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Stirb

Stirb

Titel: Stirb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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Abteilung war mir noch einen Gefallen schuldig und hat extra eine Nachtschicht eingelegt.«
    Lara goss den frisch gebrühten Kaffee in die Tassen und sah, wie Kern sich einen Kommentar verkniff.
    »Zunächst einmal sind keine weiteren verwertbaren Spuren wie Haare oder Fasern gefunden worden«, erklärte Torben. »Zudem stimmt keiner der beiden Blutspritzer mit der DNA von einer der getöteten Frauen aus Berlin überein. Allerdings ist dem Kollegen aus der Rechtsmedizin etwas anderes aufgefallen.« Er tippte mit dem Zeigefinger auf den letzten Absatz des Fax.
    Lara setzte sich und hörte ebenfalls aufmerksam zu.
    »Und das wäre?«, fragte Kern, gespannt, was jetzt kommen würde.
    Torben setzte seine Brille auf und senkte den Blick auf das Fax.
    »Einer der Spritzer, möglicherweise vom Träger selbst, stammt von einer männlichen Person mittleren Alters. Dem Befund nach hat dieser Jemand eine erhöhte Anzahl von eosinophilen Granulozyten im Blut, was ein bullöses Pemphigoid zur Folge haben könnte.« Er blickte in die Runde angespannter Gesichter. »Kurz gesagt, handelt es sich dabei um eine Autoimmunkrankheit der Haut. Oft sind größere Hautpartien der Betroffenen mit erodierten Blasen übersät, was Juckreiz, eitrige Quaddeln und starke Verkrustung zur Folge haben kann. Ist ’ne echt unangenehme Sache.«
    Abrupt sah Lara von ihrer Tasse auf.
    »Der Anhalter«, hörte sie sich plötzlich sagen.
    Die Blicke der Polizisten trafen sich.
    »Welcher Anhalter?«, fragte Sylvia Hausmann nach.
    »Ich … ich habe ihn mitgenommen, vor ein paar Tagen«, holte Lara aus. »Wie Sie wissen, musste mein Lebensgefährte kurzfristig nach Dänemark reisen, und ich habe ihn an dem Tag zur Fähre gefahren.« Sie machte eine kurze Sprechpause, als sie bemerkte, dass sie den Tränen nahe war. Dann zwang sie sich, den Gedanken an die Briefe, die sie in Franks Schreibtisch gefunden hatte, beiseitezuschieben, und beschloss, die Angelegenheit vorerst für sich zu behalten. »Auf dem Rückweg vom Hafen habe ich dann diesen Tramper mitgenommen. Es war ungefähr auf halber Strecke von Sassnitz nach Lohme«, fuhr sie fort und fügte kleinlaut hinzu: »Ich weiß, das ist nicht erlaubt, aber hier auf der Insel …«
    »Ja, ja, nun vergessen Sie mal die Vorschriften«, fiel Magnus Kern ihr ins Wort. »Wie sah der Kerl denn aus?«
    »Er war dunkelhaarig, circa eins fünfundachtzig, hatte zerrissene Jeans an. Und eine Lederjacke. Außerdem hatte er einen Army-Rucksack bei sich. Und er trug so eine Lederkette, genau genommen war es mehr ein Halsband, das mit so spitzen Nieten besetzt war.«
    »Und so einen hast du bei dir einsteigen lassen?«, entfuhr es Torben.
    Sie hob eine Schulter.
    »Na ja, es hat in Strömen geregnet, und der arme Kerl war ja klatschnass.« Mit nervösen Fingern nestelte sie an der Tischdecke. »Nachdem er eingestiegen war, fiel mir auf, dass seine Augen auffällig gerötet waren. Sah ziemlich übel aus. Erst dachte ich, er hätte sich geschlagen, aber das hätte anders ausgesehen.«
    Sylvia Hausmann holte tief Luft.
    »Verstehe. Und wann genau ist er bei Ihnen eingestiegen?«
    »Am Freitagmorgen, so kurz nach halb acht. Er hatte so einen Zettel, auf dem die Adresse von einem Fachhandel für Jagdbedarf stand«, erinnerte sich Lara. »Der Laden lag auf meinem Nachhauseweg. Er gehört Doris Jakobi, einer launigen alten Schachtel, die ihn von ihrem verstorbenen Mann übernommen hat.«
    Hausmann nippte an ihrer Kaffeetasse.
    »Und dann haben Sie den Anhalter dort rausgelassen?«
    »Das hätte ich ja – aber der war plötzlich weg.«
    » Wie weg?«, hakte Magnus Kern ungeduldig nach.
    Sie hob ratlos die Schultern.
    »Ich weiß auch nicht. Harald Linz ist mir mit seinem Lieferwagen entgegengekommen … Ich habe kurz gehalten, wir haben uns unterhalten, nicht länger als zwei, drei Minuten, und ehe ich mich’s versah, stand die Beifahrertür offen und der Typ war auf und davon.«
    Kern, Hausmann und Torben blickten einander an.
    »Auf und davon – einfach so?«, fragte Kern mit gerunzelter Stirn.
    »Wenn ich’s Ihnen doch sage«, entgegnete Lara, ohne dem Blick des Polizisten auszuweichen.
    »Der gute Mann konnte sich wohl kaum einfach so in Luft aufgelöst haben!«, sagte Kern und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, bevor er weitersprach. »Was meinen Sie, wie alt der Bursche ungefähr war?«
    »Schwer zu sagen.« Lara musste nachdenken. »Ich schätze mal, mindestens Mitte dreißig, aber keinesfalls älter als

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