Stolen Mortality
Sorgen.“
Sie schnaubte. Natürlich machte er sich Sorgen. Diese Sorgen waren aber nur in gewisser Hinsicht auf sie bezogen. Jonathan sorgte sich um sein Eigentum.
Die vorletzte Nachricht war aus dieser Nacht, nur wenige Stunden alt.
„Werden jetzt nach schottland reisen und den kienshi suchen. Melde dich.“
Gut, sinnierte Laine. Dass sie bereits in Schottland waren, würde die Sache beschleunigen. Heute Nacht. Morgen früh wäre alles vorbei. Sie wäre mit Jonathan auf dem Rückweg in die Staaten. Jamian in Sicherheit. Unglücklich und voller Hass auf sie, aber in Sicherheit. Menschliche Gefühle verblassten mit der Zeit. Das taten sie doch. Oder?
Sie mussten.
Laine biss sich auf die Zunge, als sie erkannte, dass die letzte angezeigte SMS nicht von Jonathan war. Ihr Puls erhöhte die Frequenz. Sie erkannte die Nummer sofort, die sie ohne einen Namen in ihrem Mobiltelefon gespeichert hatte. Oh, bitte nicht!
„Laine, es ist alles gut :) Ich bin wieder frei. Sinead hat mich rausgeholt! Ich wollte es nicht glauben, aber sie hat dir sehr viel mehr geglaubt, als wir beide gedacht hätten. Ihr Plan ist genial u. wird funktionieren. Bitte ruf mich an, ich muss m. dir sprechen. Ich möchte dich sehen. Geh nicht! Jamian.“
Sie musste gegen ein paar Tränen kämpfen. Er war frei. Er war zu Hause. Was bedeutete, dass sie ihn noch einmal sehen würde. Um ihn aus dem Weg zu schaffen, damit er Jonathan nicht in die Quere kam.
„Es tut mir so leid, Jamian“, flüsterte sie, in der Hoffnung, er würde es ihr irgendwann glauben. Gleichzeitig tippte sie eine Antwort an Jonathan.
„Jon, alles in Ordnung. Tut mir leid, dass ihr mich nicht erreichen konntet. Habe den Prophez. gefunden. Man versucht, ihn zu verstecken, seine Existenz zu verbergen. Habe alle nötigen Informationen.“
Absenden.
Sie griff in ihren Rucksack und zog den USB-Stick heraus, auf dem sie Junias ’ Geburtsakte gespeichert hatte. Sie wog das winzige Gerät in der Linken, ehe sie mit der anderen Hand eine zweite Nachricht schrieb.
„Trefft mich am Bahnhof Kingussie, i. d. nächsten Nacht, 3 Uhr. Bitte unternehmt zuvor nichts. Gruß, L.“
*
Junias ’ Herz schlug ihm bis zum Hals , als er aus dem Bentley stieg, Jamian und Sinead noch mal zum Abschied zunickte und dann über den Campus eilte, um rechtzeitig zur ersten Stunde in seinem Kurs zu sein.
Ich hol dich ab , rief Jamian ihm nach, während Junias seinen Blick über die vielen Schüler schweifen ließ. Er konnte Amy nirgends entdecken. Ob sie überhaupt zur Schule kam?
Der Morgen hatte ihn nervös gemacht. Er kam sich vor wie in einem Agentenfilm. Mission Impossible oder so was . Sie waren in aller Herrgottsfrühe aufgebrochen, denn der Weg von Fort William nach Glen Mertha dauerte selbst bei Sineads selbstmörderischem Fahrstil eine gute Stunde. Um ein Haar hätte sie ein zotteliges Highlandrind überfahren, das friedlich vor sich hinkauend auf der Straße stand und trotz Sineads Hupkonzert nur gemächlich zur Seite getreten war.
Wirklich skurril war der Zwischenstopp zu Hause gewesen . Sinead und Jamian hatten sich vor dem Haus nervös umgesehen, im Flur herumgeschnüffelt und mehrmals bewegungslos stillgestanden, um besser lauschen zu können. Erst danach waren sie sich sicher gewesen, dass ihnen niemand auflauerte. Junias hatte sich rasch seine Schuluniform angezogen, seine Tasche geholt und schon waren sie zu dritt weiter zur Schule gefahren.
Die Spannung fiel von ihm ab wie eine Ladung Schnee aus einer windgeschüttelten Baumkrone, als er das Klassenzimmer betrat und Amy entdeckte.
„Was ist denn mit Bryonts los?“, wisperte Carrie Amanda zu. „Der hat ja mal gute Laune.“
„Irre.“ Mäßig interessiert ließ Amanda eine Kaugummiblase platzen. „Das s wir das mal zu Gesicht bekommen.“
Junias grinste schwach über das Geflüster der beiden, und sehr breit über Amy. Sie kam im Mittelgang zwischen den Holztischen hindurch auf ihn zugestürmt. Es war, als strahlte Wärme von ihr ab. Oder warum sonst prickelte Hitze in seinen Wangen, in seinen Ohren und in seinem Magen? Amy warf sich gegen seine Brust, als woll t e sie ihn umrennen. Sie umfasste seinen Nacken, als müss t e sie sich vor dem Ertrinken retten. Und … küsste ihn.
Für einen Moment stand Junias stocksteif, die Augen offen, die Hände erhoben, als würde sie ihn mit einer Waffe bedrohen. Irgendwie tat sie das auch.
Er sah, wie Amanda das Kaugummi aus dem Mund fiel. Zeit, die Augen zu schließen und zu
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