Stirb, Schätzchen, Stirb
sie dafür eindeutig einen Grund gehabt.
»Dallas?«
»Ja.«
»Hier ist kein Handy.« Peabody trat durch die Badezimmertür. »Aber sie hatte weiteres Bargeld und weiteren Schmuck zwischen ihren Klamotten versteckt. Über das Link hat sie ein paarmal entweder mit dem Sohn, der Schwiegertochter oder dem Zimmerservice telefoniert. Sie hat anscheinend Schmerzmittel genommen, die Flasche steht noch auf dem Nachttisch.«
»Ja, das habe ich gesehen. Lassen Sie uns in der Küche gucken, wann sie zum letzten Mal etwas gegessen hat.«
»Niemand bricht nur wegen eines Handys irgendwo ein und bringt dann noch jemanden um.«
»Kommt drauf an, was auf dem Handy ist.« Eve trat vor den AutoChef und ging die letzten Bestellungen durch.
»Hühnersuppe, gestern Abend kurz nach acht. Und gegen Mitternacht noch einen Wrap. Bis sieben hat sie immer wieder Kaffee nachbestellt.« Sie zog die Tür des Kühlschranks auf. »Hier steht ein wirklich teurer Wein. In der Flasche dürften noch höchstes ein, zwei Gläser sein. Milch, Saft - beides offen - und eine halb leere Packung Schokocreme.«
Sie blickte auf die Spüle. »Nur, dass es keine ungespülten Schalen, Gläser oder Löffel gibt.«
»Vielleicht war sie ja einfach ordentlich?«
»Sie war stinkfaul, aber vielleicht war ihr wirklich langweilig genug, um mal selbst etwas zu tun.«
Sie hörte die Leute von der Spurensicherung, fuhr aber mit ruhiger Stimme fort: »Die Tür war von innen abgesperrt.« Als das Zimmermädchen aufgeschlossen hatte, hatte es zweimal »Klick« gemacht. »Der Mörder muss also durchs Fenster abgehauen sein. Vielleicht ist er auch auf diesem Weg gekommen. Allerdings sind die Zimmer in Absteigen wie der hier selten schallgeschützt. Ich frage mich also, wesha lb sie nicht das Hotel zusammen geschrien hat, als sie überfallen worden ist.«
Sie trat vor die Tür und sah, dass nicht nur die Spurensicherung, sondern auch Chefpathologe Morris erschienen war.
Auf der Party gestern Abend hatte er noch kompliziert geflochtenes, langes, dunkles Haar und einen schimmernden blauen Anzug angehabt. Außerdem hatte er ein paar Gläser getrunken, genug, um irgendwann die Bühne zu besteigen, sich ein Saxofon zu leihen und ein paar wirklich gute Stücke mit der Band zu spielen, erinnerte sie sich.
Seine Fähigkeiten waren also nicht auf das Lesen der Toten beschränkt.
Jetzt trug er Sweatshirt, Jeans und einen schlichten Pferdeschwanz. Seine schrägen, seltsam verführerischen Augen wanderten durch den Flur, bis er sie sah.
»Ist Ihnen eigentlich noch nie der Gedanke gekommen, einfach mal so zum Spaß einen Sonntag frei zu machen?«, fragte er sie erbost.
»Ich dachte, ich hätte heute frei.« Sie zog ihn beiseite und erklärte leise: »Tut mir leid, dass ich Sie angerufen habe, vor allem, weil ich weiß, dass Sie erst spät ins Bett gekommen sind.«
»Und zwar noch später, als Sie denken. Ich war gerade erst nach Hause gekommen, als Sie angerufen haben. Zwar war ich auch vorher schon im Bett«, erklärte er ihr grinsend. »Nur eben nicht bei mir.«
»Oh. Tja. Nun. Aber jetzt zu unserer Toten. Ich habe sie gekannt.«
»Das tut mir leid.« Sofort wurde er ernst. »Das tut mir wirklich leid.«
»Ich habe sie gekannt, aber nicht unbedingt gemocht. Eher im Gegenteil. Sie müssen den Todeszeitpunkt feststellen. Ich will mir sicher sein, dass der Zeitpunkt, den ich ermittelt habe, richtig ist. Und ich will wissen, wann genau sie die anderen Verletzungen erlitten hat, die Sie entdecken werden.«
»Selbstverständlich. Darf ich fragen -«
»Verzeihen Sie die Störung, Lieutenant.« Bilkey trat neben sie. »Der Sohn des Opfers wird allmählich leicht nervös.«
»Sagen Sie ihm, ich bin in fünf Minuten da.«
»Kein Problem. Die Befragung der anderen Gäste hier im Flur hat bisher nichts ergeben. Allerdings haben die Bewohner zweier Zimmer heute Morgen ausgecheckt. Die Namen und Adressen habe ich notiert. Das Zimmer nebenan stand leer. Die Reservierung wurde gestern Abend gegen sechs per Link storniert. Auch den Namen habe ich mir aufgeschrieben, vielleicht brauchen Sie ihn ja. Soll ich jetzt vielleicht noch ins Foyer runter und die Disketten aus den Überwachungskameras besorgen?«
»Tun Sie das. Gut gemacht, Bilkey.«
»Gern geschehen.«
Sie wandte sich wieder Morris zu. »Ich will jetzt keine Einzelheiten nennen. Finden Sie einfach den genauen Todeszeitpunkt raus. Am Ende des Ganges sitzen die nächsten Angehörigen, um die ich mich erst mal kümmern muss.
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