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Stolz der Kriegerin

Stolz der Kriegerin

Titel: Stolz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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der Hand, während der Vierte seinen Bogen magisch spannte und einen Pfeil auf die Sehne legte.
    Zurückzuweichen hatte keinen Sinn, das war Laisa klar. Sie schnellte auf den nächsten Tenelianer zu, wich seinem Schwerthieb mit einer geschickten Drehung aus und stach ihre Klinge in den Oberarm. Sie schaffte es auch noch, den Nächsten auszuschalten und bekam aus den Augenwinkeln mit, dass Rongi einen Weiteren mit seinem Dolch verletzt hatte.
    Die Pfeilspitze des letzten Tenelianers aber zeigte genau auf sie. Laisa spannte alle Muskeln an, um mit einem hohen Sprung aus der Schusslinie zu kommen. In dem Moment vernahm sie ein wüstes Geschrei und das Krachen von Ästen, so als stürme jemand wie ein wild gewordener Zugochse auf das Lager der Attentäter zu.
    Der Tenelianer wurde für den Bruchteil eines Augenblicks abgelenkt, doch die Zeit reichte Laisa. Während sie sprang, riss sie den rechten Arm hoch. Die Springschlange, die Khaton ihr gegeben hatte, schnellte nach vorne und verbiss sich im Gesicht des Bogenschützen. Dieser sank ohne einen Laut zu Boden, und sein Pfeil flog ins Unterholz.
    »So, das wäre erledigt«, sagte Laisa, während sie die Hand erneut ausstreckte. Sofort kehrte die Springschlange zu ihr zurück und ringelte sich um ihren Unterarm.
    Unterdessen hatte Borlon die Lichtung erreicht. Sein Haupt- und Nackenfell stand zu Berge, und sein Gesicht war vor Ärger verzogen, so als wolle er gleich lospoltern.
    Bevor er jedoch dazu kam, den Mund aufzumachen, grinste Laisa ihn an. »Du hast deine Sache ausgezeichnet gemacht, Großer!«
    Dieses Lob kam für Borlon so überraschend, dass er nichts von dem sagen konnte, was ihm auf der Zunge lag. »Ihr hättet mir wenigstens einen von den Kerlen übrig lassen können«, brummte er nur und musterte dann die sechs bewusstlosen Tenelianer mit einem zufriedenen Blick. »Jetzt wissen die Kerle wenigstens, mit wem sie es zu tun haben.«
    »Zwei habe ich geschafft!«, erklärte Rongi stolz, während er seinen Dolch am Mantel eines der Männer reinigen wollte. Da glomm ein winziger grüner Blitz auf, und er sprang kreischend zurück.
    »Aua! Das hat weh getan!«
    »Es ist der Mantel. Sein Stoff ist grünmagisch«, erklärte Laisa. »Außerdem ist etwas an dem Zeug, das mir nicht gefällt.«
    »Dann sollten wir sie den Kerlen ausziehen!« Borlon machte sich ans Werk und warf die sechs Mäntel auf eine Stelle weit abseits der bewusstlosen Männer. Er nahm ihnen auch alle Waffen ab und fesselte sie mit einigen Stricken, die er vorsorglich mitgenommen hatte.
    »Sollen wir jetzt Graf Klerdhil informieren?«, fragte er danach.
    Laisa wollte schon Rongi losschicken, sagte sich dann aber, dass nicht jeder grüne Krieger die Nerven behalten würde, wenn so urplötzlich ein blauer Kater vor ihm auftauchte, und stieß einen gellenden Pfiff aus.
    Offensichtlich hörte man ihn im Lager, denn schon bald vernahm sie das Geräusch sich nähernder Schritte und sah kurz darauf Graf Klerdhil auftauchen.
    Dieser starrte die sechs Tenelianer ungläubig an. »Ihr habt sie tatsächlich gefangen!«
    »Hast du etwa daran gezweifelt?« Laisa schaffte es, beleidigt zu klingen.
    Dann befahl sie den Thiliern, die mit Klerdhil gekommen waren, die Gefangenen ins Lager zu bringen. »Sobald die Kerle aus ihren Träumen erwacht sind, werden wir sie verhören. Sollten sie versuchen, uns Lügen zu erzählen, erkenne ich das und werde es entsprechend bestrafen!« Laisa schmatzte hörbar und ließ dann die Krallen ihrer rechten Hand eine nach der anderen vorschnellen.
    Die Thilier wichen erschrocken vor ihr zurück, während Rongi mit einem blitzschnellen Griff einen über den Boden huschenden Waldnager fing und diesem den Kopf abbiss, um den Rest genüsslich zu verspeisen. Da das Tier leicht grün strahlte, brannte es zwar ein wenig auf seinem Gaumen, doch er konnte es besser essen als die Mahlzeiten, die von grünen Köchen zubereitet wurden.
    Auf die Thilier wirkte sein Verhalten beinahe noch einschüchternder als das von Laisa, und so beeilten sie sich, die Gefangenen aufzuheben und wegzutragen. Die Sieger dieser Nacht folgten ihnen langsam und waren sich trotz dieses Erfolges bewusst, dass noch eine lange und gefährliche Reise vor ihnen lag. Gleichzeitig spürte Laisa die Verantwortung, die auf ihr lastete, immer stärker. Wenn Elanah auf dieser Reise tatsächlich etwas zustieß, konnte dies der Anlass für einen weiteren Krieg sein. Den aber wollte sie unter allen Umständen

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