Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stirb mit mir: Roman (German Edition)

Stirb mit mir: Roman (German Edition)

Titel: Stirb mit mir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Dugdall
Vom Netzwerk:
rückte von mir ab und nahm seine Brille ab. Ohne sie sah er vollkommen anders aus. Die Haut rings um seine schwachen Augen war weiß und faltenlos wie bei einem Kind.
    »Der Whisky hatte es ganz schön in sich«, sagte er. »Er ist mir direkt in den Kopf gestiegen.«
    Ich küsste ihn, knöpfte ihm das Hemd auf und strich über seine glatte Brust. Ich spürte seine Rippen und das Schlagen seines Herzens. Wie dünn er war! Aber als Jesus am Kreuz starb, konnte man auch seine Rippen zählen. Ich befingerte Smith wie eine Klavierspielerin, die nach der richtigen Tonlage sucht, und fand Schönheit.
    »Mir ist ein bisschen schwindelig. Muss am Alkohol liegen.« Die Droge kreiste bereits durch seine Adern, denn seine Stimme war schleppend geworden.
    Er war verspannt, gestattete mir jedoch, ihn zu entkleiden. Als ich mein Kleid und meine Unterwäsche abstreifte, beobachtete er mich. Unsere Körper waren weich und glatt, blass und sauber. Aus ästhetischer Sicht passten wir gut zusammen, nur mit der Mechanik haperte es, denn unser sexueller Akt kam nicht zustande. Sein Penis lag erst in meiner Hand, dann in meinem Mund, blieb jedoch schlaff.
    »Tut mir leid«, sagte er und schaute zum Fenster. »Es tut mir schrecklich leid, Alice, aber ich möchte nicht sterben. Ich möchte kein Opfer sein, sondern leben.«
    Ich bekam keine Luft mehr und spürte die Wut wie heißes Blut in mir hochkochen. Wie konnte er es wagen, seine Meinung zu ändern. Für welche Närrin hielt er mich?
    »Ich möchte reisen, Alice. Mit dir zusammen.«
    »Reisen?« Ich spie das Wort aus. »Wohin?«
    »Zu all den Orten, an denen ich noch nie war. Ich habe Geld, es gibt nichts, was uns aufhalten kann.«
    Was ist mit unserem Plan?, dachte ich und wurde so wütend, dass ich auf ihn einschlagen wollte. Was sollte aus unserem Vorhaben werden?
    »Ich fahre nicht mehr zurück nach London. Ich habe meinen Pass dabei und meine Kreditkarte. Wenn wir etwas brauchen, kaufe ich es.« Er setzte sich auf, schwankte jedoch, und auf seiner Stirn bildeten sich Schweißperlen.
    »Du hast das alles geplant«, sagte ich. »Warum hättest du sonst deinen Pass mitgenommen?«
    »Nein, anfangs habe ich ihn nur eingesteckt, damit man mich identifizieren kann, wenn man meine Leiche findet. Es ist das einzige Dokument, das mein Foto enthält. Aber der neue Plan ist besser, auch für dich. Bitte glaub mir, dass ich meine Meinung erst heute Abend geändert habe. Es war ein Zeichen Gottes. Ich hatte nicht vor umzuschwenken. Mein Plan war zu sterben. Ich habe sogar Tagebuch geschrieben, um zu erklären, warum ich Selbstmord begehen wollte. Ich wollte es dir hinterlassen, um dich von jeglicher Schuld freizusprechen.«
    »Wo ist es jetzt?«
    »Ich habe es auf einen USB -Stick gespeichert und an einen Freund geschickt. Ich brauche es nicht mehr.«
    Er zog mich an sich. Seine Lippen streiften meine Schulter. Als er meinen Schenkel berührte, spürte ich die Pflaster an seinen Fingern. Der Plan musste ausgeführt werden. Was er da gerade von sich gegeben hatte, waren nur Wörter. Sein Verhalten sagte mir, dass er seine Liebkosungen fortsetzen wollte, obwohl die Droge bereits wirkte, denn er war noch blasser geworden, und das Atmen fiel ihm schwer.
    »Smith, das hier ist unser Traum. Es ist das, was wir uns beide wünschen.«
    Ich legte mich auf ihn und tat alles, um uns zu vereinen. Sein Penis wurde tatsächlich hart. Als er in mir war, wusste ich, dass es noch nicht zu spät war. Ich warf einen Blick auf den Wecker, der auf dem Nachttisch stand. Fünf Minuten vor Mitternacht. Mein Körper spannte sich an und näherte sich in kleinen Schritten dem Höhepunkt. Mit einem Mal stieß er gierig zu. Ich sah seine Zähne, seine geschlossenen Augen, dann schloss auch ich die Augen. Als er tief in mir war, nuschelte er: »Alice, bitte überleg es dir anders, und lass uns zusammen verreisen.«
    Ich biss ihm in die Schulter. Anscheinend dachte er noch immer, er könne seine Meinung ändern.
    Eifrig wie ein Junge stieß er zu, ohne an meine Bedürfnisse zu denken. Ich versteifte mich, doch er war zu unerfahren, um es zu merken oder sich darum zu kümmern.
    »Oh Alice«, stöhnte er, schlang die Arme enger um mich und wurde schneller.
    Es war kurz vor Mitternacht.
    Ich wälzte mich herum und zog ihn mit, sodass er auf mir lag. Für einen Moment erstarrte er, dann überlief ihn ein Schauer.
    »Mein Arm«, sagte er. »Mein linker Arm tut weh.«
    Er sah schrecklich aus, wie Marmor, und jeder Atemzug war ein

Weitere Kostenlose Bücher