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Stirb, mein Prinz

Stirb, mein Prinz

Titel: Stirb, mein Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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wandte sich zu Phil. »Wurde das schon untersucht?«
    »Noch nicht. Aber sie haben bestimmt eine Probe genommen. Keine Ahnung, wann wir die Ergebnisse bekommen. Irgendeine Ahnung, was es sein könnte?«
    »Da kann ich nur raten … etwas aus der Erde … Pflanzensaft? Vielleicht sogar Körperflüssigkeiten? Beides vermischt? Ich weiß es nicht … aber irgendetwas in der Richtung, da bin ich mir ziemlich sicher …«
    Marina richtete sich auf, sah sich erneut im Raum um. Trat dann zum Käfig. Untersuchte ihn gründlich. Drehte sich um, sah zur Werkbank, dann zu den Blumensträußen auf dem Boden. Dann zur Zeichnung an der Wand. Mit langsamen, bedächtigen Schritten ging sie von einem Blumenstrauß zum anderen. Die ganze Zeit über bewegten sich ihre Lippen, und ihre Stirn war gerunzelt, als führe sie im Kopf komplizierte mathematische Berechnungen durch.
    In der Mitte des Kellers blieb sie stehen, streckte die Arme aus, ließ sie kreisen und streckte die Fingerspitzen. Halb heidnische Priesterin, halb Yogalehrerin. Sie hielt den Atem an.
    Phil sah ihr voller Faszination dabei zu. Er liebte diese Frau so sehr, dass es ihm manchmal Angst machte.
    »Also gut«, sagte sie. »Dann wollen wir mal.«
    26 Die Schatten in Don und Eileen Brennans Küche wurden länger. Draußen senkte sich die Dunkelheit herab, als hätte jemand eine graue Decke über die Sonne geworfen.
    Sie saßen am Tisch. Die Stille zwischen ihnen war wie ein großer Block aus Eis.
    Eine ganz andere Stille als die im Zimmer nebenan. Friedlich. Ruhig. Josephina machte gerade ein Nickerchen. Der Fernseher war ausgeschaltet.
    Eileen seufzte und griff nach ihrem Tee. Er war kalt geworden. Sie trank ihn trotzdem.
    Don saß da, ohne sich zu rühren. Die letzten schwachen Sonnenstrahlen tanzten über sein Gesicht und ließen seine Züge gespenstisch hohl wirken.
    Eileen stellte ihren Becher behutsam auf dem Untersetzer ab. Blumen der Britischen Inseln. Das Mitbringsel einer Bekannten aus dem Urlaub. Sie nahm die schönen Farben gar nicht wahr. »Wir müssen … wir müssen etwas tun …«
    Ihre Worte, wie hingeworfen, verebbten sofort in der drückenden Stille.
    »Wir können ihn nicht einfach … so weitermachen lassen. Bis er herausfindet, was –«
    »Was sollen wir deiner Meinung nach denn tun?« Don drehte den Kopf und sah sie an. Wie eine der Statuen auf der Osterinsel, die zum Leben erwacht war. »Was können wir schon machen?«
    »Ich weiß nicht … irgendetwas.«
    »Du meinst, wir sollen es ihm sagen?«
    »Ja, vielleicht.« Eileens Augen wurden groß. In ihnen spiegelte sich das schwächer werdende Tageslicht.
    Don schüttelte den Kopf und beugte sich ins Licht. »Ich glaube nicht, dass das geht … Das können wir nicht tun … Nicht nach allem, was …«
    Eileen seufzte. »Was sollen wir denn sonst machen?«, sagte sie. »Er wird es sowieso erfahren, Don. Früher oder später.«
    Don sagte nichts. Sein Gesicht lag wieder halb im Schatten.
    Eileen beugte sich zu ihm. Durchbrach das Eis zwischen ihnen. Ihre Stimme war so schwach wie das Licht in der Küche. »Er wird es sowieso erfahren. Und dann wird er wissen, dass wir es ihm verschwiegen haben. Wie werden wir uns dann fühlen? Wie wird er sich fühlen?«
    Don schwieg. Eileen beobachtete ihn und seufzte erneut.
    Sie blickte in ihren Becher. Wollte daraus trinken. Bis ihr wieder einfiel, dass der Tee kalt war. Sie stellte ihn auf den Tisch zurück.
    Schweigen. Die Dunkelheit senkte sich unaufhaltsam.
    Dann ein klagender Schrei aus dem Nebenzimmer. Josephina war aufgewacht.
    Eileen sah zur Tür, dann zu Don. »Und was ist mit ihr?«
    »Eileen. Nicht.«
    »Was ist mit dem armen kleinen Mädchen da drüben? Hat sie nicht auch ein Recht darauf, es zu erfahren?«
    »Eileen …«
    »Was, Don? Was?«
    Josephina weinte lauter.
    »Ich kann nicht. Es ist zu … Ich kann nicht. Und das weißt du auch ganz genau.«
    »Don. Er muss Bescheid wissen. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.«
    Und lauter.
    Don ließ den Kopf hängen und schüttelte ihn langsam.
    Das Weinen hielt an. Eileen neigte den Kopf zur Seite, den Blick unverändert auf Don gerichtet. »Ich komme, Schätzchen! Grandma kommt ja schon.«
    Die Schreie wurden ein wenig leiser. Eileen stand auf.
    »Es ist höchste Zeit, Don. Das weißt du.«
    Sie verließ die Küche.
    Don rührte sich nicht.
    Kurz darauf ging die Sonne unter.
    27 »Das ist alles nur vorläufig«, sagte Marina. »Nur damit wir etwas in der Hand haben. Ein paar erste

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