Stirb, Schätzchen, Stirb
Sie werden schon sehen, dass ich nicht so einfach abgespeist werden kann.
Sie musste nach den Strümpfen suchen, rempelte dabei andere Kunden mit den Ellenbogen an, k lapperte mehre re Tische ab. Bis sie das Gesuchte fand - und dann auch noch zu einem herabgesetzten Preis.
Eve sah, wie Trudy die Zähne bleckte, als sie nach ei nem Paar Socken griff. Sie blickte auf das Preisschild, runzelte die Stirn, blickte noch mal auf das Schild über dem Tisch und marschierte dann entschlossen auf die Schlange an der Kasse zu.
Sie stampfte ungeduldig mit dem Fuß und starrte die Kunden vor ihr in der Schlange böse an.
Sie war ungeduldig. Und sie war allein.
Eve verfolgte, wie sie mit dem Mädchen an der Kasse stritt. Trudy starrte sie drohend an, stemmte die Fäuste in die Hüften, drehte sich kurz zu der Frau hinter sich um und raunzte sie an.
Machte einen Aufstand wegen ein paar Cent.
Erzwang einen Rabatt für die Waffe, der sie wenig später selbst zum Opfer fallen sollte, überlegte Eve.
Sie wartete nicht auf eine Tüte und auch nicht auf den Bon, sondern stopfte die Strümpfe einfach in ihre Tasche und stapfte wieder davon.
Eve lehnte sich zurück und blickte nachdenklich unter die Decke des Büros. Jetzt brauchte Trudy noch die Münzen. Niemand schleppte so viel Kleingeld mit sich herum, dass sich damit eine Socke füllen ließ.
Und so, wie sie ihre Tasche schwang, schien sie noch ziemlich leicht zu sein.
»Computer, ich brauche eine Liste sämtlicher Banken in der Gegend zwischen Sechster und Zehnter Avenue und Achtunddreißigster und Achtundvierzigster Straße.«
EINEN AUGENBLICK ...
Eve stand auf und sah noch einmal nach, wann Trudy das Geschäft verlassen hatte. Kurz darauf hatten die Banken zugemacht. Sie hätte gerade noch genügend Zeit gehabt, um in eine Bank zu gehen und sich einen Beutel voller Münzen zu besorgen.
Sie würde morgen überprüfen, ob das geschehen war. »Ich brauche einen Ausdruck«, wies Eve den Computer an. »Eine Kopie für die Akte und eine Kopie auf meinen Computer zu Hause.«
EINEN AUGENBLICK ...
Sie konnte deutlich sehen, wie es abgelaufen war. Natürlich müsste sie die Bank noch finden, um ganz sicherzugehen, aber inzwischen war ihr alles klar. Bestimmt war Trudy - immer noch wutschnaubend - in die dem Geschäft am nächsten liegende Bank marschiert. Hatte, wenn sie schlau gewesen war, die Münzen gegen Bargeld eingetauscht. Es wäre dumm gewesen, wenn der Tausch durch einen Bankauszug hätte belegt werden können, deshalb hatte sie sicher Scheine hervorgekramt. Und den Beutel der Bank auf dem Rückweg zum Hotel entsorgt.
Sie war allein gewesen, fiel Eve noch einmal ein.
Sie war allein auf das Revier gekommen, hatte Roarke allein in seinem Büro besucht. Es hatte auch nicht so ausgesehen, als hätte unten im Foyer jemand auf sie gewartet, als sie wieder heruntergekommen war.
Vielleicht hatte sie telefoniert, nachdem sie das Haus verlassen hatte. Das konnten sie nicht überprüfen, da ihr Handy verschwunden war. Schlau, es vom Tatort mitzunehmen, dachte sie.
Sie holte sich noch eine Tasse Kaffee.
Trudy hatte Angst gehabt, als sie von Roarke gekommen war. Hatte ihren Kumpel, ihren Komplizen kontaktiert. Sich bei ihm ausgeheult. Den Plan für ihr weiteres Vorgehen vielleicht mit ihm zusammen ausgeheckt.
Eve trat vor die Pinnwand und betrachtete die Fotos von Trudys Gesicht.
»Was bringt einen dazu, sich selber so was anzutun?«> murmelte sie leise vor sich hin. »Man muss wirklich motiviert und unglaublich wütend sein. Aber wie zum Teufel hätte sie beweisen wollen, dass sie von mir, von Roarke oder von jemandem, den wir angeblich beauftragt haben, derart zusammengeschlagen worden ist?«
Sie war eben doch nicht ganz so schlau gewesen, stellte Eve kopfschüttelnd fest. Vor lauter Zorn und Rachedurst hatte sie offenbar nicht richtig nachgedacht. Es wäre klug gewesen, einen von ihnen oder gleich sie beide unter irgendeinem Vorwand aus dem Haus an einen Ort zu locken, an dem sie ohne Zeugen gewesen wären. Stattdessen hatte sie anscheinend einfach blind darauf vertraut, dass sie keine Alibis aufweisen könnten. Was dumm und nachlässig gewesen war.
Eine Erinnerung stieg in ihr auf, wollte gleich wieder verblassen, doch Eve kniff die Augen zu und konzentrierte sich darauf.
Es war dunkel. Sie konnte nicht schlafen. Bekam vor lauter Hunger wieder mal kein Auge zu. Aber die Tür zu ihrem Zimmer war von außen abgesperrt.
Weil es Trudy nicht gefiel, wenn sie durch
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