Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stirb schön

Stirb schön

Titel: Stirb schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
Vom Netzwerk:
runtermachen? Oder sollen wir uns mal über deine Vorahnungen unterhalten?«
    Ein wenig beleidigt schaltete Glenn Branson das Radio an und stellte einen Rapsender ein. »Du wolltest morgen mit mir Klamotten kaufen gehen, oder? Dann kaufen wir in einem auch Musik. Wenn du eine heiße Braut im Auto hast und sie sieht deine CDs, sucht sie im Handschuhfach nach dem Rentenausweis.«
    Grace hörte weg und konzentrierte sich auf die bevorstehende Aufgabe und die anderen Dinge, die alle gleichzeitig erledigt werden mussten. Seine Nerven lagen bloß wegen des Gesprächs mit Alison Vosper, aber auch wegen dem, was er in etwa einer Stunde zu tun haben würde.
    Grace konnte mit Gewissheit von sich sagen, dass er fast alles an der Polizeiarbeit liebte – mit einer Ausnahme: Wenn er jemandem den Tod seines Kindes oder einer anderen nahe stehenden Person melden musste. Heutzutage kam es nicht mehr allzu oft vor, weil es bei der Polizei eigens geschulte Familienbetreuer gab. Aber in manchen Situationen wollte Grace dabei sein, um in den entscheidenden Momenten, nachdem die Nachricht überbracht worden war, die Reaktionen zu sehen und so viele Informationen wie möglich zu sammeln. Und er nahm Glenn Branson mit, weil es eine nützliche Erfahrung für ihn sein würde.
    Menschen, die soeben einen Angehörigen verloren hatten, verhielten sich nach einem nahezu fast identischen Muster. In den ersten Stunden standen sie unter Schock und waren vollkommen angreifbar. Schon bald jedoch zogen sie sich zurück, andere Familienmitglieder schlossen eine Art Ring um sie. Wenn man Informationen wollte, musste man in den ersten Stunden ansetzen. Es war grausam, aber effektiv, sonst saß man wochen-, wenn nicht gar monatelang fest. Und das wussten auch die Zeitungsleute.
     
    Er erkannte DC Amanda Donnington und DC Vanessa Ritchie, die Familienbetreuerinnen, die in einem kleinen grauen Volvo gegenüber vom Haus saßen. Grace parkte den Alfa unmittelbar davor. Sie starrten ihn missbilligend durch die Scheibe an.
    »Scheiße, Mann! Wie können sich Leute so was leisten?« Glenn schaute durch das Stahltor, das von zwei Säulen mit steinernen Kugeln flankiert wurde.
    »Indem sie nicht bei der Polizei arbeiten.«
    Geld hatte Grace nie viel bedeutet. Sicher, er hatte gerne schöne Dinge um sich, strebte aber nicht nach Höherem und hatte immer darauf geachtet, im Rahmen seiner finanziellen Möglichkeiten zu bleiben. Sandy konnte wunderbar sparen, und er amüsierte sich immer, wenn sie im Januar die Weihnachtskarten im Angebot kaufte.
    Andererseits leisteten sie sich gerne kleine Belohnungen , wie sie es nannte. Als sie noch in einem Reisebüro arbeitete und Sonderpreise bekam, hatte sie sogar zweimal genug gespart, um ihnen jeweils vierzehn Tage Auslandsurlaub zu spendieren.
    Doch auch mit Sparen und Überstunden würde er sich nie auch nur im Entferntesten ein Haus wie das leisten können, vor dem sie nun standen.
    »Kennst du den Film Der große Gatsby ?«, fragte Branson. »Den von Jack Clayton mit Robert Redford und Mia Farrow?«
    Grace nickte, er erinnerte sich vage.
    »Genauso sah das Haus aus.«
    Er hatte Recht. Eine schnurgerade, von Bäumen gesäumte Auffahrt, die in einen runden Parkplatz mit Zierteich mündete, dahinter ein ansehnliches weißes Herrenhaus im Palladio-Stil.
    Grace nickte. Aus dem Augenwinkel heraus bemerkte er, wie die Türen des Volvos aufgingen. »Jetzt wird’s schwierig«, sagte er leise.
    Amanda Donnington, eine sympathische, rundliche Frau Anfang dreißig und Vanessa Ritchie, ein dünner Rotschopf, zwei Jahre älter und auch härter, kamen in eleganter, dezenter Zivilkleidung auf sie zu.
    »Wir können unmöglich zu viert reingehen, Roy«, gab Vanessa zu bedenken. »Das wird zu viel.«
    »Ich gehe mit Glenn vor, setze ihn in Kenntnis und rufe euch an, wenn ihr übernehmen sollt.«
    Amanda runzelte die Stirn, Vanessa schüttelte den Kopf. »Du weißt, es sollte eigentlich andersherum laufen.«
    »Ja, aber diesmal möchte ich es so probieren.«
    »Probieren?« , fragte sie wütend. »Das ist doch kein Experiment, das ist grundfalsch.«
    »Grundfalsch ist, wenn ein Vater erfahren muss, dass auf irgendeinem Scheißfeld Körperteile seiner Tochter gefunden wurden, so wichtige Kleinigkeiten wie der Kopf allerdings fehlen und sie einen Käfer im Rektum stecken hatte. Das ist grundfalsch.«
    Die Familienbetreuerin tippte sich an die Brust. »Wir sind dafür ausgebildet, wir kennen uns mir Gefühlen wie Trauer und Verlust

Weitere Kostenlose Bücher