Stirb, Schätzchen, Stirb
Damit fiel die Tür endlich hinter den beiden zu, und obwohl Eve sicher wusste, dass der blöde Larry weiter durch den Türspion verfolgte, was sie tat, brach sie das Siegel an der Tür von Raum 415, öffnete sie gerade weit genug, damit sich Peabody an ihr vorbei ins Zimmer quetschen konnte, schob dann sich selber durch den Spalt, drückte die Tür wieder ins Schloss und sperrte vorsichtshalber ab.
»Arschloch.« Eve sah sich im Zimmer um. »Sie war total wütend, als sie Freitagnachmittag hierher zurückgekommen ist. Aber sie hatte sich bereits den nächsten Plan zurechtgelegt. Dabei hat sie das Muster beibehalten, nach dem sie schon vor zwanzig Jahren vorgegangen ist. Sie hat kein Problem damit, sich selber wehzutun, damit sie es jemand anderem in die Schuhe schieben kann. Damit sie das Leben anderer Menschen verkomplizieren oder sich für irgendwas an ihnen rächen kann. Sie hatte hier ein paar Vorräte angelegt. Wir werden noch versuchen rauszufinden, wohin genau sie einkaufen gegangen ist. Das wird bestimmt nicht leicht, aber sie hat auf alle Fälle Wein, Suppe und ein paar andere leichte Sachen für den AutoChef besorgt.«
»Sie hat genau geplant, wie sie sich erholt, wenn sie verletzt in ihrem Zimmer liegt. Hat Schlaftabletten und Schmerzmittel besorgt«, fügte Peabody hinzu.
»Falls sie nicht schon genug von zu Hause mitgebracht hat, ja. Auch das werden wir überprüfen. Aber erst mal trinkt sie was. Vielleicht ein Glas Wein. Vielleicht nimmt sie auch etwas feste Nahrung zu sich, während sie sich überlegt, wie sie weiter vorgehen soll.«
Eve lief durch das Zimmer und stellte sich alles bildlich vor. »Ruft sie ihren Killer an? Ich habe keine Ahnung, ich weiß es einfach nicht. Aber warum sollte sie das tun? Schließlich ist es ihr Geschäft. Schließlich hat sie das Heft in der Hand. Und vor allem ist sie heiß darauf, etwas zu unternehmen. Sie kocht nämlich vor Wut.«
»Das muss sie auch, denn sonst würde sie es ganz bestimmt nicht schaffen, sich so etwas anzutun.«
»Sie denkt darüber nach, wie es weitergehen wird. Dass sie Roarke das Fürchten lehren wird. Er bildet sich doch wohl nicht ernsthaft ein, dass er sie so einfach in die Wüste schicken kann. Nein, denn sie wird es ihm zeigen. Sie reißt die Strümpfe auseinander, wirft einen davon auf den Boden oder die Kommode, füllt den anderen mit den Münzen, wiegt ihn prüfend in der Hand. Vielleicht nimmt sie vorsorglich schon einmal eine Schmerztablette ein.«
Eve schlenderte ins Bad. »Hier drin. Sie tut es hier drin, für den Fall, dass ihr vor Schmerzen übel wird. Schließlich will sie nicht auf den Boden kotzen. Denn da wäre niemand, der ihn sauber macht.«
Eve trat vor die Spüle und blickte in den Spiegel. »Sie sieht sich noch mal genau an. Sie hat gutes Geld für das Gesicht bezahlt. Aber das ist kein Problem, das ist okay. Schließlich hat sie bald noch mehr Geld. Und dieser verdammte Hurensohn wird erkennen müssen, dass er sie nicht ungestraft derart herablassend behandeln kann. Er hat ja keine Ahnung, mit wem er sich eingelassen hat.«
Eve holte mit der Rechten aus und rammte sich die Faust so schnell und dicht unter das eigene Kinn, dass Peabody erschreckt zusammenfuhr.
»Himmel, das hat mir bereits beim bloßen Zusehen wehgetan.«
»Sie sieht Sterne, und der Schmerz durchzuckt die Eingeweide. Sie ist vollkommen benommen, schon von dem ersten Treffer wird ihr schlecht. Aber sie muss weitermachen, sie muss weitermachen, solange sie noch stark und mutig genug ist.« Sie stellte sich die Schläge vor, ahmte sie nach, beugte sich vornüber und klammerte sich am Waschbecken fest.
»Sie haben doch ihre Fingerabdrücke am Waschbecken gefunden. Wissen Sie noch, wo genau?«
Peabody zog ihren Handcomputer aus der Tasche und rief die Akte auf. »Fast genau da, wo Sie im Augenblick die Hände haben. Gute Abdrücke, alle fünf Finger von der linken Hand.«
»Ja, weil sie in der Rechten immer noch die Socke hält und sich festhalten muss, damit sie nicht in sich zusammensackt. Sie hält das Waschbecken umklammert, deshalb sind auch alle Abdrücke so gut zu sehen. Außerdem muss sie inzwischen etwas bluten, und zwar im Gesicht.«
Sie streckte ihre Hand nach einem Lappen aus. »Von den Dingern sollten hier zwei hängen. Einen davon nimmt sie, feuchtet ihn vielleicht ein bisschen an und hält ihn sich vors Gesicht. Deshalb haben wir Blutspuren im Waschbecken entdeckt. Nur, dass der Waschlappen verschwunden ist, als wir sie
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