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Stirb mit mir: Roman (German Edition)

Stirb mit mir: Roman (German Edition)

Titel: Stirb mit mir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Dugdall
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an mir herumzerrt. Denken Sie nur an dieses Experiment aus den Sechzigerjahren: Um in eine psychiatrische Klinik eingeliefert zu werden, simulierten Studenten damals eine Geisteskrankheit. Nachdem sie eingewiesen worden waren, verhielten sie sich völlig normal, was jedoch niemandem auffiel. Man muss jemanden nur als verrückt bezeichnen, und schon ist er es für andere. Genau wie bei Hunden, die beißen, nur weil jeder behauptet, dass sie bissig sind.
    Merkwürdig, dass ich mich an solche Dinge erinnere; Lektionen, die ich während meines Studiums gelernt habe, vor vielen Jahren im Fach Psychologie, das ich gar nicht studiert habe. Ihm galt das Interesse meiner Mutter. Hätte sie weitergelebt und mich nicht bekommen, dann hätte sie sich für dieses Fach sicherlich eingeschrieben. Vielleicht habe ich von dieser Familie doch etwas geerbt. Die Frage ist nur, ob meine Großmutter ebenso denkt, wenn sie ihrem Ehemann gegenübersitzt, die Morgenzeitung liest und auf die Schlagzeile über die Tochter ihrer toten Tochter starrt. Ich stelle mir vor, wie sie Zucker in ihren Kaffee gibt und sich an unsere letzte, lange zurückliegende Begegnung erinnert, wie sie überlegt, ob das, was Smith erlebt hat, etwas mit ihr zu tun hat. Ob es nicht passiert wäre, wenn sie mir ein bisschen Liebe entgegengebracht hätte. Aber all das spielt sich nur in meiner Phantasie ab. Woher soll ich wissen, ob sie überhaupt jemals an mich denkt? Oder an die Bestechung, mit der sie mein Schweigen erkauft hat? Wie katholisch es doch ist, sich einen Ablass zu besorgen. Von dem Geld habe ich mir ein Haus gekauft, in dem ich allein sein kann. Auch schöne Dinge wie die kostbare blaue Vase kann ich mir davon leisten. Ich nenne es Blutgeld, denn meine Großmutter hatte das Blut meiner Mutter an den Händen.
    Ich habe den Scheck entgegengenommen und meine Großmutter danach nie wiedergesehen. Sie hatte ihre einzige Tochter verstoßen. Mich zu verstoßen, dürfte ihr danach noch leichter gefallen sein. Wenn man der Liebe einmal den Rücken gekehrt hat, schafft man es auch ein zweites Mal. Es ist das Einzige, was ich nicht über mich bringe. Ich kann niemanden verlassen, der mir etwas bedeutet. Doch diejenigen, die gehen, schwimmen immer oben. Sie wissen, wie man über etwas hinwegkommt, etwas hinter sich lässt. Es ist eine Gabe.
    Ganz gleich, wo meine Großmutter zurzeit lebt, die Berichte über mich können ihr nicht entgangen sein. Falls sie durch einen dummen Zufall weder Zeitung gelesen noch die Nachrichten im Fernsehen gesehen hat, wird es sicher irgendeinen wohlmeinenden Wichtigtuer gegeben haben, der sie darauf angesprochen hat. »Diese Frau da in den Nachrichten, die auch Mariani heißt … ist das jemand aus Ihrer Familie?« Falls derjenige meine Mutter gekannt hat, wird sie die Ähnlichkeit kaum leugnen können, das dichte, lange blonde Haar und die grünen Augen. Auch wenn man weit von seinen Verwandten entfernt lebt, sieht man ihnen trotzdem noch ähnlich, ganz gleich, wie sehr man versucht, dagegen anzugehen. Schließlich gleichen Kinder ihren Eltern immer auf irgendeine Weise. Mit sechzehn Jahren habe ich den Namen Mariani aus einem Impuls heraus angenommen, doch dann ist er zu einer späten Rache meinerseits geworden. Meine Großmutter möchte mich vergessen, aber ich habe einen Weg gefunden, der sie zwingt, an mich zu denken.
    Auch Cate Austin denkt an mich, dessen bin ich mir sicher. Sie versucht, sich einen Reim auf mich zu machen, kommt mit ihrem Notizblock an und ihrem angenagten Stift. Sie interessiert sich für mich, das erkenne ich, wenn sie mit dem Schreiben innehält, ihr Blick zu lange auf mir ruht und sie vergisst, sich Notizen zu machen. Sie fragt sich, ob wir uns ähnlich sind, wo der Unterschied zwischen uns ist.
    Als ich ihr sagte, dass ich meine Begegnung mit Smith schicksalhaft fand, gab sie zur Antwort, dass das alle Liebenden glauben. Sie klang wie jemand, der in der Liebe verloren hat. Anscheinend sind ihr meine Ängste wenigstens ansatzweise vertraut, trotzdem frage ich mich, ob jemals jemand bereit war, ihr Opfer zu sein. Was hätte sie an meiner Stelle getan? Ich würde sie gern fragen, was sie von meinem Entschluss hält, nur um zu sehen, ob sie ganz automatisch erklärt: »So etwas würde ich nie tun. Ich könnte nie jemandem helfen zu sterben, nie von jemandes Fleisch essen.«
    Aber woher will man das wissen? Hat Sie je ein anderer Mensch darum gebeten? Haben Sie überhaupt schon einmal daran gedacht? Wie ist

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