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Stirb leise, mein Engel

Stirb leise, mein Engel

Titel: Stirb leise, mein Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Götz
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heisenbergsche Unbestimmtheitsrelation für heute. Andere Unbestimmtheiten bewegten ihn viel mehr. Ob Joy bei diesem Moritz was erfahren hatte? Er schaute auf die Uhr. Schon halb fünf. Wieso meldete sie sich nicht? Sie hatte doch versprochen, gleich anzurufen, nachdem sie mit ihm geredet hatte. Wie lange konnte so ein Gespräch schon dauern?
    Da hörte er jemanden an der Tür. Seine Mutter? Jetzt schon? Bereits im Flur stieg ihm der süßliche Geruch von chinesischem Essen in die Nase. Es war tatsächlich sie, mit einer Tüte vom
Panda Palast
um die Ecke, und mal wieder ziemlich gestresst.
    »Ich mache nur einen kurzen Boxenstopp«, sagte sie. »Isst du was mit? Es reicht locker für zwei.«
    »Logisch.«
    »Kannst du das mal auf Teller verteilen?« Sie hielt ihm die Tüte hin. »Ich muss nur schnell ins Bad.«
    Während sie verschwand, ging er mit der Tüte zur Anrichte. Er holte zwei Teller aus dem Hängeschrank, verteilte darauf das Hähnchen Chopsuey, legte Besteck dazu und füllte zwei Gläser mit Apfelsaft. Gerade als er damit fertig war, klingelte sein Handy.
    Joy. Na endlich!
    »Hi. Wie ist es gelaufen?«
    »Ganz gut. Bruno hat mich eben angerufen. Er hat wohl irgendwas in Alinas Tagebüchern gefunden und will uns gleich treffen. Hast du Zeit?«
    »Meine Mutter ist gerade nach Hause gekommen, wir essen was. Danach ginge es. So in einer Stunde. Hat Bruno gesagt, worum es geht?«
    »Nein, nicht mal eine Andeutung. Aber er war ziemlich aufgeregt. Ich sag ihm, dass wir kommen. Das Café vom letzten Mal ist okay, oder?«
    »Klar. Hast du bei diesem Moritz was rausgekriegt?«
    »Das erzähl ich dir dann. Bis später.«
    Ehe er noch etwas sagen konnte, hatte sie schon aufgelegt. Er kam auch nicht dazu, sich weitere Gedanken zu machen, denn in diesem Moment sagte seine Mutter hinter ihm misstrauisch: »Wer hat was bei wem rausgekriegt?« Er hatte gar nicht gemerkt, dass sie in die Küche gekommen war.
    »Hat nichts zu bedeuten«, sagte er. »Lass uns essen, es ist eh schon fast kalt.«
    Sie setzten sich an den Tisch und nahmen die ersten Bissen.
    »Falterer hat erzählt, dass er dich bei Frau Wagner getroffen hat«, fing seine Mutter mit halb vollem Mund wieder an, »dich und Joy.«
    War ja klar, dass sie es nicht auf sich beruhen lassen konnte.
    »Und?«
    »Was habt ihr dort gemacht?«
    »Schon vergessen? Natalie war eine Freundin. Wir wollten ihrer Mutter einfach nur beistehen.«
    »Sehr edel, wirklich. Dann haben der Anruf eben und der Besuch also nichts miteinander zu tun?«
    Er wich ihrem stechenden Kriminalistenblick aus, starrte stur auf seinen Teller. »Ich weiß nicht, was du meinst.«
    »Stell dich nicht dümmer, als du bist, Sascha. Das war Joy, oder? Was treibt ihr beiden da? Dieser Moritz, von dem du gesprochen hast, das ist nicht zufällig Moritz Brandstätter?«
    Sascha mampfte stumm in sich hinein.
    »Sucht ihr jetzt etwa auf eigene Faust diesen Tristan, von dem du erzählt hast? Jetzt red mit mir, Herrgott!«
    »Wozu? Du weißt ja eh schon alles.«
    Seine Mutter schüttelte den Kopf. »Glaubt ihr ernsthaft, ihr seid klüger als die Polizei? Nur damit du’s weißt: Wir haben uns die Handys und Computer aller Mädchen, die in letzter Zeit durch Zyankali gestorben sind, noch mal genau vorgenommen. Bis jetzt haben wir nichts, aber auch gar nichts gefunden, was diese Todesfälle miteinander in Verbindung bringen würde. Abgesehen vom verwendeten Gift natürlich. Und wenn wir mit unseren Möglichkeiten nichts finden, findet ihr beide bestimmt nichts.«
    Das werden wir ja sehen, dachte er.
     
    OBWOHL SASCHA ZEHN Minuten vor der verabredeten Zeit im Café eintraf, waren Joy und Bruno schon da. Sie saßen an einem der hintersten Tische und waren so ins Gespräch vertieft, dass sie ihn nicht bemerkten. Er blieb an der Tür stehen, um die beiden ein wenig zu beobachten. Erst auf den zweiten Blick fielen ihm ihre halb vollen Gläser auf. Offenbar saßen sie schon eine ganze Weile hier.
    In der Mitte des Tisches lag eine aufgeschlagene Kladde. Vermutlich Alinas Tagebuch. Ob sich ihr Gespräch darum drehte? Hatten sie etwa ohne ihn angefangen? Als er sah, wie Joy Bruno an der Schulter berührte, spürte er ein heißes Ziehen im Bauch. Ein paar Sekunden später entdeckte ihn Joy und winkte lächelnd. Er schob sich zwischen Stühlen und Tischen hindurch auf sie zu.
    »Alles klar bei dir, Einstein?«, fragte Joy, als er sich setzte.
    »Physik ist ätzend.«
    »Glaub ja nicht, dass du mir leidtust.« Sie wandte

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