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Stirb mit mir: Roman (German Edition)

Stirb mit mir: Roman (German Edition)

Titel: Stirb mit mir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Dugdall
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Mann mit der Axt an ihrem Fenster steht. Als ich sie zum ersten Mal hörte, war ich zwölf Jahre alt und weinte, bis Dad kam, um mich abzuholen. Heute, zwanzig Jahre später, fühle ich mich, als wäre ich wieder zwölf, und weine wie damals. Nur dass ich jetzt allein bin und niemand mehr kommt, um mich zu retten. Ich hatte ein Puzzle gelegt und glaubte, das Bild sei fertig, doch dann kam Cate Austin und erklärte mir, dass ich mich getäuscht hatte. Sie hat das letzte Puzzlestück eingesetzt und mir das wahre Bild gezeigt, das nur Grauen enthält.
    Der Mann hat demnach von jeher an meinem Fenster gestanden. Nein, schlimmer noch, er war bereits eingebrochen, hatte mich mit seiner vergifteten Axt angegriffen, und ich hatte es nicht einmal gespürt. Mein Körper war eventuell verseucht, ich muss nur an meine Kopfschmerzen, die Schwindelgefühle und die Übelkeit denken.
    In all den Monaten, in denen die Polizei und der Staatsanwalt mich verhört haben, um herauszufinden, ob Smith sterben wollte oder ich eine Kriminelle war, in all der Zeit war ich das Opfer. Sie haben die falsche Person im Visier gehabt, denn Smith hat mich ermordet. Er hat mich zu einem Leben verdammt, in dessen Verlauf ich auf verräterische Anzeichen einer Krankheit warte, ohne zu wissen, ob sie ausbricht oder nicht.
    Ich glaubte, dass wir zusammen sehr viel erreicht hatten. Den besten, den perfekten Augenblick des Todes. Um Mitternacht schmerzlos verlöschen. Sein Tod sei der Beweis seiner Liebe, hatte ich angenommen stattdessen wollte er leben und mich schützen. Nur leider hatte ich es nicht geschafft, mich zu schützen.
    Das alles kann ich nicht ertragen – werde es nicht ertragen. Nachdem Cate Austin gegangen ist, greife ich zum Telefon und wähle eine Nummer. Jetzt gibt es nur noch einen einzigen Menschen, der mich retten kann.

Zweiundvierzig
    Ich warte darauf, dass meine Geliebte kommt. Mein Haar fällt lose herab, und ich trage ein weißes Kleid. Theoretisch könnte ich auf dem Weg zu einer Hochzeit sein, wäre da nicht das Messer, das ich oben unter dem Kopfkissen verborgen habe. Ich weiß nicht, ob ich atme, doch dann höre ich das Klopfen an der Tür. Einen Moment später spüre ich Lees Arme, die mich so festhalten, dass ich mich fallen lassen kann. Der Schmerz aus meiner Brust steigt bis in meine Kehle. Nun habe ich keine Wahl mehr, muss mich ergeben und ihre Liebe zulassen. Sie schließt die Tür und führt mich ins Haus.
    »Ich dachte, es sei zu spät. Dass du schon im Flugzeug nach Deutschland sitzt.«
    Lees Lippen berühren mein Ohr. »Es gab gar kein Flugzeug, Alice, jedenfalls nicht heute Abend. Ich wollte morgen im Gerichtssaal sein, oben auf der Zuschauergalerie. Ich weiß alles, aber das wollte ich dir nicht sagen. Du hast entschieden, den Fall für dich zu behalten, und das habe ich respektiert.«
    »Obwohl du es gewusst hast.«
    »Von Anfang an. Deshalb bin ich zurückgekommen.
    Natürlich hat sie es gewusst, wie konnte ich je etwas anderes annehmen? Sie kennt mich, kennt die Last meines Schweigens. Lee wischt mir die Tränen von den Wangen und vom Kinn, streichelt mein Gesicht, wie sie es schon zahllose Male getan hat, als gäbe es für sie nur einen einzigen Wunsch, nämlich, mich zu trösten. Sie wundert sich nicht, sondern ist besorgt, das verrät mir ihre Miene. Auch Furcht ist darauf nicht zu erkennen, nur Liebe.
    »Hast du dich nie gefragt, warum all das im letzten Jahr geschehen ist? Du bist noch immer die, die du schon als Teenager warst. Warum erst im letzten Jahr und nicht schon früher?«
    »Weil ich Smith erst im letzten Jahr gefunden habe.«
    »Nein, da hast du angefangen zu suchen. Du wolltest etwas – jemanden – finden. Wir sind zusammen, seit wir fünf Jahre alt sind, doch im letzten Jahr bin ich gegangen. Erkennst du denn den Zusammenhang nicht?«
    »Welchen?«
    »Vorher war ich da, war unsere Liebe da. Sie hat dich gestärkt und dir Sicherheit gegeben. Im letzten Jahr haben sie mich nach Deutschland versetzt, und da haben die Probleme angefangen.«
    Ich schweige und überlege, ob sie recht hat.
    »Ich liebe dich, Alice. Niemals hätte ich dich verlassen dürfen. Ich werde es nie mehr tun.«
    Wieder beginne ich zu weinen, sinke in ihre Arme und überlasse mich dem Halt, den sie mir gibt. Könnte sie tatsächlich recht haben? Ist es möglich, dass ich mich weder nach Smiths Tod gesehnt habe noch nach einer längst vergangenen Liebe, die ich noch einmal kosten wollte? Ist nicht Lee meine Erfüllung und

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