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Stolperherz

Stolperherz

Titel: Stolperherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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warmen Atem und dann das Weicheste, was ich jemals im Leben gefühlt hatte. Gregs Lippen berührten meine.
    »Wuhuhhuuoooooo!«, machte es, und mit einem lauten Rumps! sprang etwas Rotes, Langhaariges auf die Motorhaube. Ich schreckte zurück und starrte durch die Frontscheibe in zwei riesige schwarze Augen.

10. KAPITEL: S CHUTZENGE L
    Im Nachhinein kann ich sagen, dass ich Günnis Namensauswahl recht bedenklich fand angesichts der Tatsache, dass Buddy, also Kumpel , uns die gesamte restliche Nacht zähnefletschend belagerte und erst dann verschwand, als Günni ihn im Morgengrauen in weiser Voraussicht mit einem Würstchen vom Bulli weglockte. Buddy hatte es mit Bravour geschafft, keinerlei weitere Romantik zwischen Greg und mir aufkommen zu lassen, denn sein wildes Zähne-Gefletsche machte mir wirklich Angst.
    Zwischendrin war ich trotz heftiger Adrenalinausstöße und vor lauter Panik, Buddy könne die Fensterscheibe zerbeißen, zwar immer wieder eingenickt, müde wie ich war. Und so fühlte ich mich jetzt am Morgen entsprechend gerädert. Greg hatte das Ganze ein wenig gelassener gesehen und sich erst über Buddys Manko an Empathie für uns Schlafbedürftige lustig gemacht und anschließend Günni versucht zu verklickern, dass Buddy nicht nur den falschen Namen trug, sondern auch dringend ein Anti-Aggressions-Training absolvieren müsse. Günni kannte das schon und winkte ab. Doch ich traute mich erst aus dem Wagen, als Buddy wieder angeleint war.
    »Was ’n das für ’n Krach hier?«, murmelte ein sichtlich zerknautschter Flocke und lugte aus dem Saunahäuschen. Er trug einen weißen Bart aus Schaum, der langsam auf seinen freien, speckigen Oberkörper tropfte. Ich konnte nicht behaupten, dass das ein schöner Anblick war.
    »Spieglein, Spieglein an der Wand«, flötete Flocke, als er mich sah, »wer ist der schönste Keyboarder im ganzen Land?« Seine Morgenmuffeligkeit schien er im Nu überwunden zu haben.
    »Du sicher nicht«, maulte Michelle, die hinter ihm auftauchte. Augenscheinlich hatten die anderen ebenfalls nicht besser geschlafen als wir, auch ohne tierische Attacken.
    »Boah, war das heiß dadrinnen.«
    Als sie sich von Greg Feuer geben lassen wollte, zückte der nur widerwillig seinen Zünder. Als ich das sah, hüpfte mein Herz eine Sekunde lang.
    »Rosenrot, hast du mal einen Spiegel für mich?«, rief Flocke mir zu, der mit der einen Hand seinen nackten Bauch hielt und mit der anderen den weißen Schaum in seinem Gesicht verrieb.
    »Ja, warte«, antwortete ich und holte meine Tasche vom Sitz. Als ich ihm meinen Handspiegel reichte und er sich mit dem Einmalrasierer zu schaffen machte, fragte ich mich, warum er das überhaupt tat: Flocke hatte gar keinen Bart, noch nicht einmal Flaum.
    »Guck nicht so«, sagte er und leckte mit der Zunge den Schaum um seinen Mund auf, »man munkelt, Rasieren fördert den Bartwuchs!«
    Ich verzog angeekelt das Gesicht. »Du isst doch nicht etwa den Rasierschaum, Flocke?«, fragte ich leise, denn ich wollte sichergehen, dass die anderen ihn nicht postwendend nach Hause schickten, wenn sie von seiner schrägen Leidenschaft erfuhren. »Quatsch«, antwortete Flocke schmatzend, »das ist Sprühsahne. Rasierschaum ist aus. Und Sprühsahne schmeckt ohnehin viel besser!«
    Dann pfiff er eine abgewandelte Version von Aber bitte mit Sahne! vor sich hin.
    »Guten Morgen«, sagte Lex, der jetzt auch aus dem Häuschen kam. »Und, gut geschlafen?«
    Er klang etwas gereizt, zumindest kam mir das so vor, aber vielleicht lag ich damit auch falsch.
    »Geht so«, sagte ich schulterzuckend, »Buddy hat uns ganz schön auf Trab gehalten.«
    »Guter Hund«, sagte Lex und ging zu den anderen, die ihre Morgenzigarette zelebrierten, »macht seinem Namen alle Ehre.«
    Irritiert ließ er mich zurück; ich konnte mir keinen richtigen Reim auf sein Verhalten machen. Nicht in einer Million Lichtjahre war Lex in mich … oder doch? Ich hatte ihn gern, das stand außer Frage, und keinesfalls wollte ich unsere aufkeimende Freundschaft gefährden. Wahrscheinlich bildete ich mir nur wieder etwas ein, sagte ich mir, und verscheuchte den Gedanken schnell aus meinem Kopf.
    *
    Auf der Fahrt nach Hannover war Lex distanziert. Weil auch ich immer noch todmüde war, Michelle ebenfalls schlief und Kira wie üblich kaum den Mund aufmachte, war Flocke der Einzige, der irgendwas von sich gab, wenngleich ihm niemand zuhörte: »Hört ihr, Leute? Wer nicht drauf hört, hört halt nicht drauf!«
    Ich hatte

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