Stirb, Schätzchen, Stirb
muss es wohl gewesen sein. Da waren entsetzlich viele Leute.«
»Hast du irgendjemanden gesehen? Hat irgendwer etwas zu dir gesagt?«
»Ich weiß nicht mehr. Ich fühle mich irgendwie seltsam, als stünde ich neben mir.«
Seine Haut war weißer als die Decke, unter der er lag, und die Schürfwunden und blauen Flecken sprangen sie richtiggehend an. Und riefen neue Schuldgefühle in ihr wach.
Trotzdem drang sie weiter in ihn: »Ihr habt Einkäufe gemacht. Ihr habt einen Baum gekauft.«
»Der Baum sollte uns ein bisschen aufmuntern. Was ist mit dem Baum passiert?« Er rollte unfreiwillig mit den Augen, sah sie dann aber wieder an. »Passiert das alles wirklich oder ist es nur ein Traum? Ich wünschte, ich wäre zu Hause. Ich wünschte nur, ich wäre zu Hause. Wo ist Zana?«
Es wäre sinnlos, ihn weiter mit Fragen zu bedrängen, merkte Eve. Sie vergeudete nur ihre Zeit und seine Energie. »Ich werde sie holen.«
Sie trat in den Flur hinaus, wo Zana stand und unglücklich die Hände rang. »Kann ich jetzt endlich zu ihm? Bitte? Ich rege ihn auch ganz bestimmt nicht auf. Ich habe mich beruhigt. Ich will ihn nur sehen.«
»Ja, gehen Sie ruhig rein.«
Zana straffte ihre Schultern, setzte ein Lächeln auf, und Eve sah ihr hinterher, als sie den Raum betrat und mit gut gelaunter Stimme sagte: »Himmel, wie siehst du denn aus? Findest du nicht auch, dass du ein bisschen übertrieben hast, nur, damit du mir keinen Hut zu kaufen brauchst?«
Während Eve draußen auf Zana wartete, wählte sie die Nummer des Labors. Sie schimpfte wie ein Rohrspatz, als man sie darüber informierte, dass mit den Ergebnissen der Untersuchung erst am sechsundzwanzigsten zu rechnen war. Anscheinend flößte Weihnachten den Menschen noch mehr Ehrfurcht ein als ihr unheiliger Zorn.
Aber auch wenn sie im Labor machtlos war, sah es auf der Wache anders aus. Sie rief dort an, teilte ein paar Beamte für Zanas und Bobbys Rund- um- die- Uhr- Bewachung ein und schnauzte, als es Widerworte gab, erbost: »Ja. Auch an Weihnachten.«
Wütend rief sie Roarke auf seinem Handy an. »Bei mir wird es heute später.«
»Du klingst mal wieder wirklich gut gelaunt. Was machst du denn im Krankenhaus?«
»Ich bin nicht meinetwegen hier. Das erzähle ich dir alles später. Die Kacke hat angefangen zu dampfen, und ich . muss noch etwas gegen den Gestank unternehmen, bevor ich Feierabend machen kann.«
»Ich habe selbst noch alle Hände voll zu tun, bevor ich nach Hause fahren kann. Warum treffen wir uns nicht irgendwo zum Abendessen? Ruf mich einfach wieder an, wenn die Luft bei dir ein bisschen frischer ist.«
»Ja, okay. Vielleicht.« Sie drehte den Kopf, als Zana wieder aus dem Krankenzimmer kam. »Ich muss los. Bis später.«
»Er ist müde«, meinte Zana. »Aber er hat mit mir gescherzt. Meinte, dass er bis an sein Lebensende nie mehr Hotdog isst. Danke, dass Sie hier geblieben sind. Es hilft, jemanden hier zu haben, den ich kenne.«
»Ich fahre Sie zu Ihrem Hotel zurück.«
»Vielleicht kann ich ja bei Bobby bleiben. Ich könnte auf dem Stuhl neben seinem Bett schlafen.«
»Es wäre sicher besser für Sie beide, wenn Sie etwas Ruhe fänden. Ich lasse Sie morgen Früh von einem Streifenwagen abholen, der Sie zu Bobby bringt.«
»Ich könnte auch ein Taxi nehmen.«
»Wir sollten lieber auf Nummer sicher gehen. Ich postiere auch wieder einen Kollegen vor Ihrer Zimmertür.«
»Warum?«
»Eine reine Vorsichtsmaßnahme.« Zana packte Eve am Arm. »Sie denken, jemand hätte Bobby absichtlich wehgetan? Sie denken, dass er gestoßen worden ist?«
Ihre Stimme wurde schrill, und sie grub ihre Finger schmerzhaft in Eves Haut.
»Bisher gibt es dafür keinerlei Beweise. Ich gehe einfach lieber kein Risiko ein. Falls Sie noch irgendetwas brauchen, halten wir auf dem Weg zu Ihrem Hotel an einem Supermarkt.«
»Er ist ausgerutscht. Er ist ausgerutscht, das ist alles«, versuchte Zana sich selbst zu überzeugen. »Sie sind einfach vorsichtig. Sie kümmern sich einfach um uns.«
»Genau.«
»Könnten wir vielleicht gucken, ob es hier einen Laden gibt? Dann könnte ich ein paar Blumen für Bobby kaufen. Vielleicht haben sie ja sogar einen kleinen Baum. Wir haben heute einen Baum gekauft, aber ich glaube, der wurde zerdrückt.«
»Sicher, kein Problem.«
Sie unterdrückte ihre Ungeduld, ging mit nach unten in den Geschenkeladen und wanderte ziellos durch die Gegend, während Zana endlos überlegte, welches die passenden Blumen wären und welcher der mageren,
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