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Stolperherz

Stolperherz

Titel: Stolperherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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zugreifen, das stand außer Frage, denn Long Johns Kumpel hätte sicher schneller einen neuen Act gefunden, als es dauerte, den Crystal-Jungs erst groß die Sachlage zu erklären. Nachdem wir den Deal mit einem Handschlag besiegelt hatten, und Long John mir mit einem »Gute Geschäftsfrau!« so heftig auf die Schulter geklopft hatte, dass ich fast eingeknickt war, musste ich den anderen verklickern, dass sie heute vor einigen tausend Menschen spielen und zudem auch noch einen Tag länger als geplant in Hannover verbringen würden. Ich hoffte, dass das nicht mit den weiteren Plänen kollidierte, glaubte aber, mich daran erinnern zu können, dass ein freier Anreisetag eingeplant gewesen war. Ich musste grinsen: Greg ahnte gar nicht, wie schnell sich sein Wunsch, auf der ganz großen Bühne zu stehen, nun erfüllen würde. Als ich die Tür zur Bar öffnete, war ich aufgeregt und zittrig zugleich.
    »Du glaubst auch noch an die Zahnfee, was?«, verspottete Tobi mich, »klar spielen wir vor zigtausend Leuten, ohne Probe, und das in vier Stunden, kein Thema!« Er lachte laut auf. Auch die Blicke der anderen waren eine Mischung aus mitleidig und skeptisch. »Verarschen kann ich mich selbst«, sagte Tobi und drehte sich weg.
    »Es stimmt aber«, erklärte ich, »frag Long John. Er hat den Deal mit einem Handschlag besiegelt.«
    »Oh«, äffte Tobi mich nach, »er hat den Deal mit einem Handschlag besiegelt! Hahaha! Verarscht hat er dich, sonst gar nichts!«
    In diesem Moment betrat Long John den Raum. »Und, ready to rock?«, fragte er in die Runde.
    »Jau«, antwortete Schleicher und löste seinen Blick für einige Sekunden von Kira, »wir bauen jetzt auf.«
    »Wie, ihr baut auf? Einen Teufel tut ihr, ab ins Auto und zur Löwenbastion, oder habt ihr den Knall noch nicht gehört?«
    Tobi sah erst Long John und dann mich an, die Augen der anderen folgten ihm.
    »Du hast ernsthaft …?« Tobi starrte mich mit aufgerissenen Augen an. »Du? Ich meine – du? «
    Obwohl ich nicht wusste, ob das jetzt eine gute oder eine schlechte Reaktion war, beschloss ich, tapfer zu nicken.
    »Ja, ich dachte, also ich hab gedacht, dass … Ich meine, ihr wolltet doch immer auf großen Bühnen spielen … und dann hat es sich eben so ergeben …«
    »Ich fass es nich …«, sagte Tobi und hielt sich beide Hände vors Gesicht. »Alter!!!«
    Flocke hatte sich schneller gefangen als die anderen. »Ich freu mich wie Bolle ’n Wolf den Ast ab! Yolo Leute, yolo! You only live once!«
    »Ihr spielt ’n paar deutsche Songs, sagt die Kleine, richtig?«, fragte Long John in die Runde.
    »Wir haben keine deutschen Songs im Repertoire«, sagte Tobi und hob entschuldigend die linke Schulter. »Ich schreib nur Englisch.«
    »Doch, habt ihr«, widersprach ich und sah Greg an. »Er hat welche.«
    »Was?!«
    Alle Augen richteten sich erstaunt auf Greg.
    Er sah mich mit einem vernichtenden Blick an, der mich wie ein Blitz traf.
    »Na toll«, sagte er und schmiss ein Kabel, das er in der Hand hielt, mit voller Wucht in die nächste Ecke. »Hast du sie noch alle?«
    »Ich wollte doch nur …«, stotterte ich und brach ab. Mit so einer heftigen Reaktion hatte ich nicht gerechnet – schließlich erfüllte sich gerade sein Traum!
    »Kannst du mir mal bitte verraten, warum du dich in unsere und vor allem in meine Angelegenheiten einmischst?«
    Verunsichert trat ich einen Schritt zurück. »Aber du hast doch selbst gesagt, dass du davon träumst …«
    »Hör auf!«, unterbrach er mich, »du hast schon genug angerichtet.«
    Ich verstand kein Wort. Angerichtet? Er hatte doch noch vor wenigen Stunden gesagt, dass er von der großen Bühne träumte? Wieso reagierte er jetzt derart gegenteilig?
    »Wisst ihr was? Ich find das unglaublich!«, rief Lex jetzt in die Runde, in der man die Luft förmlich schneiden konnte. »Das ist extraordinär, Leute, absolut fabelhaft! Klar, ein bisschen spontan ist es schon, aber hey! So ist das Rocker-Leben nun mal. Das ist die beste Möglichkeit für eine Riesen-Promotion und die sollten wir nutzen. Scheiß auf den einen Tag länger hier und den zweiten Gig! Mann, Leute, wir spielen vor One Republic! Zieht euch das mal rein!«
    »Keine Zeit, Zeit zu verlieren«, sagte Long John und deutete auf seine Uhr. »Ich sehe euch in einer halben Stunde an der Löwenbastion.«
    Dann verschwand er.
    »Und du schreibst echt deutsche Songs?«, vergewisserte sich Tobi immer noch sichtlich erstaunt bei Greg.
    »Lass gut sein«, antwortete er, ohne von

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