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Stirb mit mir: Roman (German Edition)

Stirb mit mir: Roman (German Edition)

Titel: Stirb mit mir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Dugdall
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Rosa und dachte daran, wie meine Mutter am Tag ihres Todes ausgesehen hatte – an ihre kühle blasse Haut.
    Als der Sancerre warm wurde, fing ich an, ungeduldig zu werden, und klopfte an Smiths Tür. Er antwortete nicht. Also öffnete ich die Tür.
    Er war weg.
    Ich fuhr herum und rannte ins Bad, doch da war er auch nicht.
    »Smith!«, rief ich. »Smith!« Ich war laut geworden und klang gebieterisch.
    Er hatte mich verlassen, war verschwunden, während ich alles vorbereitet hatte. Ich sah mich im Spiegel. Von dem Frieden in meinem Gesicht war nichts mehr übrig, ich erkannte nur noch Wut. Smith hatte die Decke auf dem Bett glatt gestrichen. Ich stürzte ans Fenster – und entdeckte seinen Koffer auf dem Fußboden. Erleichterung durchflutete mein aufgebrachtes Herz.
    Ich bemerkte den Mond, der einsam am Himmel stand. Unten auf der Straße war niemand. Da trat jemand aus dem Hausschatten heraus. Smith.
    Er hielt etwas in der Hand. Einen Briefumschlag. War darin eine Nachricht, die er jemandem schicken wollte? Er schob den Umschlag in den Briefkasten auf der anderen Straßenseite und blieb für einen Moment stehen, die Hand halb im Briefkastenschlitz, als könne er nicht entscheiden, ob er den Umschlag loslassen sollte oder nicht. Für wen war der Brief? War es ein Abschiedsgruß an jemanden, der ihm am Herzen lag? Zu guter Letzt zog er die leere Hand zurück. Der Umschlag lag im Kasten und würde am nächsten Tag abgeholt werden.
    Ich hörte, wie Smith die Hintertür öffnete, strich mir über die Stirn und zwang mich zu einem Lächeln. Ich befahl meinem Gesicht, wieder zu seinem gelassenen Ausdruck zurückzufinden, und ging nach unten.
    Smith wirkte scheu und benahm sich wie ein Hotelgast, höflich und förmlich. »Die Häppchen auf dem Tisch sehen großartig aus, Alice.«
    Ich verzog das Gesicht, unterließ es jedoch, ihm zu sagen, dass er mich Robin nennen solle. Als hätte er seit Tagen nichts gegessen, verschlang er mehrere Kräcker hintereinander. Ich fand diese gierige Hast enttäuschend, knabberte an einem Kräcker und betupfte meinen Mund mit einer Serviette. Smith war zappelig und bewegte sich ruckartig, sein Blick glitt über mich hinweg. Unser Gespräch wirkte bemüht, als bewegten wir uns auf dünnem Eis und hätten Angst, das zu beginnen, wonach es uns beide drängte.
    Er räusperte sich. Ich war dabei, mit einem Messer den Käse zu zerteilen. Dann sagte er: »Alice, wir müssen reden.«
    Meine Hand erstarrte. »Natürlich.« Ich legte das Messer ab. »Aber hör bitte auf, mich Alice zu nennen.«
    »Ich werde dich nur noch Alice nennen.« Sein Blick wurde geheimnisvoll, und sein Adamsapfel hüpfte erregt auf und ab.
    »Wir hatten eine Abmachung«, entgegnete ich verärgert, denn ich wollte Robin bleiben. Bei dem Namen Alice musste ich an meine Kindheit denken, an ein riesengroßes Mädchen in einem winzigen Haus, einen überdimensionierten Körper in der Welt des verrückten Hutmachers. Ich stand auf und sammelte die schmutzigen Teller ein.
    Alles lief falsch.
    Ich steckte die Teller in die Geschirrspülmaschine, beseitigte das Durcheinander, doch in meiner Hast schlug ich die Teller an. Nachdem ich den Tisch abgewischt hatte und alles sauber war, schaute ich auf die Uhr an der Wand. Es war eine Viertelstunde vor Mitternacht. Smith ging ins Wohnzimmer. Ich schenkte jedem von uns ein großes Glas Islay-Malzwhisky ein, holte die verschlossene Ampulle GHB aus dem Kühlschrank, öffnete sie und goss den Inhalt in eins der Gläser. Statt Wasser würde die Droge aus dem Whisky einen Longdrink machen. Ich rührte die Mischung mit dem Finger um, leckte ihn ab und schmeckte nur Whisky.
    Smith hatte sich im Wohnzimmer aufs Sofa gesetzt und schaute aus dem Fenster. Ich ging zu ihm, stellte die Gläser ab und legte ihm meine Arme um den Hals.
    »Wir können oben reden, bei einem Schlummertrunk, und uns vorher vielleicht lieben.« Ich musste alles wieder ins Lot bringen, denn es war Zeit, mit unserem Vorhaben anzufangen.
    Smith trank einen Schluck Whisky und verzog das Gesicht. »Schmeckt salzig. Aber gut.«
    Ich hob mein Glas und prostete ihm zu. »Auf die Liebe.«
    Wir stießen an. Er leerte sein Glas. Ich nahm es ihm ab, kehrte in die Küche zurück und mixte den zweiten Cocktail für ihn: Whisky und den Rest GHB . Dann führte ich Smith nach oben in mein Schlafzimmer.
    Er leerte das zweite Glas. Ich umfing ihn, und wir sanken auf mein Bett. Als wollte ich ihn an mich fesseln, umschlang ich ihn noch fester. Er

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