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Stirb leise, mein Engel

Stirb leise, mein Engel

Titel: Stirb leise, mein Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Götz
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sonst würde er jetzt nicht mit so breiter Brust durch die Gegend laufen. Trotzdem konnte sie sich nicht vorstellen, dass das die Neuigkeit war, wegen der er sie an einem Sonntagmorgen um kurz nach acht anrief. Aber was, wenn es nicht nur um Sex ging, sondern um Liebe? Was, wenn er gleich sagte: Wir sind zusammen? Mareike und ich. Ein Paar!
    »Okay, jetzt sag schon endlich, was los ist.« Ihr Hals war plötzlich eng, ihr Rachen trocken und rau wie Sandpapier.
    Sascha schlug die beiden Eier in die Pfanne. Anscheinend genoss er es, sie auf die Folter zu spannen.
    »Erst einmal möchte ich mich bei dir entschuldigen. Ich wollte dich nicht … ausbooten. Bei dieser Tristan-Sache, meine ich. Dass Mareike da plötzlich mitgemischt hat …, das war nicht vorgesehen. Aber sie war eine Freundin von Natalie, und da konnte ich auch nicht einfach sagen: Das geht dich nichts an.«
    Schon klar, hast du alles schon erklärt, dachte Joy ungeduldig, und versuchte, den Stich in ihrem Herzen zu ignorieren. Ihre Freude darüber, mit ihm zusammen zu frühstücken, war inzwischen verpufft, übrig war nur die Spannung darauf, was letzte Nacht passiert war, mit ihm und dieser bescheuerten Mareike.
    »Außerdem hat sie echt was ins Rollen gebracht. Du glaubst nicht, was wir gestern Nacht miteinander klargemacht haben.«
    »Äh … Wir reden noch immer von … Tristan?«
    »Logisch. Von was sonst?«
    Sie spürte, wie sie unter seinem Blick errötete, und flüchtete, um Schinken, Käse, Marmelade oder was auch immer aus dem Kühlschrank zu holen. Die Kälte, die ihr entgegenschlug, fühlte sich gut an.
    »Was habt ihr denn gefunden?«
    »Tristan.«
    Fast wäre ihr das Marmeladenglas aus der Hand geglitten. Sie wandte sich zu ihm um. »Du meinst: Fall gelöst?«
    »Denke schon.«
    So ein Mist! Und sie war nicht dabei gewesen.
    »Und …, äh …, was ist das für ein Typ?«
    »Das ist der Hammer überhaupt.« Er ließ eine Pause, ehe er sie endlich erlöste: »Er ist der Sohn meines Therapeuten. Der Name Tristan ist wohl erfunden. In Wirklichkeit heißt er Mirko. Ich hab ihn davor ein-, zweimal gesehen, immer nur kurz. Ein echt schräger Typ, der seinen Vater hasst. Damit ist auch die Verbindung zu Androsch klar.«
    Androschs Sohn also. Der Bruno verprügelt hatte, um seinen Vater zu schützen. Was sie Sascha bestimmt nicht erzählen würde. Genauso wenig wie das, was sie über Mareike erfahren hatte. Irgendwie war das nicht der richtige Moment dafür.
    »Das musst du mir alles genauer erzählen.«
    »Klar. Wir mussten dafür in eine Wohnung einbrechen. War echt ’ne coole Aktion. Wie im Film.«
    Das glaubte sie ihm sofort.
    Gerade als ihr sein selbstzufriedenes Grinsen auf die Nerven zu gehen begann, verdüsterte sich seine Miene, so als wäre ein Schatten auf sie gefallen.
    »Was ist?«
    »Er war dabei, als Natalie … Er hat es gefilmt. Wir haben den Film gefunden … Ihre letzten Minuten.« Sascha schaute auf, sah sie an. »Auch wenn es Natalie nicht zurückbringt, irgendwie habe ich trotzdem das Gefühl, ihr was Gutes getan zu haben.«
    »Das hast du, Sascha. Ganz bestimmt.«

[zurück]
     
    ER RUFT MEINEN Namen.
    Mein Name aus seinem Mund. Hallt von den Wänden wider.
    Wie seltsam sich das anhört. Anfühlt. So nah. Und so fern.
    »Bist du da?«
    »Ich bin hier unten.«
    »Was willst du denn da unten? Komm bitte rauf.«
    »Nein. Komm du runter. Oder hau wieder ab.«
    Das würde er nie tun. Er ist ja so hilfsbereit. So engagiert.
    Ha, ha!
    Ich hasse ihn nur noch. Genau wie seine Schlampen. Alles eins.
    Seine Schritte auf der Treppe. Tastend.
    »Es ist gut, dass du mich angerufen hast. Lass uns reden.«
    Reden. Ha! Das kannst du wirklich gut. Quatschst jeden um den Verstand. Bei den Schlampen brauchte es sicher kein großes Geschick. Viel Verstand hatten die ja nicht.
    »Wo bist du?«
    »Ganz hinten. Letzter Raum. Auf der linken Seite.«
    Er kommt den Gang runter. Ich halte den Atem an. Er geht an mir vorbei, in den Raum, den ich ihm genannt hab. In die Falle.
    »Wo bist du denn?«
    Zwei, drei große Schritte, und ich bin bei ihm. Den Elektroschocker vor mir. Wird schnell gehen. Muss schnell gehen.
    Was ist das? Er fährt herum. Sieht mich. Weicht mir aus. Meine Hand, das Gerät – sie stoßen ins Leere. Mist!
    »Was soll das?«
    Zweiter Versuch. Ich schieße auf ihn zu. Ein Schlag trifft meine Hand. Ich öffne die Faust, der Elektroschocker fällt zu Boden.
    Er wendet sich ab. Er will weg. Was soll ich tun? Was kann ich tun?
    Das Holz

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