Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)
rücksichtslose Ultimatum in der Luft zwischen ihnen hing. Sie wollte glauben, dass er dazu nicht in der Lage wäre.
Doch tief in ihrem Herzen wusste sie, dass er es war. Er hatte sie gewarnt, sich nicht noch einmal zwischen ihn und seine Pflicht zu stellen, doch genau das hatte sie getan.
Sein Blick hielt sie gefangen, ließ sie nicht los; doch sie nahm es nicht zurück. Schließlich neigte er den Kopf. »Wie du wünschst.« Und ohne ein weiteres Wort riss er sein Streitross herum und galoppierte durchs Tor. Ohne sich noch einmal umzublicken.
Vielleicht schmerzte das am meisten. Dass er sie nach allem, was sie miteinander geteilt hatten, einfach so verlassen konnte, ohne auch nur einen Augenblick des Zögerns oder der Reue, wo ihre ganze Welt doch gerade zerstört worden war.
Er würde nicht zurückkommen. Um ihre Brüder zu retten, hatte sie ihr Herz aufs Spiel gesetzt und verloren.
Sie konnte nichts mehr tun. Es war zu spät. Niall war fort. Ebenso wie der einzige Mann, den sie jemals lieben würde.
Verzweiflung schnitt ihr in die Seele wie ein stumpfes Messer; die Qual war unerträglich. Es fühlte sich an, als würde ihr Herz entzweigerissen. Sie wollte ihrem Kummer in einer Sturmflut von Tränen freien Lauf lassen, doch selbst Weinen
konnte ihr keinen Trost mehr spenden. Mit trockenen Augen sah sie ihn fortreiten, sah ihm nach, bis sein stolzer, breiter Rücken in der Ferne verschwand.
Fort.
Ein trockenes, ersticktes Schluchzen stieg ihr in die Kehle. Nicht noch einmal. Sie konnte es nicht ertragen. Nie hätte sie geglaubt, dass sie noch einmal solchen Schmerz fühlen würde. Nie hätte sie geglaubt, dass sie sich so alleine fühlen würde.
Die Liebe hatte sie verraten.
Kraftlos fiel sie in dem Schmutz und Schlamm auf die Knie und ließ den Kopf sinken. Dann durchdrang ein unangenehmer Gedanke ihren Kummer. Oder hatte sie die Liebe verraten?
Jamie zwang sich, den Blick streng nach vorne zu richten, während er von Rothesay fortritt, da er wusste, dass es eine Weile dauern würde, bevor er wieder zurückkehrte.
Es hatte ihn alles an Kraft gekostet fortzureiten, und er wusste nicht, wann er es wieder wagen konnte, seine Frau wiederzusehen. In ihrer Nähe zu sein war unmöglich, die Sehnsucht war zu stark. Es wäre besser, jede Verbindung zu ihr abzubrechen.
Als ob es so einfach wäre, sich das Herz aus dem Leib zu schneiden. Er verspürte ein dumpfes Gefühl der Leere in der Brust, das mehr schmerzte als jede Wunde, die er bisher in einer Schlacht erlitten hatte.
Fest biss er die Zähne zusammen und stählte sich gegen die heftige Welle aus Schmerz und Verlust.
Welch feine Ironie, dass ein Mann, der auf dem Schlachtfeld praktisch unbesiegbar war, von so etwas Gewöhnlichem wie Gefühlen zu Fall gebracht wurde. Er hätte sich gar nicht erst auf diese Verbindung einlassen sollen, genauso wie er eine Freundschaft gemieden hatte. Ein Mann in seiner Position
war alleine besser dran. Er war das Risiko mit Caitrina eingegangen, weil er gehofft hatte, dass es anders sein würde, doch das war ein Fehler gewesen.
Enttäuschung fraß sich durch seinen Bauch wie Säure. Er hatte so sehr glauben wollen, dass sie sich einig werden konnten, doch er hatte Sex mit Vertrauen und Liebe verwechselt. Sie hatte es vielleicht nicht bewusst getan, so wie er es anfangs geglaubt hatte – der Schock auf ihrem Gesicht hatte echt genug gewirkt –, doch sie hatte eindeutig nicht als Zeichen ihres Vertrauens mit ihm geschlafen, so wie er vermutet hatte.
Offensichtlich hatte sie ebenfalls Vermutungen angestellt. Erst ihr Ultimatum an ihn hatte ihn endlich erkennen lassen, dass er sie niemals würde überzeugen können, ihm völlig zu vertrauen, ganz gleich, wie sehr er es auch versuchte. Er hatte gehofft, dass sie, sobald sie ihn einmal besser kannte …
Nein . Ihre Familie und dass er ein Campbell war, würden stets zwischen ihnen stehen. Sie würde nie den Mann hinter dem Namen und dem Ruf sehen. Alleine war er besser dran. Das hätte er von Anfang an bleiben sollen.
Liebe, so schien es, war einfach nicht genug.
Für einen Mann, der eine Niederlage nicht zuließ, war Versagen schwer zu verdauen – besonders wenn er so hart für etwas gekämpft hatte.
»Meine Schwester kann ziemlich stur sein.«
Jamie wandte sich zu Niall Lamont um, der im birlinn neben ihm saß und ihn beobachtete, und seinem nachdenklichen Gesichtsausdruck nach zu schließen, hatte er vermutlich mehr gesehen, als es Jamie lieb war. Er tauchte
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