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Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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möglich. Zwar war sein Geruch nicht stark gewesen, aber sie hatte ihn dennoch wahrgenommen. Das war bei Kienshi nicht der Fall. Ihre Individualität war neutralisiert, ihre eigene Lebensenergie zerstört, daher rochen sie alle gleich – nach nichts. Zudem war es ihr ohne Mühe gelungen, seine Sinne zu blenden, sodass er sie nicht hatte ansehen können. Kienshi waren bedauerlicherweise immun gegenüber allen Vampirmächten. Zuletzt hätte kein Kienshi der Welt derart entspannt die Berührungen eines Vampirs hingenommen.
    Sie erklärte es sich damit, dass einige ihrer Art sich Menschen wie Haustiere hielten, als Liebhaber oder als Blutspender. Meistens beides. In diesem Dorf gab es viele Vampire und dieser Mensch war so ausgesprochen köstlich und noch dazu schön wie die Nacht, dass dies nahelag . Er hatte schon Erfahrungen mit Ihresgleichen. Möglich, dass er deshalb das Haar länger trug. Um einer Unsterblichen zu gefallen, die die Mode einer anderen Epoche bevorzugte.
    Nun, jemanden wie ihn würde sie auch eine Weile behalten, wenn sie die Zeit hätte. Die Vorstellung, ihn jederzeit berühren zu können, fühlte sich nach jener Art von Luxus an, den sie noch nicht leid war. Jederzeit über dieses auf angenehme Weise markante Gesicht zu streichen … Über die zentimeterlange Narbe, die sich über seinen linken Wangenknochen zog, und Fragen in ihr aufblühen ließ wie Mondwindblüten, die sich bei Dunkelheit öffneten. Und über den schlanken, muskulösen Körper. Ihre Hände in seinem braunen Haar vergraben, bis sie die Wärme seines Körpers annahmen. Sein Blut pulsieren zu hören, zu fühlen, zu riechen. Es zu schmecken, wenn es sie heiß und süß erfüllte und ihr seine Geschichten zuflüsterte. Bis allein sie entschied, dass es auf immer schweigen sollte.
    Macht über diesen Jungen zu haben …
    Laine erwischte sich bei einem lustvollen Schnurren und amüsierte sich über ihre kindischen Albernheiten.
    Für solche Spielereien hatte sie keine Zeit.
    Es ging um Wichtigeres als um einen Leckerbissen. An ihrem Auftrag hing schließlich nicht nur ihr eigenes Leben, sondern das Bestehen ihrer ganzen Rasse. Ihr Scheitern könnte die Ära der Vampire zu einem schrecklichen Ende führen. Umso schlimmer, dass sie von diesen senatstreuen Dummköpfen angegriffen worden war. Ohne es zu wissen, hatten sie sich durch ihren lächerlichen Revierkampf fast selbst um ihr Dasein gebracht. Andererseits verstand sie das nun besser, wenn es in diesem Revier mehrere dieser Köstlichkeiten gab. Sie musste trotz stechender Schmerzen im Brustkorb lachen.
    Auch Laine teilte nicht gern.
    Die ersten Lichter von Kingussie schimmerten am Horizont. Sie lag gut in der Zeit. Es blieb noch eine Stunde für eine stärkende Mahlzeit.
    Wie hieß es gleich? On se rencontre toujours deux fois dans la vie. Man sieht sich immer zweimal im Leben.
    Schade, dass der Junge dies bedauern würde.
    In der Ferne vernahm sie das Brummen eines Automotors. Gleich würde ein törichter, kleiner Mensch die Straße entlangkommen , der die verlogene Sicherheit der Stadt vor dem Morgengrauen verlassen hatte. Vielleicht war dieser Mensch genau das, was sie nun gebrauchen konnte.
    Entspannt ging Laine ihm entgegen.

    *
    „Beeindruckend, wie schnell ihr hergekommen seid.“ Jamian war bemüht, sich keine Angst gegenüber den beiden Kienshi anmerken zu lassen, die ihn vor seinem Haus erwarteten.
    Die Frau kannte er nicht. Sie saß bei geöffneter Tür mit über ge schlagenen Beinen auf dem Beifahrersitz des schwarzen BMW und musterte seinen noch immer bloßen Oberkörper. Dabei wippte ihr Fuß in hochhackigen Stilettos. Zugegeben, sie war attraktiv, aber auf eine Weise, die ihm Unbehagen bereitete. Der schwarz gelockte Mann Anfang dreißig lehnte am Kotflügel des Wagens und verzog grimmig die Miene. Ihn kannte Jamian sehr wohl.
    „Oh, und sie schicken direkt Magnus, den Unschlagbaren.“ Jamian deutete eine Verbeugung an, die seinem Gegenüber die Zornesröte ins Gesicht trieb. Mit Spott konnte Magnus nicht umgehen, das hatte Jamian schon früher herausgefunden. „Das sollte mir schmeicheln, nehme ich an. Erwarten die Herrschaften im Senat, ich würde Ärger machen?“
    „Hör auf , dir vor Angst in die Hosen zu pinkeln, Bryonts!“, wies Magnus ihn scharf an. „Geh rein!“
    Jamian unterdrückte jede Regung von Wut und verteidigte das überhebliche Grinsen, zu dem längst kein Grund mehr bestand. Junias saß noch im Wagen, hielt das Lenkrad fest umklammert und

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