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Stirb, Schätzchen, Stirb

Stirb, Schätzchen, Stirb

Titel: Stirb, Schätzchen, Stirb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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korrigierte Eve die Anrede. »Weiße Sportsocken, Größe sieben bis neun.«
    Jayne vergrub die Hand in einem der Dutzend Taschen, mit der ihr schwarzes Hemd und ihre schwarze Hose versehen waren, zog ein Bonbon daraus hervor und wickelte es aus. Ihre Fingernägel, merkte Eve, waren lang wie Eispickel und wie Zuckerstangen bemalt.
    Ja, an Weihnachten drehten die Leute ganz eindeutig durch.
    »Oh, weiße Sportsocken«, wiederholte Jayne ironisch. »Das hilft mir natürlich weiter.«
    »Sehen Sie sich einfach ein Foto an und sagen mir, ob Sie sich an die Frau darauf erinnern.«
    »Nach einem Tag wie diesem kann ich mich kaum noch an mein eigenes Gesicht erinnern.« Jayne schob sich das Bonbon mit der Zunge durch den Mund, sodass es hörbar gegen ihre Zähne schlug, rollte mit den müden Augen, nahm aber das Foto in die Hand.
    »Wer hätte das gedacht? An die kann ich mich wirklich noch erinnern. Weil sie eine totale Zicke war. Hören Sie«, erklärte sie und holte hörbar durch die Nase Luft. »Sie kommt einfach in den Laden, schnappt sich ein Paar Socken - ein einziges, jämmerliches Paar -, und dann beschwert sie sich darüber, dass wir nicht genug Verkäuferinnen haben, und verlangt auch noch Rabatt. Dabei ist eindeutig, dass es den Rabatt nur auf Dreier-Pakete gibt. Das steht auch auf dem Schild. Ein Paar kostet neun Dollar neunundneunzig. Aber man zahlt nur fünfundzwan zigfünfzig, wenn man drei Paar kauft. Trotzdem macht sie einen Riesenaufstand, weil sie ihre Strümpfe für acht fünfzig haben will. Meint, sie hätte genau ausgerechnet, was der reduzierte Preis für ein Paar ist, und mehr bezahlt sie nicht. Hinter ihr die Schlange reicht fast schon bis zum nächsten Block, und sie macht mich wegen ein paar Cent derart dämlich an.«
    Jetzt griff sie das Bonbon mit den Zähnen an. »Ich bin nicht befugt, einfach den Preis herabzusetzen, aber das sieht sie natürlich nicht ein. Bevor die Leute hinter ihr auch noch einen Aufstand machen, weil es nicht weitergeht, denke ich, ich hole besser den Geschäftsführer nach vorn. Der hat ihr dann den dämlichen Rabatt gegeben, damit sie endlich Ruhe gibt.«
    »Wa n n war sie hier?«
    »Mann, das kann ich nicht mehr sagen.« Jayne rieb sich den Nacken. »Ich bin seit Mittwoch hier. Sieben Tage Hölle. Ab morgen habe ich zwei Tage frei, haue mich aufs Sofa und stehe frühestens übermorgen wieder auf. Es war nach der Mittagspause, so viel weiß ich noch, weil ich nämlich dachte, wegen dieser blöden Ziege käme mir gleich mein Gyros wieder hoch. Gyros!«
    Sie schnipste mit den Fingern, reckte ihren Zeigefinger in die Luft und piekste Eve mit einem der festlich bemalten Eispickel an. »Freitag. Ich und Fawn haben uns am Freitag in der Mittagspause Gyros geholt. Sie hatte das Wochenende frei, ich kann mich noch daran erinnern, wie neidisch ich deswegen auf sie war.«
    »War die Frau allein?«
    »Wer hängt schon freiwillig mit einer solchen Zicke rum? Falls jemand mit ihr zusammen war, hat er sich diskret im Hintergrund gehalten. Sie kam nämlich alleine anmarschiert. Als sie endlich wieder abgezogen ist, habe ich ihr noch hinterhergesehen.« Mit einem leichten Lächeln fügte sie hinzu: »Und mir hinter ihrem Rücken an die Stirn getippt. Ein paar der anderen Kunden haben vor Begeisterung geklatscht.«
    »Haben Sie Überwachungskameras hier im Geschäft?«
    »Na klar. Worum geht es überhaupt? Hat jemand sie verhauen oder so? Wenn ja, wäre ich gern dabei gewesen. Ich hätte ihm sogar noch den Mantel gehalten, damit er sich dabei nicht schmutzig macht.«
    »Ja, jemand hat sie verhauen. Ich hätte gern Kopien der Disketten vom Freitagnachmittag«
    »Wow. Okay. Himmel. Ich bin deshalb doch nicht in Schwierigkeiten, oder?«
    »Nein. Aber wir brauchen die Disketten.«
    Jayne stand müde wieder auf. »Warten Sie. Ich sage dem Geschäftsführer Bescheid.«
    Zurück auf dem Revier, ging Eve noch einmal die Diskette durch. Sie trank Kaffee und sah, wie Trudy in den Laden kam. Rechts unten im Bild war die Uhrzeit abgedruckt. Sechzehn Uhr achtundzwanzig. Trudy hatte also Zeit genug gehabt, um über das Ergebnis des Besuchs bei Roarke zu grübeln, dachte Eve. Zeit genug, um die Sache mit ihrem Partner zu besprechen oder einfach in der Gegend herumzulaufen und ihr weiteres Vorgehen zu planen.
    Sie war sauer, merkte Eve, als sie Trudys verkniffene
Miene sah. Sie konnte sie beinahe mit den Zähnen knirschen hören. Die Frau kochte regelrecht vor Wut. Dachte, denen werde ich es zeigen.

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