Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)

Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)

Titel: Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McCarty
Vom Netzwerk:
Der juwelenbesetzte Griff des Claymore, das er auf den Rücken geschnallt hatte, leuchtete wie ein Leuchtfeuer im schwachen Licht.
    Ihr Herzschlag setzte aus, als das Verständnis dämmerte. Eine Minute später bestätigte sich ihre Befürchtung, als Niall
und der Rest der Wachmänner ihres Vaters aus dem Turm geführt wurden.
    Sie wollte es nicht glauben. Einen Moment lang stand sie vor kalter Ungläubigkeit wie versteinert. Jamie hatte sie verraten. Er führte sein Vorhaben durch. Aber nach allem, was sie miteinander geteilt hatten … Er hatte es doch versprochen … Oder etwa nicht?
    Ohne eine weitere Sekunde zu vergeuden rannte sie aus dem Schlafzimmer, die Treppe hinunter, durch den Saal und aus dem Turm, gerade, als die Männer begannen, paarweise in einer langen Reihe durch das Tor zu reiten.
    »Warte!«, schrie sie.
    Jamie hielt beim Klang ihrer Stimme an, doch er befahl seinen Männern, weiterzureiten. Regentropfen trafen ihr Gesicht wie feine Nadeln, als sie auf ihn zurannte. Sie erreichte das Tor genau in dem Moment, als Niall hindurchritt. Ohne sich darum zu kümmern, dass man sie beobachtete, packte sie den Fuß ihres Bruders und zwang so den Mann, der sein Pferd führte, anzuhalten, um sie nicht zu zerquetschen.
    »Niall …« Mit tränenüberströmten Wangen sah sie zu ihrem Bruder hoch, und der Kloß in ihrer Kehle machte es ihr schwer, zu sprechen. »Es tut mir so leid! Du musst mir glauben, ich wollte nie, dass das geschieht.«
    »Lass ihn los, Caitrina«, befahl Jamie mit völlig emotionsloser Stimme.
    »Alles wird gut, Caiti«, sagte Niall und löste vorsichtig ihre Finger von seinem Bein und dem Steigbügel. Er nahm ihre Hand und drückte sie, doch dann musste er sie loslassen, als er fortgeführt wurde. »Kümmere dich gut um Brian.«
    Tränen strömten ihr über die Wangen, als sie sich zu ihrem Ehemann umwandte, der sein Ross neben ihr zum Stehen gebracht hatte. Sein Kiefer war hart und angespannt, und sein Gesichtsausdruck unnachgiebig und unerbittlich. Mit jedem Zoll der Campbell-Vollstrecker.
    »Wie kannst du das nur tun?«, schrie sie. »Ich dachte, wir wären uns einig.« Heftige Emotionen machten es ihr fast unmöglich weiterzusprechen. »Wir haben uns geliebt.« Sie blickte ihm in die Augen, doch sie sah nur den stählernen Vorhang der Pflicht. »Du hast gesagt, du liebst mich.«
    Er hielt ihren Blick fest. »Ich dachte ebenfalls, dass wir uns einig wären. Wie es scheint, haben wir uns beide geirrt. Du hast meine Liebe für dich damit verwechselt, mich nach deinem Willen manipulieren zu können, und ich habe deine Methode der Überzeugung mit wahren Gefühlen verwechselt.«
    Es dauerte einen Augenblick, bis ihr klar wurde, was er damit meinte. Entsetzt riss sie die Augen auf. »Du irrst dich!« So hatte sie es nicht geplant. Sie hatte ihn nicht verführt, um ihn zu überreden. »Das würde ich nicht tun.« Doch schon während sie die Anschuldigung vehement von sich wies, fragte sie sich, ob vielleicht doch ein Körnchen Wahrheit darin steckte. Sie war verzweifelt gewesen und hatte nach jedem Strohhalm gegriffen. Hatte sie unbewusst auf sein Verlangen nach ihr vertraut? Nein .
    »Würdest du das wirklich nicht?« Er starrte sie noch einen Augenblick länger an. »Das spielt keine Rolle. Wie du siehst, hat es nicht funktioniert.«
    Sie sah durch das Tor auf den Zug aus Männern und Pferden, die eine Wolke aus Schlamm und Blättern hinter sich aufwirbelten, während sie aufs Meer zugaloppierten. Dann flog ihr Blick wieder zu Jamie zurück. Entschlossenheit stand ihm ins Gesicht geschrieben. Unerbittlich.
    Ihre schlimmste Angst war Wirklichkeit geworden. Das Glück, das sie so vorsichtig aufgebaut hatte, stürzte um sie herum zusammen. Und nun verlor sie ihren Bruder vielleicht noch einmal.
    Sie hatte ihm vertraut, und er hatte sie im Stich gelassen.
    Hilflose Wut erfasste sie. Sie konnte nicht mehr klar denken.
Alles was sie wollte, war, das hier zu verhindern. »Das werde ich dir nie verzeihen!«, schwor sie, und ihre Stimme zitterte vor heftigen Gefühlen. Es gab nur noch eine einzige Sache, die sie tun konnte – einen weiteren Fehdehandschuh, den sie zwischen sie werfen konnte. »Wenn du jetzt gehst, wenn du meinen Bruder von hier fortbringst, dann will ich dich nie wiedersehen.«
    Beinahe sofort, nachdem ihr die Worte über die Lippen gekommen waren, wünschte sie sie wieder zurück.
    Der unbarmherzige Ausdruck seiner Augen brannte ihr ein Loch ins Herz, während das

Weitere Kostenlose Bücher