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Stirb mit mir: Roman (German Edition)

Stirb mit mir: Roman (German Edition)

Titel: Stirb mit mir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Dugdall
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freiem Willen geschieht. Außer mir ist niemand daran schuld. Robin hat lediglich auf meinen Ruf geantwortet. Hätte sie es nicht getan, hätte ich jemand anderen gefunden, der mir beisteht, wenn ich es tue. So oder so wäre es auf diese Weise ausgegangen. Der Gedanke, dass sie dafür bestraft werden kann, ist mir unerträglich. Ich möchte, dass sie in Ruhe gelassen wird.
    Für meinen Tod ist Robin ebenso wenig verantwortlich wie ein Zugführer, der jemanden überfährt, der sich auf die Gleise geworfen hat. Robin mag den Zug gesteuert haben, aber sie hat mich nicht dazu ermuntert, mich vor die Lokomotive zu werfen. Ich werde die Drogen aus freien Stücken zu mir nehmen, in dem Wissen, dass ich sterben werde. Auch der Verzehr meines Fleisches erfolgt auf meinen Wunsch. Robin möchte es nicht tun – sie macht es allein mir zuliebe. Zu dem Zeitpunkt werde ich noch leben, deshalb ist es nicht einmal illegal.
    Dieser Brief wird hoffentlich dafür sorgen, dass Robin wegen ihrer Hilfe nicht zwischen die Mühlen des Gesetzes gerät. Eine derartige Belastung hat sie nicht verdient. Sie tut nichts weiter, als mir zu helfen. Sie hilft mir zu sterben.
    Cate verspürte einen Stich in der Brust, als melde sich ihr Gewissen zu Wort. Ein Teil von ihr war nämlich der Ansicht, dass Selbstmord tatsächlich ein persönliches Recht war. Sie fand lediglich, dass man ihn allein ausführen sollte. Warum nur hatte David Jenkins Alice in die Sache hineingezogen? Warum um alles in der Welt hatte Alice von seinem Fleisch gegessen? Sie nahm an, dass es ein symbolischer Akt gewesen war. Aber war den beiden denn nicht bewusst gewesen, dass die Polizei über eine solch ausgefallene Perversion nicht hinwegsehen würde? Und die Presse noch viel weniger? Andererseits hielt Dr.   Gregg Alice für egomanisch und glaubte, dass sie annahm, sie stehe über dem Gesetz. Wahrscheinlich hatte sie ihre Tat auf diese Weise gerechtfertigt.
    Auf den Brief folgte die fotokopierte Aussage eines Wachtmeisters.
    Aussage von Wachtmeister Flynn
    Ich habe auf einen Vorfall reagiert, den eine ortsansässige weibliche Person telefonisch gemeldet hat. Sie sagte, ihr Freund habe Selbstmord begangen. Der Anruf kam am Samstag, dem 17.   Juni. In Lavenham fand an dem Tag der monatliche Bauernmarkt statt. Ich war als Verkehrspolizist eingesetzt und nach dem Anruf als Erster am Tatort.
    Obwohl ich erst seit sechs Monaten Mitglied bei der Polizei bin, hatte ich es schon einmal mit einem Selbstmordfall zu tun. Daher wusste ich, dass es meine Aufgabe war, die eintreffenden Sanitäter zu unterstützen und allgemeine Beobachtungen anzustellen.
    Als ich am Haus der Anruferin ankam – inzwischen weiß ich, dass ihr Name Alice Mariani ist –, saß sie auf der Vordertreppe und wartete. Obwohl es fast Mittag war, trug sie einen Morgenmantel, und ihr Haar war feucht, als habe sie gerade geduscht. Die Haustür hinter ihr stand offen, allerdings konnte ich nicht in den Flur sehen. Ms Mariani wirkte sehr gelassen und aß gerade ein Sandwich mit Käse. Als sie mich bemerkte, stand sie auf und schüttelte mir die Hand. Aufgrund ihres Verhaltens nahm ich an, dass der Notruf falscher Alarm gewesen sei und es ihrem Freund wieder gut gehe.
    »Er liegt oben im Bett«, sagte sie seelenruhig.
    Daher war ich mir sicher, dass er noch lebte. Ich dachte, er sei ohnmächtig geworden und sie vorübergehend in Panik geraten.
    Die weiß gestrichenen Wände des Schlafzimmers waren voller Blutspritzer. Der Holzfußboden war rutschig, und ich entdeckte einen Schrubber und einen Eimer, die draußen auf dem Flur standen. Auf dem Bett lag ein unbekleideter Mann in seltsam gekrümmter Haltung. Sein Kopf war auf die Brust gesunken, weshalb ich sein Gesicht nicht sehen konnte, aber seine Beine waren voller Blut, und ich erkannte, dass sich an seinen Genitalien eine Wunde befand. Ich sprach ihn an, erklärte ihm, wer ich war, und näherte mich ihm, um seinen Puls zu messen. Er hatte keinen mehr, die Leichenstarre hatte bereits eingesetzt.
    Ich musste das Haus auf der Stelle verlassen, denn mir war übel geworden. Alice Mariani saß noch immer auf der Vordertreppe. Ich übergab mich im Garten, und sie fragte, ob mit mir alles in Ordnung sei. Ich bat sie, eine Decke zu holen und über den Toten zu legen. Dann verständigte ich meinen Vorgesetzten über Funk. Er sagte, er werde umgehend Verstärkung schicken, ebenso den Rettungsdienst.
    Während ich auf die Kollegen wartete, überreichte Ms Mariani mir den

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