Stirb mit mir: Roman (German Edition)
voll unkoordinierter Energie ruckartig bewegen. »Wenn ich durchfalle, flippen meine Eltern aus.«
»Allein durch Ihre Anwesenheit schaffen Sie keinen Abschluss.«
Trotz der Drogen, die durch sein Blut zirkulierten, konnte er noch reagieren. Seine Miene zerfiel. Er trank einen Schluck Wasser, um seine Gefühle zu verbergen. Ein paar Tropfen rannen ihm übers Kinn.
»Ich möchte, dass Sie mir die Wahrheit sagen, Alex. Welche Drogen haben Sie genommen?«
Er ließ sich zurücksinken, die Hände fielen ihm in den Schoß. Er wollte sich wehren, doch dazu fehlte ihm die Kraft. Schließlich gab er auf, genau wie ich es erwartet hatte.
»Speed, Kokain. Ich nehme alles, was ich kriegen kann. Warum fragen Sie? Haben Sie was zu verkaufen?« Er grinste verächtlich. Ich konnte seine bräunlich verfärbten Zähne sehen.
»Sie sind dabei, Ihre Studienzeit zu vergeuden. Sind die Drogen das wert?«
Er war gelangweilt und gleichzeitig überdreht. »Worauf Sie sich verlassen können. Speed macht unglaublich high, schießt einen gleich nach oben, aber Koks! Mann, das ist das Beste. Da rauscht Kraft durch die Adern, da ist man der Herr der Welt.«
»Fein, dennoch werden Sie Ihr Studium nicht schaffen. Sie reichen Ihre Seminarpapiere zu spät ein, und was Sie abgeben, ist schlecht. Von den Studiengebühren, die Ihre Eltern zahlen, will ich gar nicht erst reden.«
Sein Kopf ruckte hoch. »Sind Sie seit Neuestem bei der Studienberatung? Was geht Sie das überhaupt an?«
»Nichts. Absolut nichts.« Ich machte eine Pause. Eher beiläufig setzte ich hinzu: »Es sei denn, Sie sind an einem kleinen Geschäft interessiert.«
»Einem Geschäft?« Er versuchte, sich auf mein Gesicht zu konzentrieren, aber dazu waren seine Lider zu schwer. »Was für eins?«
»Ich möchte, dass Sie mir Drogen besorgen, Alex.«
Er lachte kurz auf. »Sie halten mich wohl für total bescheuert«, sagte er mit schleppender Stimme. »Meinen Sie, ich will, dass man mich wegen Drogenhandels drankriegt?«
Wie amüsant, dass er immer noch Skrupel hatte. »Klären Sie mich auf. Welche Droge würden Sie zur Entspannung nehmen? Wenn Sie beispielsweise so entspannt sein wollen, dass Sie keinen Schmerz mehr spüren und alles, was passiert, für einen Traum halten.«
Alex gluckste. Mit einem Mal war er gut gelaunt, und seine Augen leuchteten auf. In diesem Moment erkannte ich, wie anziehend er auf andere in der Studentenkneipe und im Wohnheim wirken konnte. Er war nun total locker, bewegte sich auf sicherem Boden und konnte mir seine Fachkenntnisse vorführen.
» GHB wäre da wohl ideal.«
» GHB ?«
»Gamma-Hydroxybuttersäure.« Er musterte mich abfällig, konnte wohl nicht fassen, wie unwissend ich war. »Eine Date-Rape-Droge.«
»Ich dachte, das ist Rohypnol.«
» GHB ist besser. Es ist flüssig, deshalb kann man es jemandem leicht in den Drink kippen, um ihn oder sie ins Land der Träume zu schicken. In dem Zustand kann man alles mit jemandem machen. Hinterher erinnern sie sich an nichts.« Alex ruderte zurück. »Das benutzen aber nur kranke Typen, ich persönlich finde so was beschissen. Ich nehme das Zeug nur, wenn ich mal richtig tief schlafen will. GHB haut einen total um.« Trotz seines schleppenden Tonfalls versuchte er, jede Silbe zu betonen. Er war selbstbewusst geworden und grinste mich an. »Allerdings muss man auf die Dosierung achten. Zwei Teelöffel sind schon eine Überdosis. Mit GHB landen mehr Jugendliche in der Notaufnahme als nach Ecstasy.«
»Und weswegen?«
»Im schlimmsten Fall haben sie einen Herzinfarkt. Deshalb nimmt man nur ein bisschen, ein paar Tropfen auf der Zunge, und schon sind Sie der Mittelpunkt jeder Party. Ein paar Tropfen mehr, und Sie landen im Koma, noch ein paar mehr, und Sie können kaum noch atmen. Das ist der Punkt, an dem Ihr Herz schlappmacht. Bei mir ist das anders, ich habe eine hohe Toleranzschwelle. Außerdem weiß ich, wann man aufhören muss und wie man die Kontrolle behält. Ich kaufe nie mehr als zwei Ampullen – maximal –, und in jeder ist nur ein halber Teelöffel. Selbst wenn ich es wollte, könnte ich keine Überdosis nehmen.«
»Gut, Alex, passen Sie auf. Mein Unterricht stößt bei Ihnen auf taube Ohren. Deshalb schlage ich Folgendes vor, so unorthodox es auch klingen mag. Sie sind ein talentierter junger Mann, und ich werde Ihnen helfen. Wir schließen einen Handel ab, aber das muss unter uns bleiben.« Um meine Worte zu ihm – und mir – durchdringen zu lassen, hielt ich inne. Unser
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