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Stollengefuester

Stollengefuester

Titel: Stollengefuester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marijke Schnyder
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ihm heraus.
    »Bitte?«
    »Oh, sorry! Ich hab’s nicht so gemeint.«
    »Genau so hast du das gemeint. Keine Lügen, bitte. Eine Frau auf dem Höhepunkt ihrer Midlife-Crisis mit ihrem jugendlichen Liebhaber.«
    »Das ist gemein, das habe ich nicht gesagt«, wehrte sich Nino Zoppa erschrocken.
    »Nein, du nicht. Aber genau so stand es in empörten Großbuchstaben auf dem Gesicht unserer neuen Nachbarin.«
    Er grinste erleichtert. »Ich glaube immer noch, dass wir uns nicht besser verstecken können. Wir stehen doch ziemlich schräg in dieser Landschaft. Sie können uns beobachten und verfolgen und sie werden immer den falschen Schluss ziehen.«
    »Du wirst richtig raffiniert. Hat’s noch Kaffee? Dann aber an die Arbeit.«
    »Arbeit? Wir wollten uns doch nur ein bisschen umschauen.«
    »Nein, du versuchst, so überzeugend, wie es dir möglich ist, den Hobby-Bus-Mechaniker zu spielen.«
    »Nichts leichter als das.«
    »Und ich gehe ins Dorf, wie das Frauen in meinem Alter tun, und lasse mich in einem Schönheitssalon auf Vordermann bringen.«
    »Auf Vordermann?«, grinste er. »Aber das hast du doch gar nicht nötig. Dein jugendlicher Lover sorgt ja dafür, dass deine …«, er brach ab, »ach was!«
    »Du hast keine Ahnung. Eine Frau geht nicht in einen solchen Salon, weil es notwendig wäre, sondern weil es ihr zusteht.«
    Nino Zoppa schaute sie an und begriff nicht.
    »Elsi Klopfenstein hat mir die Adresse des Schönheitssalons zugesteckt, den die Witwe des Direktors jede Woche besucht.«
    »Aha«, sagte er erleichtert. Dann schaute er sich im Bus um. »Hier drin könnte ich fast vergessen, warum wir hier sind.«
    »Immerhin sind wir aus freien Stücken hier.«
    »Und schauen uns ein bisschen um. Und jetzt hoffst du, dass bald etwas geschieht.«
    Nore Brand schaute aus dem Fenster. »Ich weiß nicht, was ich in dieser Sache hoffen soll.«
    Nino Zoppa schaute sie forschend an. »Du weißt schon lange, dass diese Sache nicht wirklich abgeschlossen ist. Oder?«
    Nore Brand verteilte den restlichen Kaffee auf die beiden Blechbecher.
    »Ja«, sagte sie nach einem kurzen Zögern. »Wobei, ich bin noch immer nicht sicher.«
    Nino packte den Becher und drehte ihn in der Hand.
    »Eigentlich möchte ich alles wissen. Ist das möglich?«
    »Alles?« Nore Brand hob den Kopf.
    »Wie kann ich dir alles erzählen, wo ich selber keine Ahnung habe, ob wirklich etwas los ist oder ob die Fantasie mit Elsi Klopfenstein durchgegangen ist.«
    Sie schwieg.
    »Andererseits, wenn es etwas zu wissen gäbe und ich alles wüsste, dann wären wir jetzt nicht hier. Dann wäre die ganze Sache erledigt.«
    »Ich verstehe dich nicht.«
    »Du wärst in deinem Büro«, fuhr sie fort, »du könntest unbehelligt im Netz surfen, ohne an den Ohren zu frieren, und ich wäre mit Jacques am Niederrhein.«
    »Vielleicht«, fügte sie bei.
    Und die Woche drauf wäre sie in der Schneiderei Santschi in der Münstergasse, um das Ausweitungspotenzial ihrer Hose überprüfen zu lassen.
    »Dort würdest du ein paar Pfunde zulegen«, sagte Nino.
    Sie schaute ihn verblüfft an. »Seit wann kannst du Gedanken lesen?«
    »Das ist keine Zauberei. Jedes Mal, wenn du mit Jacques weg bist, wirst du dicker. Das behauptest du jedenfalls immer.«
    »Unverschämter Kerl!«
    Nino grinste.
    »Glaubst du, wir haben hier Platz zum Schlafen?«
    Er wies mit dem Kinn nach hinten, wo abends die Liegefläche entstehen würde.
    »Junge Männer können doch im Stehen schlafen, oder nicht? Was trainiert ihr denn im Militär? Für mich hat es jedenfalls Platz genug.«
    »Das werden wir ja sehen. Aber zurück zu unserem Fall. Du lenkst dauernd ab. Deine alte Taktik.«
    Nore Brand stellte ihren Becher auf den Tisch. Ja, vielleicht war es an der Zeit, sich etwas Neues einfallen zu lassen.
    »Also gut. Wir hängen beide drin. Da oben, in dieser Festung, findet so etwas wie eine Verbrüderung in Sachen Sicherung für Kunstsammlungen statt. Der russische Geheimdienst ist dabei, im Namen einer schwerreichen Persönlichkeit, die nicht genannt werden will, einen unermesslichen Schatz hier unterzubringen. Der Geheimdienst unseres Landes hält die Steigbügel. Das ist wichtig. Aber noch wichtiger ist die Tatsache, dass hier der Schatz der russischen Zaren gehütet wird. Oder anders gesagt: Der Berg da hütet den Schatz der Zaren und Russland hütet diesen Berg. Verrückt, nicht wahr? Unser Land hat endlich einen großen Bruder.«
    »Wahnsinn!«, sagte Nino.
    »Aber hör mal, spinnen die?«, setzte er

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