Stolz und Verfuehrung
verborgen, und sie wusste, dass er sie zu weiteren Reaktionen provozieren würde, wenn sie sich nicht schleunigst aus dem Staub machte.
Die Rettung nahte in dem Moment, als sie danach Ausschau hielt. Sie winkte Hildas Nichte herüber, die einen Teller zu einem Tisch bringen wollte. »Haben Sie schon zu Mittag gegessen? Die Hammelpasteten sind schon ausgegangen, aber ich kann Ihnen eine Wildpastete bestellen.«
Em wartete, spürte ein gewisses Zögern hinter sich; dann drang seine Stimme an ihr Ohr, klang noch ein wenig tiefer als zuvor.
»Wenn mein Hunger doch nur so einfach zu stillen wäre.«
Em konnte sich nicht länger weigern, sich umzudrehen. Sie spürte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg.
Wie er dort entspannt in der Tür stand, eine Schulter lässig an den Rahmen gelehnt - jeder Zoll aufreizende Männlichkeit, kaum mehr als einen halben Meter entfernt all das war wenig hilfreich. Sie musste ihren Blick auf sein Gesicht zwingen.
Er suchte ihre Augen, zog eine Braue hoch.
Sie kniff die Augen leicht zusammen und schaute ihn an. »Wenn wir Sie nicht mit Wildpastete verführen können, dann haben wir Ihnen bedauerlicherweise nichts anzubieten.«
Jonas verzog die Lippen. »Vielleicht jetzt noch nicht. Aber wer kann schon wissen, welche Köstlichkeiten Sie eines vielleicht nicht allzu fernen Tages auf Ihre Speisekarte setzen werden?«
Em hatte genau begriffen. Ihre Wangen brannten noch heißer, obwohl sie entschlossen die Unschuld spielte. »Wie der Zufall es will, haben wir vor einer Stunde besprochen, ob wir vielleicht Hühnchen- und Lauchpasteten anbieten sollten.«
»Ach, tatsächlich?« Seine dunklen Augen hielten sie fest. »Wie auch immer, ich glaube, ich warte ab, bis ich etwas ... Befriedigenderes bekommen kann.«
Das tiefe Braun in seinen Augen glitzerte sündhaft verschmitzt, und seine Lippen verzogen sich zu einer verführerischen Kurve. Viel zu lebhaft konnte Em sich daran erinnern, wie sich diese Lippen auf ihren angefühlt hatten ...
Em räusperte sich. »Ich kann mir nicht vorstellen, was Befriedigender sein könnte als eine Wildpastete.«
Sein Lächeln wurde breiter. »Das bleibt ein Geheimnis.«
Ihr Geheimnis. »Ich kann mir ebenso wenig vorstellen, dass Geheimnisse auf der Speisekarte auftauchen werden.«
»Das werden wir sehen. Und natürlich«, sein Blick glitt auf ihre Lippen, »gibt es auch gewisse Süßigkeiten, für die ich eine heftige Vorliebe entdeckt habe.«
Em atmete tief ein und warf ihm einen zornigen Blick zu -was nicht so einfach war, denn in ihrem Kopf drehte sich alles. »Süßigkeiten gibt es garantiert nicht auf unserer Speisekarte.«
»Jetzt vielleicht noch nicht. Aber ... wir werden sehen.«
Jonas rührte sich, straffte den Rücken, ergriff ihren Ellbogen und zog sie an seine Seite, sodass die Thompsons an ihr Vorbeigehen und das Lokal verlassen konnten.
Die beiden großen und schwerfälligen Brüder nickten Jonas - Mr Tallent! - freundlich zu; entspannt erwiderte Jonas den Gruß ebenso freundlich.
Seine Aufmerksamkeit richtete sich erneut auf sie. Aber Em war endlich wieder zu Verstand gekommen. Sie riss sich zusammen und senkte den Kopf. »Wenn Sie mich bitte entschuldigen wollen, ich muss mich um die Leitung Ihres Gasthauses kümmern.«
Jonas überlegte kurz und nickte. »Wie Sie wünschen. Aber ich werde so lange wiederkommen, Miss Beauregard, bis ich befriedigt bin. Wie oft auch immer es sein muss.«
Em konnte es nicht ertragen, ihm das letzte Wort zu überlassen, ganz besonders dann nicht, wenn es sich um Worte handelte, die vor Anzüglichkeiten nur barsten. »Ich bin überzeugt, Sir, dass Sie die Vergeblichkeit Ihres Unterfangens irgendwann bemerken werden.«
Sie wollte sich entfernen, aber er hatte seine Finger immer noch warnend um ihren Ellbogen geschlossen.
Dann senkte Jonas den Kopf.
Sie erstarrte. Panisch jagten ihr die Gedanken durch den Kopf. Konnte es wirklich sein, dass er sie im Schankraum vor einem halben Dutzend neugieriger Gäste küssen wollte?
Die Antwort lautete: nein. Mit überwältigender Erleichterung stellte sie fest, dass er sich lediglich dicht zu ihr hinüber lehnte. So dicht, dass niemand außer ihr ihn hören konnte.
Außerdem senkte Jonas die Stimme, bis sie in ihr vibrierte, ihre Nerven förmlich in Schwingungen versetzte. Mit dem Blick hielt er sie gefangen; er war so nah bei ihr, dass sie sich wie hypnotisiert fühlte.
»Es gibt etwas, was Sie wissen sollten, Emily Beauregard.« Jonas sprach ruhig und
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