Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stirb mit mir: Roman (German Edition)

Stirb mit mir: Roman (German Edition)

Titel: Stirb mit mir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Dugdall
Vom Netzwerk:
Abschiedsbrief ihres Freundes (Beweisstück 1a). Darauf waren blutige Fingerabdrücke.
    Als Cate sich die Szene vorstellte, wurde ihr ganz flau im Magen. Voller Mitgefühl dachte sie an Wachtmeister Flynn, der davon ausgegangen war, an jenem Tag lediglich den Verkehr um den Bauernmarkt herum zu regeln. Die Frage war nur, wie Alice so ruhig dasitzen und ein Käsesandwich essen konnte. Und was hatte es mit dem Schrubber und dem Eimer auf sich? Hatte sie vor dem Eintreffen des Polizisten etwa das Haus geputzt? Warum hatte sie den Toten nicht bedeckt?
    Cate nahm sich die nächste Seite vor. Dabei handelte es sich um die Aussage von Stephen West, einem erfahrenen Polizeibeamten, mit dem sie in einem früheren Fall zusammengearbeitet hatte. Sie griff nach dem Telefon und wählte seine Nummer.
    »Hallo, Steve, Cate Austin hier.«
    »Lang, lang ist’s her«, sagte er munter. »Wie läuft’s denn so im Gefängnis?«
    »Dort findet man mich nicht mehr. Seit drei Monaten bin ich wieder frei. Inzwischen arbeite ich als Bewährungshelferin in Ipswich.«
    »Dann waren Sie ja nur für ein paar Monate hinter Gittern. Ich dachte, da sitzt man mehrere Jahre ab.«
    Lächelnd stellte Cate sich Steve in seinem chaotischen Büro vor, die großen Füße auf dem Schreibtisch. »Ich habe meine Zeit verbüßt. Gott sei Dank. Nach allem, was dort vorgefallen ist, war ich froh, so rasch wie möglich wieder herauszukommen. Aber jetzt habe ich den nächsten schwierigen Fall am Hals. In dem Zusammenhang habe ich gerade die Zeugenaussagen gelesen und bin dabei auf Ihren Namen gestoßen. Könnten wir kurz ein paar Dinge durchsprechen?«
    »Darf ich erfahren, um wen es überhaupt geht?«
    »Um Alice Mariani.«
    Cate hörte, wie er am anderen Ende gluckste.
    »Hätte ich mir denken können. Müssen Sie denn immer die Psychos abbekommen? Also gut, schießen Sie los.«
    »Es geht um die Sterbehilfe und das Gutachten, das ich über Mariani schreiben muss. Ich überlege, welches Urteil ich empfehlen soll, finde allerdings keine Fälle, auf die ich mich beziehen kann. Es ist eine solch abartige Geschichte.«
    »Willkommen in der Realität, meine Liebe. Es gibt doch nichts Merkwürdigeres als die Menschheit.«
    Dem stimmte Cate zwar zu, aber sie wusste auch, dass es für jede Handlung ein Motiv gab und für jedes Verhalten eine rationale Erklärung. Alice mochte merkwürdig sein, deshalb war sie aber noch lange nicht rettungslos verloren. Cate brauchte lediglich einen kleinen Hinweis, um zu wissen, wie sie mit ihr umgehen sollte. »Ich habe schon Nachforschungen angestellt und versucht, ähnliche Fälle zu entdecken. Erinnern Sie sich an den Prozess, der vor einigen Jahren in Deutschland stattgefunden hat? Da hatte jemand ebenfalls einen anderen Menschen getötet, der sterben wollte. Der Name des Täters war Armin Meiwes. Er hatte eine Annonce im Internet aufgegeben, auf die das Opfer geantwortet hat.«
    »Richtig, da klingelt etwas bei mir. Damals dachte ich, die Deutschen sind wirklich ein komisches Völkchen. Wurde Meiwes nicht als kannibalischer Gentleman bezeichnet?«
    »Doch. Wissen Sie auch noch, wie das Strafmaß aussah? Soweit ich weiß, hat Meiwes acht Jahre bekommen, und mir scheint, Mariani steht ein ähnliches Urteil bevor.«
    »Offenbar sind Sie nicht ganz auf dem Laufenden, Cate. Bei Meiwes ging es nur anfangs um Totschlag, später wurde das erste Urteil aufgehoben. Wenn ich mich recht erinnere, ist die Staatanwaltschaft in die zweite Instanz gegangen und hat erfolgreich auf Mord plädiert. Abgesehen davon ist dieser Fall mit dem von Mariani nicht zu vergleichen. Meiwes hat sein Opfer umgebracht, um es zu essen. Der Mann ist bekennender Kannibale. Mariani dagegen hat sich eher der Euthanasie schuldig gemacht. Immerhin hat Jenkins die Drogen freiwillig genommen und einen Abschiedsbrief hinterlassen.«
    »Schon, aber sie hat von seinem Fleisch gegessen.«
    »Bitte erinnern Sie mich nicht daran. So etwas geht einem Mann an die Nieren. Ich weiß, dass Mariani behauptet, vom Penis des Sterbenden zu essen, sei ein symbolischer Akt gewesen. Die Frage ist nur, ob der arme Kerl das auch so gesehen hat.«
    »Welchen Grund könnte sie sonst gehabt haben? Wollte sie ihn entmannen? Suchte sie vielleicht nach einer sexuellen Trophäe?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht war Jenkins Masochist, immerhin hat er seinen Penis selbst abgetrennt. Wahrscheinlich hat er ihn ihr noch auf einem Teller serviert. Mariani können wir wegen dieser Tat nicht belangen. Wir

Weitere Kostenlose Bücher