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Stirb mit mir: Roman (German Edition)

Stirb mit mir: Roman (German Edition)

Titel: Stirb mit mir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Dugdall
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tun. Ich bin nicht lesbisch. Ich finde Frauen nicht einmal im Ansatz begehrenswert.«
    »Allerdings hat Ihre Mutter berichtet, dass Sie und Ihre Freundin …«
    »Und Lee gleich dreimal nicht«, fiel Alice ihm ins Wort. »Ein Mädchen, das dick ist und Pickel hat!«
    Ihre Mutter hörte auf, sich die Nase zu putzen.
    Dr.   Murray legte den Kopf zur Seite. »Nanu. Ist Lee nicht Ihre beste Freundin?«
    »Nein. Sie ist eine Klette, die ich nicht abschütteln kann.«
    »Haben Sie denn sonst Freundinnen oder Freunde?« Er wirkte interessiert, ebenso wie ihre Mutter.
    Alice schob die Unterlippe vor und sah die beiden an, als seien sie Idioten. »Ich brauche keine Freunde. Ich habe die Poesie.«
    »Die Poesie? Lesen Sie gern?«
    Alice schnaubte verächtlich. »Nein, ich lese nicht gern. Ich lebe in Bildern und erreiche Gefühlszustände, ohne nach den Gründen dafür zu suchen.« Sie warf ihrer Mutter einen Blick zu. »Ich erwarte nicht, dass sie das versteht.«

Einunddreißig
    Smith:
Ich möchte dich sehen.
    Robin:
Wann? An diesem Wochenende?
    Smith:
Ja. Wir müssen langsam mal die Einzelheiten planen. Bis zum sechzehnten Juni ist es nicht mehr lange hin.
    Robin:
Über die Art deines Todes haben wir auch noch nicht gesprochen.
    Smith:
Ich nehme Gift. Das Sterben soll sich hinziehen, ich möchte jeden Augenblick auskosten.
    Robin:
Welches Gift? Schlaftabletten?
    Smith:
Nein, etwas anderes. Etwas, das freudig stimmt. Hast du keine Studenten, die Drogen nehmen?
    Robin:
Natürlich, was glaubst du denn? Trotzdem kann ich von ihnen nichts kaufen, das wäre zu riskant. Du musst es selbst besorgen, ganz gleich, wofür wir uns entscheiden.
    Smith:
Ich dachte, du liebst das Risiko. Immerhin hast du auf meine Annonce geantwortet.
    Robin:
Ja, aber ich möchte auch meine Stelle behalten.
    Smith:
Na gut. Ich selbst kenne keine Drogenhändler, aber ein Freund von mir raucht ständig Joints. Er sitzt mir im Büro gegenüber, morgen spreche ich ihn darauf an. Wahrscheinlich verkauft sein Dealer auch härteren Stoff. Ich werde mir die Telefonnummer besorgen.
    Robin:
Gerade ist mir noch etwas eingefallen. Ich habe einen Studenten, der kaum einen Test besteht. Er ist drogenabhängig. Vielleicht ist er an einem Handel interessiert. Eine gute Note für eine Drogenlieferung.
    Smith:
Hast du nicht gerade gesagt, das wäre zu riskant?
    Robin:
Nicht wenn es um jemanden geht, der kaum noch eine Chance hat. Ohne meine Hilfe muss er die Uni verlassen. Ich könnte ihm ein Angebot machen. Dann schafft er es ins nächste Semester, und alle sind glücklich.
    Smith:
Lass mich zuerst meinen Freund fragen. Wenn er mir nicht weiterhelfen kann, wendest du dich an den Studenten.
    So ging unsere Planung vonstatten. Nachrichten per Computer, kurze Zeilen, die uns bei der Vorbereitung halfen. Smith hatte inzwischen die Nummer des Dealers, doch wenn er sie wählte, meldete sich keiner. Wir wurden ungeduldig und mussten es auf die von mir vorgeschlagene Weise versuchen.
    Ich stand im Vorlesungssaal, sah zu, wie die Studenten in Richtung Ausgang strebten, und wartete, bis nur noch das Summen der Klimaanlage zu hören war – ein leeres Geräusch ohne Worte. Trotzdem harrte ich aus. Alex saß zusammengesackt auf seinem gewohnten Platz in den hinteren Reihen. Ganz gleich, wie zugedröhnt er war, er schaffte es zu jeder Vorlesung. Was mir einiges über ihn verriet. Etwa, dass er nicht durchfallen wollte, obwohl alles dafür sprach. Dadurch war ich im Vorteil.
    Alex war viel zu weggetreten, um von der Vorlesung etwas mitbekommen zu haben. Auf dem Tisch vor ihm lag weder Block noch Stift. Seine Pupillen waren geweitet, sein Körper in seiner Reglosigkeit erstarrt. Langsam kam er zu sich und starrte mich mürrisch an.
    Ich öffnete eine Wasserflasche und stellte sie vor ihn. »Trinken Sie das. Dehydriert zu sein, ist gefährlich.«
    Aber Wasser war nicht die Medizin, die er brauchte. Sein Körper verlangte nach stärkeren Mitteln. Ich registrierte die wächserne Haut seines Gesichts, die zu weit gewordene Kleidung. Alex war eine schlaffe Marionette, die darauf wartete, dass ein Puppenspieler sie zum Leben erweckte, und dieser Puppenspieler war ich.
    »Warum kommen Sie überhaupt noch her, Alex? Warum hören Sie sich meine Vorlesung an, obwohl sie Ihnen nichts bringt?«
    Er strengte sich an, wollte nachdenken. Seine Stirn legte sich in Falten. Er tastete nach der Wasserflasche, fummelte an dem Verschluss herum. Seine Hände erinnerten mich an neugeborene Welpen, die sich

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