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Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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durchdreht?“
    „Jederzeit. Aber ich glaube nicht, dass er dir wirklich etwas tun würde.“
    „Ah, du kennst ihn nicht. Er ist unbeherrscht, cholerisch, ein Sadist und …“
    „Und er liebt dich viel zu sehr, um dir wehzutun“, unterbrach ihn Amy. „Du hättest ihn gestern Abend sehen müssen, als du“, sie schluckte und ihre Stimme wurde noch leiser, „bewusstlos warst. Er war ganz außer sich vor Sorge.“
    „Hmpf.“ Junias verdrehte verlegen die Augen. „Was war das Zweite, das du mir sagen wolltest?“
    Amy zögerte und zog ihre Unterlippe kurz zwischen die Zähne. „Das … also, ich glaube, es war wirklich unvernünftig, Brian zu drohen und ich finde das eigentlich auch ganz und gar nicht gut, dass du unnötige Risiken eingehst.“ Ihre Wangen glühten. „Aber wenn man das mal außen vor lässt: Junias, als du ihm an die Gurgel gegangen bist, sah das so was von heiß aus …“

Eis glüht kalt

    Den Sonnenuntergang erwartete Laine seit jeher voller Ungeduld, doch sie konnte sich nicht erinnern, ihn jemals herbeigesehnt zu haben wie an diesem Tag.
    Gleichzeitig wünschte sie, die Sonne würde niemals untergehen. Tröstlich und gleichzeitig gefährlich rot – blutrot – floss das Zwielicht über das Land, wie ein alles weichzeichnender Schleier. Verlogen war das. Ein sanft glühendes Prélude einer Nacht mit dramatischem Ende.
    Laine brach bei der ersten Möglichkeit auf, nahm den kürzesten Weg und fuhr schnell. Und wäre so gern umgekehrt.
    Sie war eine gute Lügnerin. Selbst Jonathan hatte sie belogen, indem sie ihm jahrelang Liebe vorgespielt hatte. Doch letztlich auch sich selbst. Belogen und zur Hure gemacht, aus Angst vor seinem Zorn. Angst, die sie sich nicht hatte eingestehen wollen.
    Mit einem Kopfschütteln entledigte sie sich der Erinnerungen, als das Haus der Bryonts in Sicht kam und mit ihm der verwahrloste Vorgarten, in dem Jamian die Überreste des Jungen vergraben zu haben schien, den er nur dann aus seiner Gruft befreite, wenn er aller Welt seine Gefühle als harmloses Spiel verkaufen konnte. Er hätte diesen Jungen vielleicht lieber verrotten lassen.
    Nicht jetzt, mahnte sie sich und verbot sich das Grübeln. Nein, die nächsten Stunden würden noch einmal ihr gehören. Ihr und Jamian, oder dem, der er war, unter seiner Fassade. Niemand würde ihre letzte gemeinsame Zeit beschmutzen, erst recht keine faulig stinkenden Ängste. Die folgenden Stunden würden süß sein, bittersüß. Sie würde den Schmerz betäuben und danach mit einer sehr viel tieferen Wunde wieder gehen. Das war der Preis.
    Die rasche Bewegung hinter Jamians Fenster entging ihr nicht, schließlich hatte sie gehofft, erwartet zu werden. Sie ließ ihren Wagen offen stehen und lief zur Tür. Diese wurde aufgerissen, bevor sie klopfen konnte.
    Jamian packte sie mit seinem Blick, den sie nicht durchschaute, denn er war nichts anderes als fordernd. Seine Lider verengten sich zu einer Frage, die er ihr nicht stellte. Sie fand keine Antwort. Dann schweifte sein Blick für einen Sekundenbruchteil zu ihren Lippen. Als er wieder zu ihren Augen aufsah, hoben sich seine Mundwinkel und im nächsten Moment küsste er sie kurz und so ungestüm, dass ihre Zähne zusammenschlugen.
    „Entschuldigung.“ Er lächelte dieses breite, unbeschwerte Jungenlächeln, das sie unweigerlich vergessen ließ, was sie zuvor über ihn gedacht hatte. „Ich hab geglaubt, du würdest nicht wiederkommen. Ich freu mich, dich zu sehen. So sehr. Ich freu mir ein zweites Loch in den Hintern, wenn ich nicht aufpasse.“
    „Du bist widerlich“, ertönte eine Stimme hinter ihm. „Oder du hast keine Ahnung, was Frauen gern hören.“
    „Sie vernebelt meinen Verstand“, rief Jamian und sah Laine dabei weiterhin an. „Das tut sie die ganze Zeit und mit voller Absicht, also muss sie auch die Konsequenzen tragen.“
    Laine erwiderte sein Lächeln, aber irgendwo dahinter zerdrückte Beklemmung die Worte, die sie hatte sagen wollen. Sie lugte über Jamians Schulter und warf einen ersten Blick auf den geheimnisvollen jüngeren Bruder.
    Das war also der Junge, dem ihr ganzes Volk auf Gedeih und Verderb ausgeliefert war, ohne dass er es ahnte. Hübsch, musste sie feststellen, fast noch kindlich anmutend mit seinen großen, grünen Augen und einem Mund, der Jamians ähnlich war. Derselbe trotzige Zug um die Lippen, der schwer zu interpretieren war, weil er ihnen einen gleichermaßen verletzten wie arroganten Ausdruck verlieh.
    Der Junge musterte sie, als

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