Stirb mit mir: Roman (German Edition)
Thomas?«
Der Verteidiger springt auf. »Ich habe mit Doktor Gregg gesprochen, Euer Ehren. Er bestätigt, dass der Zustand meiner Mandantin sich in den letzten beiden Wochen gebessert hat und sie die angemessenen Medikamente erhält. Er befürwortet ihre Rückkehr in die Gesellschaft, unter der Voraussetzung, dass sie die von ihm verschriebenen Medikamente nimmt und bei ihm eine ambulante Therapie beginnt.«
»Eine bedingte Freilassung also. Gibt es seitens der Anklage Einwände dagegen?«
»Nein, Euer Ehren.«
»Gut. Alice Mariani, für die nächsten vierzehn Tage werden Sie auf freiem Fuß sein, unter der Bedingung, dass Sie Ihre Medikamente nehmen und die vorgeschriebenen Termine bei Ihrem Psychiater und Ihrer Bewährungshelferin einhalten. Ist das klar?« Der Richter steht auf, die Anwesenden erheben sich ebenfalls und stehen stramm, bis er durch die Wandtür verschwunden ist.
Krishna drängt sich hastig an den Reportern vorbei, läuft die Treppe hinunter und über den Flur. Er hat seine Entscheidung getroffen und möchte keine Zeit mehr verlieren.
Er hat damit gerechnet, dass Alice Mariani das Gericht im Eiltempo verlässt, doch sie steht inmitten des Flurs, umgeben von ihrem Anwalt und seinen Helfern. Unter den schwarzen Roben und Anzügen leuchtet ihr blondes Haar wie ein Stern auf. Sie sollte im Fernsehen auftreten, denkt Krishna, nicht in einem Gericht. Sie wirft ihm einen flüchtigen Blick zu. Er schaut sofort weg. Sie kennt ihn nicht und weiß nicht, wie gut er sie kennt.
Gegen eine Wand gelehnt steht er da und überlegt, wie er vorgehen soll. Seit sieben Monaten hat er nichts unternommen, doch jetzt, da sein Entschluss feststeht, weiß er nicht weiter. Er sieht das ältere Ehepaar, das schwerfällig die Treppe nach unten nimmt und auf Alice zugeht. Die Frau legt eine Hand auf Alices Arm, die diese sofort abschüttelt. Offenbar sind die beiden ihre Eltern, obwohl sie so unscheinbar wirken. Die Frau, nach der Krishna Ausschau gehalten hat, ist nirgends zu sehen. Er ist zu spät gekommen. Er denkt an Dave und spürt den Kummer schmerzhaft in seiner Brust. Er hat seinen Freund enttäuscht.
In dem Augenblick öffnet sich die Tür der Damentoilette. Cate Austin kommt heraus, schüttelt ihre Hände trocken und läuft an ihm vorüber zu Alice. Sie mischt sich unter die kleine Gruppe, die Alice umringt, als sei diese ein Filmstar. Er ist also doch noch nicht zu spät.
Krishna beobachtet die Gruppe und wartet. Nach einer Weile überquert Alice den Flur zum Ausgang, tritt an dem Wachmann vorbei und verschwindet. Als Krishna merkt, dass Cate ihr folgt, geht er ihr hinterher. Draußen rufen die Reporter Alice Fragen zu, verlangen einen Kommentar, drängen sich um sie herum. Der Wachmann bahnt ihr einen Weg durch die Pressemeute zu einem wartenden Taxi. Als sie davonfährt, schauen alle ihr nach. Cate setzt sich wieder in Bewegung. Das ist seine Chance.
Sie geht schnell, mit klackenden Schuhen, das brünette Haar fällt ihr stufig in den Nacken. Vielleicht spürt sie, dass er ihr folgt, oder sie hört seine Schritte, denn sie wirft einen Blick über die Schulter. Nach ein paar weiteren Schritten bleibt sie stehen. Als sie spricht, klingt sie fest und selbstsicher, doch ihr Blick huscht umher.
»Wenn Sie nicht aufhören, mir zu folgen, rufe ich die Polizei.«
Krishna erschrickt. »Ich will nur kurz …«
»Ich spreche nicht mit der Presse. Sie können also wieder den Rückzug antreten.« Damit wendet sie sich ab und läuft weiter.
Krishna schließt zu ihr auf. »Ich bin kein Reporter. Ich habe mit Dave zusammengearbeitet. Er war mein Freund.«
Diesmal bleibt Cate Austin so abrupt stehen, dass Krishna ihr um ein Haar in die Hacken getreten wäre.
»Dann tut Ihr Verlust mir leid, Mister …«
»Dasi. Krishna Dasi.«
»Mister Dasi.« Sie hat ihn wiedererkannt, und ihre Stimme ist härter geworden. »Sie haben mir vorhin meinen Kaffee übergeschüttet, und jetzt folgen Sie mir auch noch, obwohl wir uns nichts zu sagen haben.«
»Bitte«, sagt er gequält. »Ich kann mit niemandem sonst reden. Nur mit Ihnen. Ich habe etwas … von Dave bekommen und glaube, Sie sind diejenige, der ich es geben muss.« Er nimmt den USB -Stick aus der Jackentasche und hält ihn ihr wie eine Gabe hin. »Ich bin mir ganz sicher.«
»Was ist das?«
»Sein Tagebuch. Darin … darin steht alles.« Er spürt die Hitze, die ihm in die Wangen steigt, und möchte mehr sagen. Als sie nach dem Stick greift, sprudeln die Sätze,
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