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Stirb, mein Prinz

Stirb, mein Prinz

Titel: Stirb, mein Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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Krankenhaus. Hatte Blutergüsse an Händen und Armen, wo die Kanülen herausgerissen worden waren, und zitterte.
    Das spielte alles keine Rolle. Nicht mehr lange, und er würde Kälte und Hitze für immer überwunden haben.
    Nicht mehr lange, und er wäre nur noch ein Funke, der die Flamme des Gartens nährte. Sie weiterbrennen ließ.
    Bis zum nächsten Opfer.
    Und zum nächsten.
    Er ging zur Werkbank. Legte die Taschenlampe hin. Nahm das erste Gartengerät in die Hand. Eine Sichel. Er musste die Klinge nicht erst anfassen, um zu wissen, wie scharf sie war. Er sah es an der Art, wie das Licht der Taschenlampe von ihr zurückgeworfen wurde und an den Wänden tanzte. Er legte die Sichel zurück und hob die Taschenlampe wieder auf.
    Dann wandte er sich ab und verließ die Opferstätte.
    Jetzt hieß es nur noch warten.
    Auf den rechten Zeitpunkt.
    Warten.
    Und genießen.

    104 »Der Gärtner«, wiederholte Mickey. »Wie können wir ihn finden?«
    Lynn Windsor sah aus, als würde sie jeden Augenblick zusammenbrechen. Ihr ganzer Körper bebte. Mickey hatte noch nie gesehen, wie jemand buchstäblich vor Angst am ganzen Leib zitterte.
    »Ich … ich …«
    Er ließ nicht locker. »Sag es mir, Lynn. Dann wird alles viel einfacher für dich. Sag es mir. Wo ist der Gärtner?«
    »Ich … ich … weiß es nicht …«
    Er seufzte. »Das kannst du doch besser. Du bist so unglücklich, so verängstigt. Sag es mir einfach, danach wird es dir viel besser gehen. Na, komm.«
    Ihre und seine Hände lagen auf der Tischplatte. Berührten sich fast. Gleich hatte er sie. Er spürte es ganz deutlich. Noch ein letzter Versuch. Ein winziger Schubs, und sie würde umfallen.
    »Komm schon, Lynn …«
    Erneut erklang Marinas Stimme in seinem Ohr. »Sehr gut, Mickey. Ich habe da noch was für Sie. Wenn Sie mit dem Gärtner nicht weiterkommen, fragen Sie sie nach den Ältesten.«
    Mickey schüttelte verwirrt den Kopf. Unmerklich, so dass nur Marina es mitbekam.
    »Bitte. Vertrauen Sie mir. Fragen Sie sie nach den Ältesten. Sie soll Ihnen sagen, wo sie sich aufhalten. Sie selbst nennt sich Lehrer. Sagen Sie ihr, dass Sie darüber Bescheid wissen.«
    Marina verstummte. Mickey war wieder allein mit Lynn Windsor. Er verstand kein Wort von dem, was Marina gesagt hatte, aber bis jetzt schien es die gewünschte Wirkung zu haben. Also würde er auch weiterhin auf sie hören. Sich selbst­sicher und überlegen geben, auch wenn ihm nicht danach zumute war. Er würde Marinas Worte wiederholen. Und abwarten, was geschah.
    »Lynn … was ist mit den Ältesten? Was würden die dazu sagen?«
    Ihr Kopf fuhr schockiert in die Höhe. Sie starrte ihn mit tränenfeuchten, geröteten und von verlaufener Mascara schwarz umrandeten Augen an. Sie tastete nach seiner Hand. Nahm sie und hielt sie fest, als wäre sie das letzte Rettungsboot auf der sinkenden Titanic.
    »Die Ältesten, Lynn. Was würden sie dazu sagen, wenn sie dich so sehen könnten?«
    Sie zitterte noch immer, und zwar so stark, als stünde sie kurz vor einem Zusammenbruch. Sowohl seelisch als auch körperlich.
    »Ich habe recht, was die Ältesten angeht, stimmt’s? Du bist schließlich ihr Lehrer.«
    Mickey hatte keine Ahnung, was er da sagte, aber die Wirkung seiner Worte war unglaublich.
    »Na komm. Sag es mir einfach.«
    Erneut sah sie auf. Ihr Blick war flehentlich. Ihre Lippen bewegten sich lautlos.
    »Lynn, ich bitte dich …« Mickeys Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. In diesem Moment war die Intimität zwischen ihnen größer als in der vergangenen Nacht. »Sag es mir. Danach ist alles vorbei …«
    Sie packte ihn fester, klammerte sich verzweifelt an ihn. Ihre Hände wanderten seine Arme hinauf. Sie schien kurz davor, über den Tisch zu kriechen, um ganz nah bei ihm zu sein.
    »Bitte …« Es klang gebrochen, als sei ihre Stimme in tausend Stücke zerborsten. Sie spiegelte wider, wie es in ­ihrem Innern aussehen musste. »Bitte, hilf mir … hilf mir doch …«
    »Das werde ich«, versprach Mickey. Er flüsterte immer noch, weil er den Moment nicht zerstören wollte. »Das werde ich. Sag mir nur, wo der Gärtner ist, dann helfe ich dir. Versprochen.«
    Schluchzend ließ sie den Kopf auf seine Arme sinken.
    »Bitte, sag es mir.«
    Sie sah ihn an. Hatte sich entschieden, den Mund bereits zum Sprechen geöffnet.
    Plötzlich flog die Tür auf.
    »Was zum Teufel geht hier vor?«
    Mickey fuhr herum. Hinter ihm stand DCI Glass.
    Und er sah nicht glücklich aus.

    105 »Was um alles in der Welt

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