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Stoerfall in Reaktor 1

Stoerfall in Reaktor 1

Titel: Stoerfall in Reaktor 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Hänel
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die Treppe hoch zu ihrem Zimmer, um sich anzuziehen.
    »Bist du dir sicher, dass das geht?«, fragt Lukas’ Vater. »Das wird ihr bestimmt zu viel …«
    »Lass sie doch. Sonst schiebe ich sie eben. Aber sie scheint doch echt gut drauf zu sein heute. Und wir wissen nicht, wie es ihr geht, wenn nächste Woche die Chemo anfängt, also soll sie ruhig noch mal was machen, was ihr Spaß macht.«
    Lukas’ Vater nickt.
    Erst jetzt bemerkt Lukas die tiefen Falten in seinen Mundwinkeln und die schweren Tränensäcke unter den Augen. Mein Vater sieht alt aus, denkt er. Fertig. Kaputt.
    »Noch mal wegen der beiden Typen gestern«, sagt sein Vater unvermittelt. »Hast du von denen noch mal was gehört? Oder waren sie auch bei irgendeinem von deinen Freunden?«
    »Ich glaube nicht, nein.«
    »Sehr merkwürdig. Aber du versprichst mir, dass du nicht irgendwas machst, was dir schaden könnte, ja? Ich muss wissen, dass alles in Ordnung ist, wir haben genug Sorgen wegen Karlotta …«
    »Schon klar. Aber wenn du mich so direkt fragst: Nichts ist in Ordnung, und das weißt du selber!«
    Sein Vater hebt hilflos die Hände, als wollte er aufgeben. Oder um Waffenstillstand bitten oder so was. Aber Lukas merkt, wie seine Wut wiederkommt. Es ist immer dasselbe, denkt er. Sie streiten sich ja noch nicht mal richtig, sondern kehren immer nur alles unter den Teppich. Als hätte das eine nichts mit dem anderen zu tun. Leonie ist gestorben. Karlotta muss wieder zur Chemo. Aber das Einzige, was sie machen, ist, sich die Augen aus dem Kopf zu heulen und trotzdem so weiterzumachen wie bisher.
    Karlotta kommt die Treppe runtergepoltert. Aber Lukas sieht, dass sie schon das Anziehen mehr angestrengt hat, als gut für sie ist. Ihre Wangen haben rote Flecken und ihre Haare sind verschwitzt.
    Er sucht ein paar Möhren aus dem Kühlschrank. Dann nickt er seinem Vater zu und schiebt den Rollstuhl aus der Tür.
    »Laufen oder fahren?«, fragt er seine kleine Schwester, als sie auf dem Fußweg an der Straße sind.
    »Laufen!«
    Karlotta fasst nach seiner Hand. Ihre kleinen Finger sind immer noch klebrig vom Frühstück. Lukas passt auf, dass er keine zu großen Schritte macht.
    Als sie an der Ecke sind, an der sie auf den Weg zu den Pferdewiesen abbiegen müssen, klingelt Lukas’ Handy. ›Unbekannter Anrufer‹ teilt ihm das Display mit. Er überlegt, ob er den Anruf einfach wegdrücken soll. Aber er ist zu neugierig. Nein, das ist es nicht. Nicht nur. Vielmehr hofft er, dass der Anrufer gar nicht so unbekannt ist …
    Er grinst, als er Hannahs Stimme hört.
    »Was machst du gerade?«
    »Ich geh ein bisschen mit Karlotta spazieren.«
    »Wohin?«
    »Zur Pferdewiese wahrscheinlich. Mal sehen. Und du?«
    »Ich quäl mich hier rum. Echt, ich darf gar nicht daran denken, dass wir nächste Woche schon diese Arbeit schreiben, Informatik ist echt nicht mein Ding. Die ganze Programmiersprache, das geht mir so was von auf den Wecker, du, ich raffe es einfach nicht.«
    »Was?«, fragt Lukas irritiert.
    Karlotta sieht neugierig zu ihm hoch. Er gibt ihr mit der Hand ein Zeichen, dass er gleich fertig ist und sie dann weitergehen.
    »Diese bescheuerte Arbeit, du weiß doch«, hört er Hannah wieder, »wir haben doch erst neulich noch darüber geredet. Der Programmierkurs!«
    Lukas’ Gedanken überschlagen sich. Was soll das? Der Programmierkurs an ihrer Schule ist schon Ewigkeiten her. Und Hannah hat kein Wort von irgendeiner Arbeit erzählt, für die sie lernen müsste … Im nächsten Moment haut er sich mit der Hand vor die Stirn. Natürlich, jetzt weiß er, was los ist! Hannah ist einfach nur vorsichtig, und genauso, wie sie gestern von einer IP-Adresse gesprochen hat, die nicht nachprüfbar ist, benutzt sie jetzt auch eine Handyverbindung, die wahrscheinlich nicht zu ihr zurückzuverfolgen ist. Und sollte jemand tatsächlich Lukas’ Handy abhören, dann hat er nur einen Anruf von einer Mitschülerin gekriegt, die Probleme in der Schule hat. Hannah ist echt gut, denkt er. Besser als gut sogar.
    Als er antwortet, brüllt er fast: »Ah klar, diese bescheuerte Arbeit, da hab ich schon gar nicht mehr dran gedacht. Aber ich kann dir helfen, wenn du willst. Soll ich vielleicht einfach mal bei dir vorbeikommen? Heute Abend zum Beispiel. Das würde gehen.«
    »Echt, das würdest du machen? O Mann, du rettest mir gerade das Leben! Wäre cool, wenn du’s mir erklären könntest.«
    »Aber ich mach’s nicht umsonst«, sagt Lukas plötzlich. Nur so, um es Hannah

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