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Stirb schön

Stirb schön

Titel: Stirb schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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geht’s?« Sie merkte, dass sie ein bisschen nuschelte.
    »Ich sitze hier bei Orsino’s. Wo steckst du denn?«
    »Oh, Scheiße«, sagte Kellie. »Tut – tut mir Leid.«
    »Alles okay?«
    Scheiße , dachte Kellie, Scheiße, Scheiße, Scheiße! Sie hatte ihre Verabredung zum Mittagessen völlig vergessen. Schon Viertel nach eins.
    »Alles in Ordnung, Kellie?«
    »Mit mir? Klar doch«, sagte sie betont munter.

10
    TOM BRYCE SASS IN DEM RAUM , der als Londoner Büro und Ausstellungsraum der BryceRight Promotional Merchandise Limited diente. Er hatte die Ärmel aufgerollt, die Krawatte gelockert und schaute finster drein. Ihm war kalt, er überlegte schon, ob er sein Jackett wieder anziehen sollte. Bei diesem verfluchten englischen Wetter wusste man nie, woran man war.
    Nach außen hin bot sein Büro das richtige Bild: nicht groß, aber in einer schicken Gegend, ein eleganter Raum mit hohen Fenstern und Stuck an der Decke. Der Platz reichte so gerade für die Schreibtische der vier Mitarbeiter, den Wartebereich, in dem auch die Produktpalette ausgestellt war, und eine winzige Teeküche hinter einem Paravent.
    Der Firmenname BryceRight war Kellies Idee gewesen. Er fand ihn damals ein bisschen abgedroschen, aber sie hatte gemeint, dass er im Gedächtnis bleiben würde. BryceRight belieferte Firmen und Vereine mit Geschenkartikeln und Kleidung, Die Produktpalette reichte von bedruckten Kugelschreibern, Taschenrechnern, Mousepads und coolem Schreibtischspielzeug bis hin zu T-Shirts, Baseballkappen, Sportkleidung und Pokalen.
    Nachdem er in Brighton Betriebswirtschaft studiert hatte, arbeitete Tom für The Motivation Business , einen der Branchenführer. Vor zehn Jahren hatte er sich mit Kellies Unterstützung bis über beide Ohren verschuldet und seine eigene Firma gegründet. Zunächst arbeitete er zu Hause in seinem Büro und den noch leeren Kinderzimmern, bis Max geboren wurde und er genügend Kapital zusammenhatte, um an diese prestigeträchtige Adresse nahe der Bond Street zu wechseln. Dazu mietete er ein Lager in der Nähe der Brick Lane in East London an.
    In den ersten sechs Jahren boomte das Geschäft. Er war der geborene Verkäufer, die Kunden mochten ihn, die Zukunft sah rosig aus. Doch nach dem 11. September stand das Telefon erstmals zwei Tage still. Und danach wurde es nie mehr wie früher.
    Tom beschäftigte vier Verkäufer, von denen zwei in London, einer in Nordengland und einer in Schottland arbeiteten. Dazu seine Sekretärin Olivia und die Sachbearbeiterin Maggie, die sich um Kundenbetreuung und Wareneinkauf kümmerte. Und vier Mitarbeiter im Lager, einen für die Bestellungen, einen für die Qualitätskontrolle und zwei für den Versand. Dort lag auch die Quelle der Probleme, vermutlich weil er nicht ständig vor Ort war.
    Die meisten Kunden von BryceRight waren börsennotierte Firmen, darunter einige ganz große Namen: Weetabix, Range Rover, Legal und General Insurance, Nestle, Grants of St James und zahlreiche kleinere Kunden.
    In den ersten Jahren ging Tom richtig gern zur Arbeit, doch mit der Rezession der letzten Zeit und dem wachsenden Wettbewerb waren die Umsätze so weit zurückgegangen, dass er die laufenden Ausgaben nicht mehr decken konnte. Er verlor Kunden an die Konkurrenz, andere bestellten einfach weniger, in letzter Zeit war intern so viel schief gelaufen, dass weitere Kunden absprangen.
    In seinem Eingangsfach stapelten sich offene Rechnungen, von denen manche über neunzig Tage alt waren.
    Und auch an diesem Monatsende würde es eine heikle Gratwanderung zwischen Forderungen und Verbindlichkeiten geben, damit er die Gehälter bezahlen konnte. Hinzu kam noch der nicht unbeträchtliche Kellie-Faktor.
    Sie lächelte ihn mit Max und Jessica aus dem silbernen Rahmen auf dem Schreibtisch an. Es war ein tolles Foto mit schmeichelhaftem Weichzeichner, der ihnen etwas Verträumtes verlieh. Er schaute sie liebevoll an und hoffte bei Gott, dass er wenigstens von ihr vorerst keine unangenehmen Überraschungen zu erwarten hatte.
    Wie sollte er ihr nur beibringen, dass sie womöglich das Haus verkaufen und ihren Lebensstil herunterschrauben mussten? Vielleicht in eine Wohnung ziehen? Und wie sollte er Max und Jessica begreiflich machen, dass sie dann keinen eigenen Garten mehr hätten?
    Er schaute durch den strömenden Regen aufs Haus gegenüber. Die Conduit Street war schmal, die hohen Gebäude erinnerten an eine Schlucht. Selbst an sonnigen Tagen lag sein Büro im Schatten.
    Unten sah er den

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