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Stirb, mein Prinz

Stirb, mein Prinz

Titel: Stirb, mein Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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selbst lag. Und bis er sie gefunden hatte, durfte er niemandem davon erzählen. Nicht einmal Marina.
    Er hasste es, Geheimnisse vor ihr zu haben. Es brach ihm schier das Herz, ihr besorgtes Gesicht zu sehen und zu wissen, dass er es ihr nicht sagen konnte. Er hoffte nur, dass sie ihn verstehen würde. Später.
    Er war unten angekommen. Marina folgte wenige Sekunden später.
    »Hier ist es«, sagte er. Er wartete, während sie sich umschaute. Versuchte, durch ihre Augen zu sehen.
    Ihr Blick ging umher, und als sie den Käfig sah, weiteten sich ihre Augen. »Um Himmels willen …«
    »Genau das war auch meine Reaktion.« Seine anfängliche Beklemmung kehrte zurück, als er nun zum zweiten Mal den Käfig betrachtete. Sein Verstand versuchte unwillkürlich, das Gefühl mit der Zeichnung an der Wand in Verbindung zu bringen …
    Nein. Es ergab einfach keinen Sinn.
    Marina ließ den Blick erneut durch den Raum schweifen. »Und die Blumen? Habt ihr sie genau so gefunden?«
    Phil schaute auf den Boden. Einige der Blütenblätter waren aufgesammelt und entfernt worden. Auf anderen hatten die Kriminaltechniker herumgetrampelt.
    »Nein, sie waren überall auf dem Boden verteilt. Wie Streublümchen.«
    Sie lächelte. »Streublümchen. Ich glaube, damit gewinnst du den Preis für das am wenigsten erwartete Wort des Tages.«
    Er errötete leicht. »Was soll ich sagen? Ich fühle mich geehrt.«
    Ihr Lächeln verflog, als sie sich wieder ihrer Arbeit zuwandte. Volle Konzentration.
    »Aber da waren auch noch ein paar Sträuße.« Er deutete zu den Wänden. Die Blumensträuße dort lagen noch genau so, wie er sie vorgefunden hatte. Welk. Sterbend.
    »Genau an den Stellen?«
    »Mehr oder weniger, ja.«
    Sie nickte, blieb stehen und drehte sich einmal um sich selbst. Sie nahm alles in sich auf. Die Blumen, den Käfig. Die Werkbank. Die Gartengeräte. Die Zeichnungen an den Wänden. Ihre Lippen bewegten sich, während sie zu sich selbst sprach.
    Phil sah nicht zum ersten Mal, wie sie Informationen verarbeitete. Das, was sie sah, genau benannte und es dann zu interpretieren versuchte. Und doch staunte er jedes Mal wieder über ihre Methoden und über die Treffsicherheit ihrer Schlussfolgerungen.
    Sie ging langsam im Keller umher. Latexhandschuhe an den Händen, Papierüberzieher an den Füßen. Sie ging in die Hocke, inspizierte einen der Blumensträuße. »Rosen … rot, blau, gelb …« Dann einen anderen. »Nelken, rot, blau, gelb, dieselben Farben … und da, Petunien, Chrysanthemen, auch dieselben Farben …« Sah sich erneut um. »Sie wurden auf dem Boden liegen gelassen, damit sie verwelken. Braun werden …«
    »Was bedeutet das?«
    »Wer auch immer das getan hat, muss sie entweder selbst gezogen oder sie irgendwo gekauft haben. Ich tippe auf Ersteres. Hier herrscht irgendwie eine … gärtnerische Atmosphäre. Die Gartengeräte da drüben …«
    Marina trat zur Werkbank. Betrachtete sie und die Werkzeuge, die darauf nebeneinanderlagen. »Wurde irgendetwas davon bewegt?«
    Phil trat neben sie. Er konnte ihr Parfüm riechen. Es weckte in ihm den Wunsch, sie im Arm zu halten. »Ich glaube, eins der Werkzeuge wurde zur Untersuchung mitgenommen, der Rest lag ursprünglich in der Ecke. Ich habe die Spurensicherung gebeten, sie vorerst hier liegen zu lassen.«
    Sie nickte. Ihre Lippen waren unablässig in Bewegung. »Sie sind … modifiziert worden. Sie sind nicht für die Gartenarbeit gedacht. Sie wurden lange nicht mehr zum Gärtnern benutzt.«
    »Den Eindruck hatte ich auch.«
    »Und diese Werkbank …« Sie hockte sich hin, ging ganz nah mit dem Gesicht heran. Roch mit geschlossenen Augen an der zerkratzten, schrundigen Oberfläche. Blieb danach noch eine Zeitlang in dieser Position. »Hmm …« Sie schnupperte erneut. »Erdig … aber eher …«
    Sie stand auf und klopfte sich den Rock ab. Drehte sich um und betrachtete die Wand hinter sich. Trat näher. Inspizierte das Symbol. Berührte es.
    »Zuerst dachten wir, es sei ein Pentagramm«, sagte Phil. »Aber das ist es ganz eindeutig nicht.«
    »Nein«, sagte Marina gedankenverloren, während sie mit Fingern und Augen die Linien nachfuhr. »Das ist es nicht. Eher ein Stern. Aber ich kann verstehen, wie man darauf kommen könnte. Der Schluss liegt ja nahe … Nicht jeder verfügt über solche Offenheit und Vorstellungskraft …«
    Phil schwieg. Hatte sie ihm etwa gerade ein Kompliment gemacht?
    Sie presste das Gesicht an die Wand. Roch auch hier.
    »Keine Farbe. Keine …« Sie

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