Stirb, mein Prinz

Titel: Stirb, mein Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver

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rein, sonst passiert dir noch dasselbe.«
    »Was denn?«
    »Da ist ein … ein Loch. Ein Schacht. Ich habe ihn nicht gesehen und bin runtergerutscht.«
    Sie sah das schwache Leuchten der Taschenlampe in der Dunkelheit und ging darauf zu. Sie kam an den Rand des Schachtes, den Phil hinuntergefallen war. Ging davor in die Knie. Er war gerade breit genug, dass eine einigermaßen schlanke Person hinunterklettern konnte. Sie sah Phil unten stehen und zu ihr hochschauen. Soweit im Schein der Taschenlampe zu erkennen war, sahen die Seitenwände des Schachts glatt aus. Zu glatt, um daran nach oben zu klettern.
    »Wie kommst du denn jetzt da wieder raus?«
    »Keine Ahnung«, sagte er. »Vielleicht ist Paul hier unten. Dann kann ich ihn fragen.«
    »Aber vielleicht auch nicht.« Sie seufzte. »Hast du noch das Abschleppseil im Kofferraum?«
    »Ja, denke schon.«
    »Dann gehe ich es holen. Lauf nicht weg.«
    »Ja, danke. Ich werd’s versuchen.«
    Marina richtete sich auf und trat aus der Höhle ins Freie. Sie sah sich um, versuchte sich zu orientieren. Ohne Phil schien ihr der Wald furchteinflößender. Größer, wilder. Unsichtbare Gefahren lauerten hinter den Bäumen.
    Sie versuchte, die Angst, die sich in ihr breitmachte, zu unterdrücken. Es gab nichts, wovor sie sich fürchten musste. Dann marschierte sie los – wie sie hoffte, in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Zurück zum Hotel und zum Wagen.
    Sie ging, so schnell sie konnte.
    112 Der Zirkus war unterwegs. Im Schutz der Dunkelheit und mit der zähneknirschenden Zustimmung des Superintendenten. Mickey saß im ersten Wagen der Kolonne, vorn neben Fennell und Clemens. Ebenso wie die zwei Kollegen trug er auch eine kugelsichere Weste über seiner Straßenkleidung.
    Der Super war nicht gerade erfreut gewesen, als Fennell ihn angerufen hatte. Dass jemand in seinem Revier ohne sein Wissen geheime Polizeiaktionen durchführte, war genau das, was er nicht leiden konnte. Doch Fennell hatte bemerkenswertes diplomatisches Geschick bewiesen und ihn letzten Endes überzeugen können. Er hatte ihn daran erinnert, wie stolz er sein könne, wenn unter seinem Kommando ein Menschenhändlerring ausgehoben würde. Dass die gemeinsame verdeckte Operation (er hatte das Wort gemeinsam betont) einem korrupten Polizisten das Handwerk legen würde. Und dass das Innenministerium sich bei der nächsten Etatkürzung einem derart erfolgreichen Superintendenten sicher gewogen zeigen würde. Nachdem all dies gesagt war, hatte der Super alle weiteren Vorbehalte, die er eventuell noch hegte, für sich behalten.
    Fennell war nach dem Gespräch sichtlich zufrieden mit seiner Leistung.
    Ja , dachte Mickey. Jetzt müssen wir das nur noch einlösen. Denn wenn nicht, dann sind es nicht die Goldjungs vom Organisierten Verbrechen, die als Sündenböcke dastehen. Nicht nachdem sie die örtlichen Kollegen mit ins Boot geholt haben.
    Die Kolonne fuhr über die A 120 in Richtung Harwich. An der Mündung des Flusses Stour gab es zwei Häfen, Felixstowe und Harwich. Der Großteil des Schwerguts, hatte Fennell ihnen beim Briefing erklärt, landete in Felixstowe, weshalb dieser Hafen auch strenger überwacht wurde. Weavers und Balchunas’ Fracht hingegen würde in Harwich ankommen, wo die Gefahr, dass sie aufgehalten und durchsucht würde, geringer war.
    Sie würden sich für die Ankunft der Lieferung in Stellung bringen, sie identifizieren und dem Transport zur Lagerhalle folgen.
    Dort würde der Zugriff stattfinden.
    Weitere Mitglieder der bewaffneten Sondereinheit fuhren in den zwei Wagen hinter ihnen. Mickey fühlte sich in ihrer Gegenwart unwohl. Die Cowboytruppe nannte Phil sie immer. Die Zuerst-schießen-dann-Formular-zur-Einhaltung-der-Dienstvorschriften-ausfüllen-Brigade. Habe mich wohl bei Phils Abneigung angesteckt , dachte er und musste schmunzeln.
    Sie kamen in die Nähe von Harwich. In den Kreisverkehren nahmen sie jeweils die Abzweige Richtung Hafen.
    Mickey hatte Harwich schon immer seltsam gefunden. Jenseits der Hafenfront lag ein Gewirr enger Gassen mit alten georgianischen Wohnhäusern, gemütlichen kleinen Pubs und sogar einem umgebauten Leuchtturm. Aber am Küstenstreifen und im Hafengebiet war das Bild ein ganz anderes.
    Sie folgten dem Verlauf der Küste und bogen dann ab. Schließlich kam die Fahrzeugkolonne auf einem Parkplatz direkt am Meer zum Stehen.
    Mickey stieg aus und ging ans Wasser.
    Mittlerweile regnete es in Strömen, und es war vollständig dunkel. Das einzige Geräusch