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Stolperherz

Stolperherz

Titel: Stolperherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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seinem Kabelgewirr aufzusehen.
    »Wenn es aber die Bedingung ist, dass wir spielen können, dann müssen wir sie bringen«, sagte Lex.
    »Yihaw!«, brüllte Flocke, »Texte in der Muttersprache sind doch supersexy! Das kommt megagut bei den Schnuckelbräuten an!«
    Offensichtlich hatte er mal wieder unterschätzt, wie brenzlig die Situation war. Greg atmete ziemlich laut und ich hatte die Befürchtung, dass er gleich alles hinschmeißen würde.
    »Komm schon Alter, wenn du was hast, dann her damit«, versuchte Schleicher seinen Freund zu beruhigen. »Wir brauchen dich.«
    Tobi dagegen war immer noch hin und her gerissen, das sah man ihm deutlich an. »Finde ich irgendwie nicht so klasse, dass du mir nichts davon gesagt hast, dass du auch textest. Ich meine, wir sind eine Band.«
    »Verdammt noch mal, ich muss mich vor niemandem hier rechtfertigen!« Greg sah wütend in die Runde, dann blieb sein Blick an mir hängen. »Ich kann immer noch nicht glauben, was du da gerade getan hast.«
    »Aber ich …« Meine Stimme versagte. Ich hatte es nur gut gemeint, wollte ich sagen, ich wollte euch nur helfen, ich wollte alles richtig machen, aber es kam kein Ton heraus. Doch das war egal, denn Greg drehte sich sowieso weg und ich war mir sicher, dass er nie wieder ein Wort mit mir sprechen wollte.
    »Das ist echt krass«, sagte Tobi, der sich offenbar wieder gefangen und einen Entschluss gefasst hatte. »Immer für Überraschungen gut, unsere Red. Und das, obwohl wir sie nur als …«
    »Lass es«, unterbrach Greg Tobi gereizt.
    »Und du hast echt deutsche Songs im Repertoire?«, hakte Tobi weiter neugierig bei Greg nach. »Ich meine, ich bin schnell im Auswendiglernen. Wenn sie gut sind, kann ich sie singen. Wenn Long John meint, dass das gut ankommt.«
    »Greg würde sie sing…«, versuchte ich einen erneuten Anlauf.
    »Sie redet nur dummes Zeug«, unterbrach Greg mich, »einfach nur dummes Zeug.«
    »Wir brauchen dich«, mischte sich jetzt auch Lex ein. »Spring über deinen verfluchten Schatten und rück die verdammten Songs raus, wenn du welche hast.«
    »Ich bin nicht dabei«, sagte Greg jetzt und eine eiskalte Stille folgte.
    »Was???«
    »Ich bin nicht dabei. Ihr müsst den Gig ohne mich machen.«
    »So ein Quatsch!« Tobi lachte hysterisch und die Tonhöhe erinnerte mich fast an Michelle, die genau wie Kira völlig regungslos im Raum stand – selbst sie traute sich nicht, in dieser hochexplosiven Stimmung auch nur einen Mucks von sich zu geben.
    »Never, Alter! Das tust du uns nicht an!«
    »Frag sie doch! Sie weiß doch alles besser!«
    Es war klar, wen Greg gemeint hatte. Mir wurde das alles zu viel, tausend Gedanken wirbelten in meinem Kopf herum. Wieso lief alles bloß so dermaßen falsch?
    »Scheiße, Red«, sagte Tobi jetzt, »bring das wieder in Ordnung, was auch immer da war mit euch.«
    »Da war nichts«, sagte Greg jetzt, »absolut gar nichts «, und ein spitzer Gegenstand bohrte sich durch meine Magengrube hoch zu meinem Herzen. Tränen stiegen mir in die Augen und obwohl ich begann, ununterbrochen zu blinzeln, konnte ich den Strom nicht aufhalten. Sie liefen mir rechts und links die Wangen herunter. »Es tut mir leid, ich habe das nicht gewollt. Es war mein Fehler.«
    Es gab so viel zu sagen, aber eigentlich auch nichts, also wischte ich mit dem Handrücken die Tränen weg und drehte mich um. »Es tut mir wirklich leid.«
    »Wahnsinn, Sanny, das hätte ich mich nie getraut. Dass du aber auch immer auf so abgefahrene Ideen kommst!« Kira hatte sich zu mir auf den Bürgersteig vor den Autos gesetzt. Ich hielt mein Gesicht in den angewinkelten Beinen vergraben und antwortete nicht. Sie legte den Arm um mich und lehnte ihren Kopf an meine Schulter.
    »Ist nur leider echt blöd gelaufen.«
    Ich nickte in meine Knie hinein und seufzte. Wieso lag ich immer so falsch? Ich hatte versucht, alles richtig zu machen, und es war nach hinten losgegangen. Die Begeisterung, die ich mir erhofft hatte, war nicht eingetreten.
    Gregs Satz »Da war nichts – absolut gar nichts !« hallte wie ein Echo immer wieder in meinem Kopf herum und schlug mir gegen die Stirn.
    »Vielleicht geht es Greg ähnlich wie mir«, begann Kira, während sie ihren Kopf weiter an meine Schulter gelehnt hielt. »Vielleicht wollte er es aus eigenen Kräften schaffen, und nicht etwas geschenkt bekommen. Manchmal ist es eben wichtig, dass man etwas alleine erreicht.«
    »Ich wollte ihnen nur eine Freude machen«, antwortete ich leise, »ich hatte keine

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