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Stoerfall in Reaktor 1

Stoerfall in Reaktor 1

Titel: Stoerfall in Reaktor 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Hänel
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hat niemand erfunden«, meint Hannah im gleichen Moment. »Da versucht nur jemand mit einem ganz billigen Trick zu vermeiden, dass irgendjemand anders darauf kommt, worum es wirklich geht, wetten?«
    »Kapier ich nicht«, sagt Jannik. »Was meinst du damit?«
    »Zeig noch mal die Liste«, sagt Lukas. »Und scroll mal ganz runter auf den letzten Eintrag …«
    »Schon dabei! Hier: › AKW Sankt Ingbert, 19. August, Leitungskorrosion im Bereich der Kühlung, beide Leitungen fallen aus, der Reaktor kann nicht mehr gekühlt werden und wird notabgeschaltet. Erst nach sechs Stunden gelingt es, über ein provisorisches System Flusswasser zur Kühlung zuzuführen und den Wasserstand im Reaktor wieder anzuheben. –«
    »19. August«, sagt Lukas.
    »Das war vorgestern«, überlegt Jannik. »Heute ist der 21!«
    »Was passiert, wenn der Reaktorblock notabgeschaltet werden muss?«, fragt Lukas. »Los Hannah, das ist dein Gebiet, irgendwas musst du doch von deinem Vater mitgekriegt haben!«
    »Er muss trotzdem gekühlt werden! Das war ja das Problem, das sie in Fukushima hatten, weshalb sie dann Meerwasser in die Anlage pumpen wollten. Nur hatten sie ja auch keinen Strom für die Pumpen …«
    »Und hier haben sie Flusswasser genommen«, sagt Lukas. »Womit wir unseren Störfall haben. Das war ihr Problem, deshalb waren sie so in Panik!«
    »Ihr meint …«, stammelt Jannik. »Das ist alles gar nicht in irgendwelchen anderen AKW s passiert, sondern …«
    »Bei uns in Wendburg, du hast es. Der Kandidat erhält 100 Punkte.« Lukas zeigt auf den Monitor. »Hier hat jemand ganze Arbeit geleistet. Das sind alles Störfälle aus diesem Jahr, von denen nichts nach draußen gedrungen ist. Aber du kannst dir sicher sein, dass genug Leute davon gewusst haben. Zumindest der feine Herr Bürgermeister und noch ein paar andere. Wenn wir das an die Zeitung geben, knallt es, aber richtig! Dann können sich hier einige von ihren Posten verabschieden, jede Wette. Das kriegen sie nicht mehr unter den Tisch gekehrt, nicht bei diesen Informationen.« Lukas legt Hannah die Hand auf die Schulter. »He, wieso sagst du gar nichts? Das ist genau das, was wir gesucht haben. Jetzt kriegen wir sie dran!«
    »Ich überlege immer noch, wer sich hinter Karl M. verbirgt. Es muss jemand sein, der …«
    »Auf Karl May steht«, sagt Jannik. »Ein Winnetou-Fan oder so was. Irgendein Spinner, der im Werk arbeitet und so schräg drauf ist, dass er alle Störfälle sammelt. Vielleicht will er die damit auch erpressen, kann gut sein, aber ist doch egal für uns!«
    Lukas merkt, wie ihm schwindlig wird. Es muss jemand sein, der einen direkten Zugriff auf alles hat, was im technischen Bereich passiert. Einer von den Ingenieuren …
    Hannah schaltet den Computer aus. Aber sie dreht sich nicht um, sondern starrt nur auf den im Kerzenlicht matt glänzenden Bildschirm vor sich, auf dem sich undeutlich ihr Gesicht spiegelt.
    »Die Orte der erfundenen AKW s liegen alle in dem Gebiet um Saarbrücken herum«, sagt sie halblaut, als würde sie mit sich selbst reden.
    »Wissen wir doch«, meint Jannik. »Haben wir ja gesehen. Aber wieso soll das wichtig sein?«
    »Mein Vater ist in Saarbrücken geboren …«

Elf
    Lukas kann lange nicht einschlafen und wälzt sich unruhig in seinem Bett von einer Seite auf die andere. Was machen wir hier eigentlich, denkt er, wo führt das alles hin? Als Jannik und er nachts durch den Ort gebrettert sind, wollten sie nichts anderes, als die Wendburger Spießer mal ordentlich aufschrecken. Damit sie nicht völlig abstumpfen, jetzt wo alle denken, dass die AKW s ja sowieso bald abgeschaltet werden und das Problem sich damit erledigt hat. Sie wollten, dass etwas passiert, damit auch ein Werk wie Wendburg nicht erst in irgendeiner fernen Zukunft vom Netz geht. Aber sie hatten unmöglich ahnen können, was aus der Aktion werden würde. Und plötzlich stolpern sie über ein paar Sachen, die weiter gehen als alles, was sie jemals erwartet hätten! Jetzt gibt es aber ein Problem: Sie haben Informationen, mit denen sie tatsächlich etwas beweisen können. Aber wenn sie das tun, und damit an die Presse gehen, dann … Sein Vater muss etwas von den getürkten Materialanfragen mitgekriegt haben, das sind alles Sachen, die unter Garantie über seinen Schreibtisch laufen. Und bei Hannahs Vater ist es genauso. Es ist klar, dass er über all diese Störfälle, die es ja ganz offensichtlich gegeben hat, Bescheid weiß. Aber er spielt trotzdem weiter mit, ohne

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