Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stirb schön

Stirb schön

Titel: Stirb schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
Vom Netzwerk:
nicht sauer, sondern eher tiefgekühlt, was durch ihre steif wirkende eisgrüne Bluse mit der ebenso eisig wirkenden Diamantbrosche noch unterstrichen wurde. Selbst ihr Parfum roch irgendwie scharf.
    Wie üblich bot sie ihm keinen Platz an – eine Methode, um Gespräche mit Untergebenen kurz und präzise zu halten. Grace informierte sie über alles, was seit der Abendbesprechung geschehen war. Sie schien nur auf die Sache mit dem Käfer zu reagieren und zeigte immerhin genügend Ekel, der die Vermutung zuließ, dass irgendwo unter ihrem harten Panzer ein menschliches Herz schlug.
    »Also gibt es noch drei Frauen, die in den letzten Tagen vermisst gemeldet wurden, auf die die Beschreibung zutrifft?« Ihr Midlands-Akzent ließ ihre Stimme noch härter klingen.
    »Ja. Wir haben aus den Wohnungen Material für die DNA-Analyse entnehmen lassen. Die schulden mir noch was, das Ergebnis müsste heute kommen.«
    »Und wenn es keine Übereinstimmung gibt?«
    »Müssen wir die Suche ausweiten.«
    Vospers Telefon klingelte. Sie drückte einen Knopf und knurrte: »Hab zu tun.« Dann schaute sie Grace wieder an. »Sie wissen hoffentlich, wie viel für Sie davon abhängt, oder?«
    »Mehr als bei anderen Fällen?«, fragte er achselzuckend.
    Sie schaute ihn eindringlich an. »Ich glaube, das ist uns beiden bekannt.«
    Grace runzelte die Stirn, ihre Worte waren ihm nicht geheuer.
    Sie drehte ihren Ehering, was sie ein wenig sanfter zu stimmen schien. »Sie hatten Glück, dass Sie Ihre gesamte Laufbahn hier in der Gegend verbringen konnten, Roy. Viele Polizeibeamte müssen ständig umziehen, wenn sie befördert werden wollen. Wie ich. Ich bin in Birmingham zu Hause, habe aber nur drei Jahre dort gearbeitet. Northumberland, Ipswich, Bristol, Southampton, ich bin überall gewesen. Heutzutage läuft es anders als bei Ihrem Vater. Er hat immer nur in Brighton Dienst getan, oder?«
    »Ja, wenn Sie Worthing dazunehmen.«
    Sie lächelte knapp. Worthing lag nur wenige Kilometer entfernt an der Küste. »Wie ich höre, war Ihr Vater ein beliebter und angesehener Mann. Viele Leute scheinen aber der Meinung zu sein, dass Sie ihm überhaupt nicht ähnlich sind.«
    Die Worte hingen im Raum. Roy spürte sie wie einen Stich ins Herz, und aus dieser Wunde schien nun seine Kraft zu entweichen. Er schaute Vosper verwirrt an und kam sich tatsächlich sehr verletzlich vor. »Ich – ich weiß, dass ich Kritiker habe.« Zu spät wurde ihm bewusst, wie lahm das klang.
    Sie schüttelte den Kopf, zog ihren Ehering ab und hielt ihn vor sich, als wollte sie demonstrieren, dass nichts von Dauer sei, dass sie Roy ebenso mühelos aus ihrem Leben schnipsen könnte wie den goldenen Ring in den nächsten Papierkorb. »Ich mache mir keine Sorgen um Ihre Kritiker, Roy. Der Chief sorgt sich eher um den Schaden, den Sie der Sussex Police zugefügt haben. Sie haben einem Medium Beweismittel vorgelegt, um ein Haar einen Prozess platzen lassen und sind damit landesweit in die Schlagzeilen geraten. Sie haben uns alle zum Gespött gemacht und bei Ihren Kollegen gehörig an Ansehen verloren. Und dann sterben Ihnen auch noch zwei Verdächtige bei einer Verfolgungsjagd.«
    Grace wollte sie unterbrechen, weil er ihre Worte vollkommen ungerecht fand, doch sie hob abwehrend die Hand.
    »Seit mittlerweile achtundvierzig Stunden läuft eine Mordermittlung, bei der Sie bislang weder das Opfer identifizieren noch einen Verdächtigen beibringen konnten. Alles, was Sie haben, ist ein blöder Käfer, der am Tatort gefunden wurde.«
    Allmählich geriet er in Wut. »Das ist nicht fair, und das wissen Sie genau.«
    »Hier geht es nicht um Fairness, Roy, sondern darum, dass die Polizei in der Öffentlichkeit als kompetent wahrgenommen wird.«
    »Die beiden Toten bei dem Unfall waren zu hundert Prozent schuldig und gefährlich obendrein. Sie haben mehrere Straßensperren durchbrochen, zwei Autos entführt, einen Beamten vom Motorrad geschleudert. Hätten wir sie lieber laufen lassen sollen?« Er schüttelte entnervt den Kopf.
    »Roy, ich will damit nur sagen, dass es ratsam sein könnte, Sie in eine Gegend zu versetzen, in der niemand Sie kennt. Vielleicht oben im Norden, wo es viel zu tun gibt, wo Ihre Fähigkeiten gebraucht werden. Newcastle beispielsweise. Ein Kollege von dort hat mich nach einem erfahrenen Ermittler gefragt, es geht um einen heiklen Fall, der mehrere Monate, vielleicht sogar ein Jahr in Anspruch nehmen wird. Und ich glaube, Sie sind der Richtige für diese

Weitere Kostenlose Bücher