Stirb schön
Teppich hinunter.
In den säuerlichen Zigarrengestank mischte sich ein Körpergeruch, den das Eau de Toilette von Comme des Garçons nur unzureichend überdeckte. Vor kurzem hatte er im Duty Free Shop auf dem Flughafen Gatwick sämtliche Herren- und Damendüfte auswendig gelernt, um sich die Wartezeit zu vertreiben.
»Sie mag nicht in den Arsch gefickt werden, John. Was sagst du dazu?« Carl Venner watschelte vor ihm durch die Tür, über seine Wange zog sich ein frischer Kratzer. Sein silbergraues Haar, das normalerweise sorgfältig frisiert war, wirkte zerzaust, und der Pferdeschwanz hatte sich gelöst. Er trug ein smaragdgrünes Hemd, an dem einige Knöpfe fehlten, sodass die Fleischrollen an seinem nackten weißen Bauch, der über den Gürtel quoll, hervorlugten.
Sein Gesicht war mit roten Flecken übersät, und auf seiner Stirn zeigte sich ein Ekzem, das dem Wetterfrosch noch gar nicht aufgefallen war. Außerdem schnaufte der Mann so laut, als bekäme er jeden Moment einen Herzinfarkt.
»Sie will nicht in den Arsch gefickt werden«, wiederholte Venner. »Kannst du dir das vorstellen?«
Der Wetterfrosch hatte im Grunde keine Meinung zu diesem Thema und zog es vor, mit einem unverbindlichen »Ummm« zu antworten.
Venner wandte sich an Mr Brown. »Mach mit ihr, was du willst, und sieh zu, dass du sie danach loswirst.«
Solche Szenen mit anzusehen, war eigentlich nicht die Aufgabe des Wetterfroschs; andererseits hatte er nie verstanden, was für ein Mensch sein Auftraggeber war, bis er in dessen private Dateien vorgedrungen war.
Zuerst war er Venner bei einer Chatline für PC-Freaks begegnet, auf denen man Informationen austauschte, technische Rätsel stellte und löste.
Venner hatte ihm eine Aufgabe gestellt, die der Wetterfrosch damals noch für unlösbar hielt. Ob es möglich sei, eine Website einzurichten, die auf Dauer vollkommen unauffindbar wäre.
Der Wetterfrosch hatte das System dafür bereits entworfen und mit dem Gedanken gespielt, es dem britischen Geheimdienst anzubieten, doch der Irakkrieg hatte ihn ziemlich sauer gemacht. Außerdem misstraute er grundsätzlich jeder staatlichen Institution. Eigentlich misstraute er allem und jedem.
Venner schob ihn durch die Tür in sein höhlenartiges Büro, das fast das gesamte Obergeschoss des Lagerhauses einnahm. Ein riesiger, fenster- und seelenloser Ort, der mit dem gleichen billigen Teppichboden ausgelegt war wie das Vorzimmer. Ebenfalls spärlich möbliert, nur ganz am Ende standen mehrere Regale mit Computerhardware, die der Wetterfrosch selbst dort installiert hatte.
Auf Venners Schreibtisch befanden sich drei aufgeklappte Laptops, ein gläserner Aschenbecher, in dem zwei Zigarrenstummel lagen, und eine Glasschale mit Schokoriegeln. Dahinter standen ein alter Chefsessel aus schwarzem Leder und ein braunes Ledersofa. Auf dem Boden entdeckte der Wetterfrosch einen zerknüllten Spitzenslip.
Wie immer tauchten Venners schweigsame russische Kollegen wie aus dem Nichts auf und bezogen rechts und links von ihm Position. Sie quittierten seine Anwesenheit mit einem leichten Nicken.
»Sieh mal, die Schlampe hat mich tatsächlich gebissen!« Venner stieß seinen zigarrengeschwängerten, übelriechenden Atem aus und hielt den stummeligen Zeigefinger hoch, dessen Nagel bis zum Bett abgekaut war. Der Wetterfrosch sah tiefe rote Eindrücke oberhalb des ersten Gelenks. »Sie brauchen eine Tetanusspritze.«
»Tetanus?«
Der Wetterfrosch fixierte den Spitzenslip und schaukelte gedankenverloren hin und her.
»Tetanus?«, wiederholte der Amerikaner besorgt.
Noch immer mit Blick auf den Slip sagte der Wetterfrosch: »Die Wunde, die ein menschlicher Biss verursacht, ist schlimmer mit Bakterien durchsetzt als jeder Tierbiss. Haben Sie eine Vorstellung davon, wie viele Organismen in der menschlichen Mundflora gedeihen?«
»Nein.«
»Bis zu einer Million pro Milliliter – bestehend aus über einhundertneunzig verschiedenen Bakterienarten«, erklärte er schaukelnd.
»Na super.« Venner betrachte skeptisch seine Wunde. »Also –« Er lief erregt im Kreis, legte die Hände zusammen, sein Gesicht signalisierte einen abrupten Wechsel von Stimmung und Gesprächsthema. »Hast du die Informationen?«
»Um.« Spitzenslip, Schaukeln. »Was wird – hm – aus dem Mädchen? Was passiert mit ihr?«
»Mick bringt sie heim. Stört dich das?«
»Hm – nein – hm – schon gut. Alles klar.«
»Hast du es dabei? Das, wofür ich dich bezahle, du Scheißkerl?«
Der
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