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Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)

Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)

Titel: Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McCarty
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Riss, den sie genäht hatte, und von seinem Schlüsselbein bis zum Ellbogen bildete sich bereits ein dunkler, marmorierter Bluterguss. Es sah schrecklich aus – und schmerzhaft.
    Doch er lebte. Ihr ganzer Körper wurde weich vor Erleichterung.
    Sie setzte sich zu ihm an die Bettkante und legte zögerlich ihre Hand auf seine. »Wie fühlst du dich?«
    Ein Mundwinkel verzog sich leicht zu einem spitzbübischen, schiefen Lächeln, das sie mitten ins Herz traf. »Ich habe auf dem Schlachtfeld schon viel Schlimmeres erlebt. Ich glaube nicht, dass etwas gebrochen ist.« Er warf Mor einen fragenden Blick zu.
    »Nichts gebrochen, obwohl es sich ein paar Tage lang so anfühlen wird«, bestätigte die alte Frau. Als ahne sie bereits, was für eine Art Patient er sein würde – nämlich ein schwieriger  –, warnte sie: »Aber Ihr werdet darauf achten müssen, dass die Wunde nicht wieder aufbricht, sonst eitert sie. Ich werde einen Trank gegen die Schmerzen heraufbringen lassen.«
    Erwartungsgemäß schüttelte Jamie den Kopf. »Den brauche ich nicht.«
    Mit einem stummen Blick sagte Caitrina Mor, dass sie ihn ihm geben würde – und wenn sie ihn ihm in den Hals gießen musste.
    Die alte Amme brummte missbilligend und rauschte zur Tür hinaus, wobei sie etwas über törichte Burschen und ihren
Stolz murmelte, und ließ Caitrina mit ihrem Ehemann allein.
    Sie musste sich ein Lächeln verkneifen und sah Jamie an, dem es ebenso zu ergehen schien. »Ich glaube nicht, dass sie viel für deine Zurschaustellung männlicher Stärke übrig hat.«
    Jamie lachte glucksend. »Ich glaube, du hast recht, aber das ist nicht der Grund, warum ich ihre Medizin abgelehnt habe. Ich mag das Gefühl nicht, das ich davon bekomme. Lieber ertrage ich Schmerzen, als dass ich in einen betäubten Dämmerschlaf falle.«
    Allzeit wachsam , dachte sie. Und nach dem, was heute geschehen war, konnte sie ihm auch kaum einen Vorwurf machen.
    Nun, da sie allein und in Sicherheit waren, traf die Realität sie mit voller Wucht. Die Sorge um ihn hatte ihr geholfen, die Fassung zu bewahren, und jetzt, da sie wusste, dass er wieder gesund werden würde, konnte sie ihre Gefühle nicht länger im Zaum halten. Sie brauchte ihn. Brauchte seine unerschütterliche Stärke. Sie musste sich vergewissern, dass er noch da war. Musste diesen quälenden Augenblick der Angst auslöschen, dass sie ihn auch noch verlieren könnte.
    Vorsichtig, um seine Schulter nicht zu berühren, schmiegte sie die Wange an seine nackte Brust, genoss das Gefühl seiner warmen, glatten Haut und suchte Trost im regelmäßigen Schlagen seines Herzens. Ihre Berührung hatte ihn überrascht, doch nur eine Sekunde lang, dann entspannte er sich unter ihr. »Ich hatte solche Angst«, gestand sie zitternd. »Gott, du hättest getötet werden können!«
    Er streichelte ihr übers Haar, und die starken Hände, die eine Waffe mit tödlicher Sicherheit schwingen konnten, waren sanft und tröstend wie die einer Mutter bei ihrem Kind. »Aber das wurde ich nicht. Obwohl ich diesen Preis bereitwillig gezahlt hätte.«
    Mit wildem Blick setzte sie sich auf. »Sag so etwas nicht! Sag so etwas niemals! Ich kann das nicht noch einmal durchmachen. Mein Vater, meine Brüder …« Tränen rannen ihr über die Wangen. Sie hatte ihre Familie so sehr geliebt, und alle waren ihr genommen worden. Wie konnte sie noch einmal solch schrecklichen Schmerz riskieren? Sie wusste, was er tat, und dass er sich ständig in Gefahr befand. Es erfüllte sie mit eisigem Entsetzen. »Ich kann dich nicht auch noch verlieren. Versprich mir …«
    »Das wirst du nicht«, beruhigte er sie und zog sie wieder an sich.
    Sie schwiegen einen Augenblick, und nur das Geräusch ihres ungleichmäßigen Atems und ein gelegentliches Schniefen, während die Tränen versiegten, erfüllte die Stille. Es war ein Versprechen, von dem sie beide wussten, dass er es nicht halten konnte. Sie lebten in einer Welt, wo der Tod an der Tagesordnung war – besonders für einen Krieger.
    »Bedeutet sie dir etwas?«, fragte er nach einer Minute. »Meine Sicherheit?«
    Sie erstarrte, da sie nicht wusste, was er von ihr hören wollte. »Ich …« Sie hatte Angst. Angst davor, dass es ihn irgendwie gefährden könnte, wenn sie ihre zerbrechlichen Gefühle in Worte fasste.
    Empfand er etwas für sie? Seine Stimme verriet nichts von seinen Gedanken. »Ja«, sagte sie stattdessen. »Mehr als alles andere.«
    Es war genug. Ihre Antwort schien ihn zufriedenzustellen,

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