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Stirb schön

Stirb schön

Titel: Stirb schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Wetterfrosch stand kurz auf und holte ein kleines liniertes Blatt aus der Gesäßtasche, das zweimal gefaltet war. Er gab es Venner, der es mit einem Grunzen entgegennahm. »Bist du dir hundertprozentig sicher?«
    »Ja.«
    Venner watschelte zufrieden an seinen Tisch, um es zu lesen.
    Auf dem Blatt stand die Adresse von Tom und Kellie Bryce.

21
    FÜR GRACE SAH PROFESSOR LARS JOHANSSON eher wie ein Banker als ein Wissenschaftler aus, der sein Leben lang durch Fledermaushöhlen, Sümpfe und feindselige Dschungel gekrochen war, um nach seltenen Insekten zu suchen.
    Der gebürtige Schwede war groß, mit glattem blonden Haar, auf sanfte Art attraktiv, und trug einen Dreiteiler mit Nadelstreifen. Er verströmte kosmopolitischen Charme und Selbstvertrauen. Sein großer Schreibtisch stand in einem voll gestopften Büro im obersten Stock des Natural History Museum in London, umgeben von Vitrinen und Gläsern mit seltenen Exemplaren, einem Mikroskop und den unterschiedlichsten Messinstrumenten, Linealen und Gewichten. Der Raum hätte sich gut in einem Indiana-Jones-Film gemacht.
    Sie hatten sich vor Jahren bei einer Tagung der Vereinigung internationaler Ermittlungsbeamter kennen gelernt, die Grace regelmäßig besuchte und die jährlich in unterschiedlichen amerikanischen Städten stattfand. Meist schickte er ein Mitglied seines Teams zu Johansson, doch wenn er persönlich erschien, konnte er schneller mit einer Antwort rechnen.
    Der Entomologe holte den Käfer aus dem Plastikbeutel. »Haben Sie einen Abstrich genommen, Roy?«, fragte er in kultiviertem Englisch, in dem ein schwedischer Akzent mitschwang.
    »Ja.«
    »Also kann ich ihn unbesorgt herausnehmen?«
    »Nur zu.«
    Johansson entnahm den Käfer mit einer Pinzette und legte ihn auf seine Schreibtischunterlage. Er betrachtete ihn schweigend durch eine große Lupe, während Grace dankbar seinen schwarzen Kaffee trank und sehnsüchtig an die Verabredung mit Cleo dachte, die er hatte absagen müssen. Heute Abend fand zudem noch eine Teambesprechung in Sussex House statt. Er hatte sich so sehr auf Cleo gefreut und war tief enttäuscht, dass er sie nun nicht sehen würde, doch hatten sie immerhin ein neues Treffen für Samstag verabredet. Nur zwei Tage, in denen er zudem Zeit hätte, um sich neu einzukleiden.
    »Das ist ein schönes Exemplar, Roy, wirklich wunderbar.«
    »Was können Sie mir darüber sagen?«
    »Wo genau haben Sie den her?«
    Grace erklärte es und musste dem Entomologen zugute halten, dass dieser kaum eine Miene verzog.
    »Das passt. Krankhaft, aber passend.«
    »Wieso passend?«
    »Ein angemessener Ort, den Grund werden Sie gleich verstehen.« Er grinste schief.
    »Ich bin ganz Ohr.«
    »Möchten Sie den ausführlichen zweijährigen Universitätskurs über diesen kleinen Burschen oder lieber die Kurzfassung?«
    »Nur den Download für Dumme – ich muss es Leuten erklären, die noch dämlicher sind als ich.«
    Der Entomologe lächelte. »Sein lateinischer Name lautet Copris Lunaris , und er weist eine überdurchschnittliche Größe auf. Sie liegt gewöhnlich bei fünfzehn bis fünfundzwanzig Millimetern. Er ist in Südeuropa und Nordafrika beheimatet.«
    »Gibt es die hier überhaupt?«
    »Nur im Zoo.«
    Grace runzelte die Stirn.
    »Die alten Ägypter hielten ihn für heilig – er ist auch als Mistkäfer oder Skarabäus bekannt.«
    Jetzt begriff Grace, was der Professor gemeint hatte. »Mistkäfer?«
    »Genau. Die bekannteste Unterart sind die Pillendreher. Sie benutzen Kopf und Vorderbeine, um Mist zusammenzukratzen und zu einer Kugel zu formen, rollen sie an eine geeignete Stelle, an der sie sie vergraben können, bis sie reift und sich auflöst.«
    »Klingt köstlich«, meinte Grace.
    »Ich persönlich bevorzuge schwedische Fleischklößchen.«
    »Also hat es eine gewisse Bedeutung, wenn jemand diesen Käfer ins Rektum einer Frau einführt.«
    »Ja, wenn auch eine ziemlich verdrehte.«
    Draußen sauste ein Wagen mit Sirene vorbei. »Ich denke, wir können mit Fug und Recht behaupten, dass es um eine Person geht, die einem etwas anderen Wertesystem anhängt.« Grace verzog das Gesicht.
    »Worin genau besteht die Verbindung zu den alten Ägyptern, Lars?«
    »Ich kann es Ihnen ausdrucken, es ist wirklich faszinierend.«
    »Hilft es mir, den Mörder zu finden?«
    »Er kennt sich eindeutig mit Symbolen aus. Ich würde sagen, es ist wichtig, die Sache so genau wie möglich zu verstehen. Waren Sie schon mal in Ägypten?«
    »Nein.«
    Der Professor wurde

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