend zum Haareschneiden muss.«
     
    »ICH HABE EINEN Termin bei Gina«, sagte Sascha zu dem Mädchen mit der Helmfrisur auf der anderen Seite des Empfangstisches. »Sascha Schmidt.«
    Es roch penetrant nach Haarspray und Shampoo, obwohl im
Star Cut
kaum was los war. Nur eine einzige Kundin saß unter einer Trockenhaube. Die Helmfrisur nickte, machte im Terminplan einen Haken hinter seinen Namen und rief: »Gina! Dein Termin!«
    Gina kam aus einem Nebenraum. Sie hatte zwar eine andere Frisur als auf ihren Fotos bei Facebook, aber Sascha erkannte sie trotzdem sofort. »Hi«, grüßte sie, auf einem Kaugummi kauend. »Setz dich.« Sie deutete zu einem Frisierstuhl vor einem achteckigen Spiegel. Nachdem er sich niedergelassen hatte, warf sie ihm einen Umhang um und fragte schließlich sein Spiegelbild: »Was darf’s sein?«
    »Nur nachschneiden. Und nicht zu viel.«
    »Aha. Nassmachen ist aber okay?«
    »Klar.«
    Gina holte eine Sprühflasche und regnete seine Haare ein. Dann begann sie zu schneiden. Und zu reden.
    »Darf ich fragen, warum du ausgerechnet zu mir wolltest? Ich hab dich hier noch nie gesehen. Und nachschneiden … Das kann unser Lehrmädchen auch.«
    Sascha überlegte kurz, wie er beginnen sollte, dann entschied er sich, erst einmal bei der Wahrheit zu bleiben. »Es ist wegen Laila.«
    Sie hielt kurz inne, hörte sogar auf zu kauen. Dann schnitt sie weiter und sagte gedehnt: »Okaaay …?«
    »Ihr wart doch befreundet, oder?«
    »Und?«
    »Hat sie mal den Namen Tristan erwähnt?«
    Sie überlegte kurz. »Nein. Warum? Wer soll das sein?«
    »Vielleicht ihr Freund?«
    Für eine kurze Weile waren nur das Schnippeln der Schere und ihr leicht schmatzendes Kauen zu hören.
    »Warum willst du das eigentlich wissen?«, fragte sie dann.
    »Ich suche diesen Tristan. Er war auch der Freund einer Freundin. Ich möchte bloß mit ihm reden. Also, wenn du ihn kennst oder was über ihn weißt …«
    »Versteh ich nicht. Wie kommst du darauf, dass ausgerechnet Laila diesen Typen gekannt haben könnte? Oder kannten deine Freundin und Laila sich?«
    Sascha wollte ihr nichts von seiner Theorie erzählen, deshalb log er: »Flüchtig.«
    »Und warum fragst du nicht einfach deine Freundin?«
    »Weil sie tot ist. Sie hat sich … umgebracht …, vor Kurzem …«
    Gina nickte. »Tut mir leid, das mit deiner Freundin. Aber ich hab den Namen Tristan noch nie gehört, ehrlich. Also, wenn er nicht zufällig Lailas geheimer Lover war, hat sie ihn wohl nicht gekannt.«
    Sascha horchte auf. Ein Glück, dass Gina anscheinend sehr gerne mit ihrem Insiderwissen prahlte. Deshalb fragte er ungeniert: »Was für ein geheimer Lover?«
    »Sie hat abgestritten, dass es jemanden gibt, aber das hab ich ihr nicht abgekauft. Bin doch nicht blöd. Hab mir halt meinen eigenen Reim darauf gemacht.«
    »Und zwar?«
    »Dass der Typ verheiratet ist. Ist doch logisch.«
    »Jetzt, wo du’s sagst.«
    »Was das angeht, war sie ein bisschen naiv. Und viel zu romantisch. Hätte ich ihr gleich sagen können, dass es nicht allzu lange dauert, bis der Typ genug hat und sie abserviert. Und so kam’s dann ja auch.«
    »Er hat sie abserviert? Bist du sicher?« Sascha machte eine ruckartige Bewegung.
    »He, vorsichtig, wenn du nicht mit einem Loch in der Frisur rumlaufen willst! – Ja, er hat ihr den Laufpass gegeben. Sie war total mies drauf und empfindlich wie Sau. Der Trainer musste sie bloß streng anschauen, schon hat sie losgeheult. Aber was los war, wollte sie noch immer nicht sagen, wahrscheinlich hat sie gehofft, dass es noch mal was wird.«
    »Wie gut kanntest du sie eigentlich?«
    »Na, übers Volleyball halt, wir sind auch öfter mal zusammen weggegangen. Sie hatte so ihre Probleme, aber abgesehen davon war sie cool. Ich mochte sie. Aber so richtig dicke Freundinnen waren wir nicht. So nah hat sie keinen an sich rangelassen. Es ging ihr nur um die großen Gefühle, Freundschaft gehörte da nicht dazu.«
    Sascha schwieg eine Weile und überlegte. Wieder ein geheimnisvoller Freund. Nur die Sache mit der Trennung passte nicht ins Bild. Falls es wirklich eine Trennung gegeben hatte.
    »Wen könnte ich denn noch fragen?«, setzte er nach einer Weile neu an. »Es ist wirklich wichtig, dass ich diesen Tristan finde.«
    Gina überlegte. »Freundinnen kannst du, wie gesagt, vergessen. War alles bei Laila nur oberflächlich. Es gäbe da allerdings noch jemanden …«
    »Ach ja?«
    »Sie hat mal einen

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