Stoerfall in Reaktor 1
neben den Peugeot an die Mauer lehnt.
»Nur ein Kumpel, der ein bisschen aufpasst, dass uns keiner stört.«
»Mann, Mann, ich dachte schon, ihr kommt nicht mehr! Also, wo hast du die Sachen?«
»Kommen gleich.«
»Noch ein Kumpel?«
»So was in der Art, ja. Muss aber jeden Moment hier sein.«
Sie stehen nebeneinander und warten. Gunnar ist eindeutig nervös, er wackelt ununterbrochen abwechselnd mit den Beinen, erst mit dem rechten, dann mit dem linken. Und wieder von vorne.
»Und?«, fragt Lukas. »Klappt das mit Ihrem Freund in Berlin?«
»Läuft. Alles paletti.«
»Gut.«
Je länger sie warten, desto nervöser wird jetzt auch Lukas. Er blickt immer wieder auf die Uhr und zur Parkplatzeinfahrt. »Kapier ich nicht«, sagt er schließlich. »Sie müsste längst hier sein!«
Nach zehn Minuten zieht er sein Handy aus der Tasche. »Ich frag mal nach, was da los ist.«
»Hauptsache, ihr habt wirklich was. Ich hab mich ganz schön rausgehängt für euch! Wenn ihr jetzt gar nichts habt, dann …«
»Schon klar. Ich weiß auch nicht, warum sie noch nicht da ist.«
Lukas ruft Hannah unter seinen Kontakten auf. Im selben Moment, in dem er die Wähltaste drücken will, kommt eine SMS an.
Lukas starrt auf das Display: »Vergiss es. Kannst du kommen? Aber alleine! Und tu so, als wärst du zufällig da!«
Vierzehn
»Ich muss los«, sagt Lukas. »Da ist was schiefgegangen. Sorry, aber … mehr weiß ich auch nicht. Ich melde mich!«
Er sieht noch, wie Gunnar vor Überraschung die Kinnlade runterklappt, nach Luft schnappt und sich empört an die Stirn tippt, aber Lukas hat keine Zeit für längere Erklärungen. Außerdem weiß er selber nicht, was Hannahs Nachricht bedeuten soll! Aber irgendwas ist verdammt schiefgegangen, so viel ist klar.
Jannik hockt auf einem Stein vor dem Parkplatzschild, von wo aus er die ganze Straße überblicken kann, die vom Ort zum Friedhof hochführt. »Schon alles gelaufen?«, fragt er. »Ich hab Hannah überhaupt nicht kommen sehen, ist sie auch hinten rum, oder was? He, was ist los?«
»Irgendwas ist passiert«, stößt Lukas hervor. »Sie ist nicht gekommen, sie hat mir nur eine SMS geschickt. Ich fahr hin, ich melde mich später bei dir!«
Er schaltet bis zum schwersten Gang hoch und stemmt sich in die Pedale. An der Einmündung zur Hauptstraße sieht er gerade noch den Streifenwagen, der fünfzig Meter weiter nach links abbiegt. In die Straße, in der Hannah wohnt!
Als auch Lukas vor dem Haus ankommt, stehen die Polizisten schon bei Hannah und ihrer Mutter am Gartentor.
»Hi«, sagt Lukas und lehnt sein Rad an den Zaun. »Was ist denn los?«
»Bei uns ist eingebrochen worden!«, ruft Hannahs Mutter ihm zu. »Am helllichten Tag!« Dann wendet sie sich wieder an die Polizisten. »Unsere Tochter war in der Schule und ich nur mal kurz zum Einkaufen, aber ich habe gar nicht gemerkt, dass irgendwas nicht stimmte, als ich wieder zu Hause war. Erst Hannah hat dann gesehen, dass jemand in ihrem Zimmer war.«
Lukas wirft einen Blick zu Hannah. Sie ist kreidebleich und er sieht, dass ihre Unterlippe zittert. Als sie Lukas’ Blick spürt, schüttelt sie fast unmerklich den Kopf. Er soll weiter keine Fragen stellen, schon klar.
»Also, jetzt mal der Reihe nach«, sagt einer der Polizisten. »Was genau ist passiert? Ihre Haustür sieht unbeschädigt aus, ist irgendwo ein Fenster eingeschlagen oder …«
»Ich habe es doch schon erklärt, nicht hier unten, oben, bei unserer Tochter. Wir haben hinten eine Feuertreppe, die zum Dachzimmer hinaufführt. Da wurde die Tür aufgebrochen! Und alles durchwühlt und der Laptop ist weg und …«
»Nun mal ganz ruhig«, kommt es von dem Polizisten. »Dann sehen wir uns das jetzt erst mal in Ruhe an. An der Rückseite des Hauses, sagen Sie, ja? Über die Feuertreppe?«
»Kommen Sie mit, ich zeig es Ihnen! Und alles durchwühlt und …« Völlig aufgelöst läuft Hannas Mutter vor dem Polizisten her über den Gartenweg, der zur Terrasse führt.
»Sie bitte auch, ja?«, wendet sich der zweite Polizist an Hannah. »Wenn das Ihr Zimmer ist, dann wissen Sie ja auch am besten, was alles fehlt.«
»Ich komme gleich. Ich will nur meinem Freund kurz …«
Der Polizist nickt und folgt seinem Kollegen.
»Sorry«, sagt Hannah, als alle außer Hörweite sind, »meine Mutter war zu schnell, sie hat sofort die Bullen angerufen.« Sie atmet tief ein und spricht dann leise weiter. »Mann, Lukas, ich glaube, ich hab echt Mist gebaut, ich muss irgendwelche
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