Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)
denn er drückte sie ein wenig fester an sich. Ihr rasender Herzschlag hatte sich beruhigt, doch der Unfall spielte sich immer und immer wieder vor ihrem inneren Auge ab. »Alles geschah so schnell.«
»Aye , wenn ich nicht das Geräusch gehört und nach oben gesehen hätte …« Noch nie hatte sie so viel Gefühl in seiner Stimme gehört. Jamie Campbell, der meistgefürchtete Mann
in den Highlands, hatte Angst gehabt – um sie. Er räusperte sich. »Wenn ich herausfinde, wer dafür verantwortlich war …«
Bei dem düsteren Tonfall seiner Stimme wurde ihr eiskalt. »Ich bin sicher, es war nur ein Unfall.«
Er hielt ihren Blick fest, und sie wusste, dass er ihren Verdacht teilte. »Ich bin sicher, dass niemand die Absicht hatte, dich zu verletzen.«
Er hatte seine Worte mit Bedacht gewählt, was ihr keinen Zweifel daran ließ, dass er vermutete, jemand habe versucht, ihn zu töten. Sie betete, dass Seamus nicht dahintersteckte, doch ihre Loyalität gegenüber ihren Clansleuten war nur begrenzt belastbar und endete bei versuchtem Mord. Wenn Seamus dafür verantwortlich war, dann würde er dafür bezahlen.
»Ich habe dir noch nicht gedankt«, erkannte sie und sah zu ihm auf. »Dafür, dass du mir das Leben gerettet hast.«
»Du brauchst mir nicht zu danken. Ich sagte dir doch, dass ich mich immer um dich kümmern werde, und das habe ich ernst gemeint.« Er zog sie unter seinen unverletzten Arm, legte ihn ihr um die Taille und hielt sie fest an sich gedrückt. Sie schmiegte den Kopf unter sein Kinn, legte ihm die Hand auf die Brust und spürte die harten Muskeln beruhigend unter ihren Fingerspitzen. Langsam streichelte sie über die breiten, vertrauten Konturen. Sie wollte diesen Augenblick für immer festhalten. Nach allem, was in den letzten Monaten geschehen war, hätte sie nicht geglaubt, dass sie sich jemals wieder so fühlen würde – sicher und zufrieden.
Sie brauchte nichts zu sagen. Sie spürte, dass er wusste, was sie dachte, weil er dasselbe fühlte. Ein herabstürzender Balken hatte vollbracht, wozu keiner von ihnen in der Lage gewesen war, nämlich alle Vorwände und jede Verstellung fortzuwischen und die Wahrheit zu enthüllen. Erst als sie mit der schrecklichen Angst, ihn zu verlieren, konfrontiert
worden war, hatte sie sich eingestanden, was er ihr inzwischen bedeutete.
»Ich habe dich vermisst«, sprach sie ihre Gedanken laut aus. Und dennoch hatte sie nicht den Wunsch, ihre Worte zurückzunehmen.
Er verharrte regungslos. »Ich dich auch.«
»Ich hätte diese Dinge niemals sagen sollen. Du hast mir nie einen Grund gegeben, dir nicht zu vertrauen. Ich vertraue dir, es ist nur …«, sie suchte nach dem richtigen Wort, doch alles, was ihr einfiel, war: »kompliziert.«
Aber irgendwie schien er sie zu verstehen. »Aye . Ich kann dir nicht versprechen, dass es keine Probleme geben wird.«
»Ich weiß.« Doch welche Probleme sie mit der Akzeptanz ihres Clans auch haben würden, sie würde nicht länger zulassen, dass sie ihn aus ihrem Bett fernhielten.
Geistesabwesend glitt ihre Hand tiefer zu seinem Bauch und zeichnete die straffen Muskelstränge nach. Seine Erregung drängte sich hart gegen seine Hosen. Einen Augenblick lang wollte sie ihn schon umfassen und den harten Stahl unter ihren Fingern spüren, doch dann erinnerte sie sich wieder daran, dass er verletzt war.
Schnell zog sie ihre Hand zurück. »Es tut mir leid.« Ihre Wangen glühten. »Ich habe nicht nachgedacht.« Sie setzte sich auf und wollte vom Bett aufstehen. »Ich sollte gehen, damit du dich ausruhen …«
Erschrocken keuchte sie auf, als er ihren Arm packte und sich zu sich zurückzog. »Nein.« Seine Stimme war dunkel und eindringlich. Er umfasste ihr Kinn und küsste sie zart auf die Lippen. »Bleib. Ich brauche dich.«
»Aber deine Schulter …«
»Ich versichere dir, das Vergnügen, das du mir bereitest, ist das beste Mittel gegen die Schmerzen.« Tief sah er ihr in die Augen, mit sanftem, weichem Blick, und strich ihr eine Haarlocke aus der Stirn. »Nimm mir den Schmerz, Caitrina.«
Sie warf einen Blick auf den Verband an seinem Arm, doch er drehte ihr Gesicht wieder zu sich. »Lass mich vergessen«, flüsterte er und küsste sie erneut.
Sie vernahm sein Flehen tief in ihrem Herzen. Sie wollte ebenfalls vergessen. Sie wollte den Unfall vergessen, der ihn ihr beinahe für immer genommen hätte, und sie wollte die törichten Tage vergessen, die sie voneinander getrennt gewesen waren. Er teilte ihre Lippen und
Weitere Kostenlose Bücher