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Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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registrieren, was gerade geschah. Beides gelang ihm nicht.
    Weich lagen Amys Lippen auf seinen, bewegten sich über seine Unterlippe. Ebenso langsam senkte er seine Hände, umschloss ihre Schultern, so behutsam, als wäre sie aus Papier.
    Das aus allen Richtungen gerufene „Uuuhhh“ der anderen, sowie einige Kommentare in Richtung „Fremdschämen“, „Muss das denn sein?“ und „Yeah – gib’s ihm! Nimm ihn auf dem Tisch!“, bekam er nur am Rand seines Bewusstseins mit. Überhaupt schien die ganze Welt mit einem Mal ganz leise, so angenehm und verstörend leise. Wann er die Augen nun doch geschlossen hatte, konnte er nicht sagen. Die Zeit stand still, die Welt konnte sich gern weiterdrehen, herzlich gern. Aber ohne ihn und Amy. Er erwiderte den Kuss.
    Ein lautes Räuspern ließ sie abrupt auseinanderschrecken. Junias fuhr herum und sah sich seinem Mathelehrer gegenüberstehen, der ihn kritisch und amüsiert zugleich musterte.
    „Es wäre schön, wenn sich dann auch die Herrschaften Bryonts und Meggyn zu ihren Plätzen begeben würden“, ließ Mr. Engle verlauten. Er wandte sich ab und versteckte das Schmunzeln hinter einem Husten.
    Unter dem Gekicher seiner Mitschüler schlich Junias zu seinem Platz. Hoffentlich merkte keiner, dass seine Knie zitterten. Amy ging zu ihrem Tisch, aber statt sich zu setzen, packte sie kurzerhand und doch in aller Seelenruhe ihre Sachen zusammen, schulterte ihre Umhängetasche, ging unter dem fragenden Blick von Mr. Engle zwei Reihen nach vorn und ließ sich auf den freien Stuhl neben Junias sinken. Geschäftig zog sie ihr Mathebuch aus ihrer Tasche, legte es vor sich auf den Tisch, faltete die Hände darüber und lächelte den Lehrer auffordernd an, als woll t e sie ihn bitten, doch bitte endlich mit dem Unterricht zu beginnen.
    „Ist das Ihr neuer Sitzplatz, Miss Meggyn?“
    Amy lächelte noch eine Spur freundlicher. „Meine Kurzsichtigkeit, Sie wissen schon, Mr. Engle. Sie sagten selbst, die hinterste Reihe wäre ungünstig für mich.“
    Mr. Engle zuckte mit den Schultern. „Vielleicht ist das ganz gut so. Hoffentlich kann Mr. Bryonts wenigstens abschreiben, das würde seinen Noten nur guttun .“
    Gelächter folgte. Aber Junias ’ Laune stieg an, auch wenn dieser Spruch eindeutig auf seine Kosten ging. Egal, Mr. Engle konnte sein Gesicht wahren und Amy behielt ihren Platz. Zu gern hätte er unter dem Tisch ihre Hand berührt, doch er wollte die Geduld des Lehrers auch nicht überstrapazieren. Noch nicht.
    Betont harmlos ließ er seinen Blick durch die Klasse schweifen und blieb an den Augen von Brian Gibbs kleben. Brian sah ihn durchdringend an, eine Mischung aus Abscheu, Ungläubigkeit und Wut stand in seinem Gesicht geschrieben. Junias grinste triumphierend in seine Richtung und schwelgte voller Genuss in einer Menge unaussprechlich gehässiger Gedanken.
    Erst beim Mittagessen kam er dazu, ausführlicher mit Amy zu sprechen. Sie hatten sich in der hintersten Ecke der überfüllten Cafeteria einen Tisch gesichert, der in einer Nische lag und vom restlichen Raum nur schwer einsehbar war. Hier konnten sie darauf hoffen, eine Weile ungestört zu bleiben. Das Shepards Pie schmeckte ohnehin fade und sie waren beide hungriger auf die Worte des anderen. Das Essen erkaltete fast unberührt.
    Zu Junias Missfallen bereiteten Brian Gibbs und seine treue Gefolgschaft der Zweisamkeit nach wenigen Minuten ein Ende, indem sie betont lässig zu ihnen schlenderten.
    „Ich fass es echt nicht, da haben sich ja zwei gefunden“, provozierte Brian sofort, ließ sich demonstrativ am Nebentisch nieder und glotzte Amy herausfordernd an. „Was willst du mit Baby Bryonts? Soll er dich seinem Bruder vorstellen?“
    Seine Kumpel lachten, ihr abfälliger Spott war in der ganzen Cafeteria zu hören und übertönte das Murmeln und Reden von dreihundert Schülern. Amy verengte die Augen und verkniff den Mund. Junias deutete ein Kopfschütteln an. Nur nicht ärgern lassen. Nicht heute.
    So sehr ihn Brian normalerweise aufregte, heute war er ihm vor allem eins: abgrundtief lästig. Ein Wesen, so unnötig wie Fußpilz.
    „Mal im Ernst“, fuhr Brian fort und wandte sich nun Junias zu. „Wie stellt ihr euch das vor? Mit ihr da“, er wies abfällig in Amys Richtung, „ist nichts anzufangen. Die Frau ist zu Fleisch gewordene Langeweile.“
    Junias konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Er genoss es, Brian besserwisserisch ins Gesicht zu grinsen. Er musste nicht einmal an den gestrigen Tag

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